Runkel: Müssen Bello & Co. demnächst an der Leine bleiben?

Vorsitzender der Hegegemeinschaft fordert strengere Regeln für Hunde - Hitzige Diskussion
Runkel -In und um Runkel ist eine hitzige Diskussion über das Thema "Verschärfung des Leinenzwangs für Hunde" entbrannt - überwiegend geführt im Internet. Auslöser war ein Schreiben des 1. Vorsitzenden der Hegegemeinschaft Beselich-Runkel, Michael Schales, an die Stadt und eine noch nicht entschiedene Diskussion in den städtischen Gremien.
Michael Schales fordert eine Hundesatzung mit einer Anleinpflicht im Außenbereich entsprechend den Nachbarkommunen Beselich und Weilburg zu verabschieden. Er kritisiert: "Mittlerweile laufen auf unseren Feldern und Wiesen mehr Hunde als Feldhasen." Die Gründe für sein Anliegen seien der Schutz der Jungtiere und der stark gefährdeten Bodenbrüter, die Beunruhigung des Wildes, die Verkotung der landwirtschaftlichen Flächen, Belästigungen derer, die ihre Hunde angeleint führten, sowie Hundetourismus zu Gemarkungen, in denen alles erlaubt sei.
Dr. Horst Fingerhuth, Inhaber der Runkeler Tierarztpraxis an der Lahn, sagt, dass die aktuellen Anleinbestimmungen völlig ausreichend seien. Fingerhuth warnt, dass ein Hund nicht tiergerecht leben könne, wenn er beim Gassi gehen nicht frei laufen könne. Ständiges Leinetragen könne Hunde aggressiv machen. Klar sei, dass ein Hund sich immer im Einflussbereich des Herrchens zu befinden habe und nicht wildern dürfe. Dies sei aber eine Frage des Gehorsams und könne auch ohne Leine gewährleistet werden. Flächen verkoten könnten auch angeleinte Hunde. Es sei gesetzlich bereits klar geregelt, dass ein Besitzer dafür verantwortlich sei, den Kot zu entfernen. "Dass alle Hundehalter noch einmal ermahnt werden oder beim Nichtbeachten der Regeln zur Not auch mit Bußgeldern belegt werden, wäre für mich verständlich", so Fingerhuth.
Der Tierarzt ist jedoch der Meinung, vielen Hunden, die sich an alles halten, die Möglichkeit zu nehmen, in ihrem Tempo mal ein paar Schritte vorauszugehen, kurz am Wegrand zu verweilen, und ihnen die Möglichkeit zu nehmen, wichtige Sozialkontakte zu anderen Hunden ohne Leine aufzunehmen, sei eine völlig überzogene und auch nicht klar begründbare Maßnahme.
Runkels Stadtverordnetenvorsteher Jörg-Peter Heil (CDU) sieht es anders und würde es nicht verwerflich finden, wenn die Stadt Runkel eine Satzung wie in Weilburg verabschieden würde. Heil joggt selbst gerne im Kerkerbachtal und sieht, dass dort durch die lockeren Regelungen Hundetourismus entstehe, sich teilweise 20 Leute mit 30 Hunden dort treffen und einfach quer über die Felder laufen würden. Heil ist nach eigenen Angaben als Jogger dort schon zwei Mal von Hunden in die Wade geschnappt worden. Und oft treffe er auf Hundehalter, die keine Einsicht zeigten.
"Überflüssige Diskussion"
Die Runkeler Hundehalterin Gaby Heide sieht es anders: "Es ist so schade, dass die Hunde, die wirklich gehorchen, jetzt darunter leiden sollen. Ich selbst habe fünf, und alle laufen frei im Rudel und sind folgsam." An Verschmutzungen durch Hundekot werde sich auch durch eine Leinenpflicht nichts ändern.
Der Runkeler Apotheker Torsten Kraemer ist täglich drei Mal mit seinem Hund unterwegs und hat noch nie Probleme mit anderen Hunden gehabt, wie er sagt. Letztlich liege es in der Verantwortung der Besitzer, dass ihre Hunde hörten und nicht durchs Feld liefen. Die ganze Diskussion findet Kraemer überflüssig, weil es längst allgemeingültige Regelungen für die Brutzeit gebe. Statt einen Leinenzwang zu beschließen, wäre Kraemer eher dafür, dass mehr kontrolliert wird, ob Hundehalter die Bestimmungen beachten. Und wenn jemand den Kot einfach liegen lasse oder gar einen aggressiven Hund alleine laufen lasse, dann gehöre der bestraft.
Die Schadecker Hundehalterin Ilona Martin versteht die Diskussion nicht, hat selbst noch nie negative Erfahrungen mit fremden Hunden gemacht. Der Besitzer sei selbst in der Pflicht, darauf zu achten, dass sein Hund kein Wild reiße oder mitten aufs Feld kacke. Genauso gebe es auf den Wegen aber auch hirnlose Radfahrer.
Stephan Baschulewski sagt, dass es weniger um strengere Regeln gehe, sondern mehr um Empathie. Wenn er merke, dass ein Jogger vor seinem Hund Angst habe, leine er ihn direkt an. Genauso würde er von Radfahrern erwarten, dass sie Tempo rausnehmen, wenn sie auf den Wegen vor sich Spaziergänger sehen.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Armin Naß ist selbst Landwirt und kritisiert, dass ständig Hunde seine Felder verschmutzen und Hundehalter über seine Flächen laufen. Durch den Kot in seinem Erntegut könnten Menschen krank werden. "Es sind vielleicht nur 50 Prozent der Hundehalter, die ihre Hunde im Griff halten", ärgert sich Naß.
Denise Ullmann kann verstehen, wenn jemand keinen Hundekot auf seinen Feldern haben will, "aber es könnte hier wunderbar alles von alleine funktionieren, wenn Fußgänger, Jogger und Radfahrer auf den Wegen mehr aufeinander Rücksicht nehmen würden", so Ullmann. Von manchen werde man schon schief angeschaut, wenn man einen Hund dabeihabe. Dabei rufe sie ihren Hund stets zurück, wenn sich ihr andere Menschen näherten, versichert Denise Ullmann.