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Jochen Weeber: Selters könnte Hochburg für Existenzgründer werden

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Von: Robin Klöppel

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Bürgermeisterkandidat Jochen Weeber (re.) möchte für innovative Existenzgründer wie Heiko Rex ein offenes Ohr haben.
Bürgermeisterkandidat Jochen Weeber (re.) möchte für innovative Existenzgründer wie Heiko Rex ein offenes Ohr haben. © Robin Klöppel

Selters -6611 Wahlberechtigte sind am 6. März aufgerufen, den neuen Selterser Bürgermeister zu wählen. Jedem von ihnen gibt die NNP Gelegenheit, sich bis zum digitalen Kandidatenforum der NNP am 23. Februar zu zwei Themen gezielt zu äußern.

Selters könnte zu einer Hochburg für Existenzgründer werden. Der unabhängige Kandidat Jochen Weeber möchte im Selterser Rathaus jederzeit offen für neue Ideen sein, wenn er am 6. März die Bürgermeisterdirektwahl gewinnt. Ein Beispiel von vielen stellt er den Wählern vor.

Der Runkeler Existenzgründer Heiko Rex hat mit AIGrow ein System entwickelt, um über mobile Folientunnel unkompliziert und effektiv den Wunsch nach gesundem Gemüse zu erfüllen. Weeber erzählt, dass man die Folientunnel von AIGrow praktisch überall auf ungenutzten Flächen aufstellen kann, beispielsweise auf Ausgleichsflächen der Gemeinde. "Der Gemeinde entstehen dadurch keine Kosten", so der 42-jährige Bürgermeisterkandidat. Doch wenn genügend Bürger mitmachten, könnten die Selterser künftig über das System bestimmen, was sie an Gemüsesorten gerne hätten und das dann über eine App bei AIGrow bestellen. Sie müssen dann nur noch warten, bis das Gemüse fertig ist und abgeholt werden kann. Dies ist möglich durch die Verwendung von künstlicher Intelligenz, welches den Anbau autark steuert und sich selbst verbessert. Daher auch der Name AIGrow (Artificial Intelligence). "Ein solcher Tunnel kann auch schnell wieder abgebaut und an einem anderen Standort wieder neu aufgebaut werden, falls die Fläche doch später einmal für etwas anderes von der Gemeinde gebraucht wird", weiß Jochen Weeber. Der 42-Jährige denkt, dass viele Bürger Interesse haben, sich gesund zu ernähren und nicht nur Supermarkt-Gemüse zu kaufen, das in der Sortenauswahl immer beschränkter werde. "Oft haben die Bürger aber nicht das Fachwissen und im Alltag die Zeit, daheim selbst etwas im eigenen Garten anzubauen", denkt Weeber.

Im Nordkreis läuft ein Testversuch

Hier kommt AIGrow ins Spiel. Das Unternehmen ist derzeit im Nordkreis in einem Testversuch mit einer Gemeinde. Laut Rex müssten zirka 300 bis 400 Bürger pro Kommune mitmachen, damit sich das Projekt rechnet. Weeber denkt, dass diese zu erreichen sind, wenn die Gemeinde das Projekt unterstützt, wie beispielsweise bei Glasfaser-Anschlüssen. Das System ist für den Nutzer einfach. Er kann per App Pflanzplätze und Gemüsesorten im Folientunnel auswählen. Das System zeigt dem Kunden dann an, wie das Gemüse wächst, wann es fertig ist und abgeholt werden kann. Der Kunde hat keinen Aufwand. Er bekommt einen QR-Code für die Tür, kann dann selbst in den Folientunnel gelangen, um sich seine Ware abzuholen. Falls er die Ware doch nicht benötigt, kann er sie für andere Interessenten auf einem digitalen Marktplatz freigeben. Ein Vorteil gegenüber dem Kauf im Supermarkt ist, dass den Bürger durch eine größere Auswahl an Gemüseorten ein intensiveres Geschmackserlebnis erwartet, keine Pestizide, sondern nur biologisch nachhaltige Nährstoffe zum Einsatz kommen. Angebaut werden kann alles, was in Deutschland zur betreffenden Jahreszeit wächst. Ab der Pflanzung kann die Entwicklung des Gemüses im Internet verfolgt werden. Das System erkennt eigenständig, wie Heiko Rex berichtet, welche Wassermenge und welche Düngung erforderlich sind, um optimales Wachstum zu erreichen. Es erkennt Schneckenverbiss oder eine Krankheit wie Mehltau und zeigt an, wenn ein Setzling ausgetauscht werden sollte. Sollte irgendein Gemüse trotzdem nicht gesund groß werden, zahlt der Kunde selbstverständlich nichts. Rex möchte aber, dass das System sich soweit fortentwickelt, dass ein Ausfall nur in ganz seltenen Fällen vorkommt.

Im Optimalfall stehen künftig in jeder Kommune Folientunnel, so dass der Kunde zum Abholen nur kurze Strecken hat. Heiko Rex berichtet, dass er über das Projekt mit einigen Kommunen schon im Gespräch sei, sogar Anfragen aus Asien habe. Für einen Folientunnel braucht er lediglich eine Fläche von 400 Quadratmetern. Laut dem AIGrow-Erfinder ist das System auch interessant für Gastronomen, Landwirte und Direktvermarkter, die zum Beispiel nur eine bestimmte Zahl an Salatköpfen brauchen. Die Betreuung der Folientunnel sei einfach, könne von Gemeindearbeitern oder auch Rentnern übernommen werden.

Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen

Solche Projekte sind es, wie sich Jochen Weeber eine Kommune als Dienstleister und Arbeitgeber vorstellt. "Daraus kann sich eine Eigendynamik entwickeln", so der Bürgermeisterkandidat. Das wäre auch ein Projekt, das gemeinsam mit Nachbarkommunen wie Bad Camberg, Brechen und Hünfelden verwirklicht werden könne. Rex kann sich das Projekt beispielsweise als Genossenschaftsmodell vorstellen. Der AIGrow-Gründer denkt, dass das Projekt immer interessanter wird, weil auf dem Markt die Gemüsepreise steigen und man hier zu fairen Preisen schon dabei sein könne, wenn man sich auf eine Beteiligung auf mindestens ein Jahr festlege. Man so auch unabhängiger von Importen.

Wahlforum am 23. Februar

Für Mittwoch, 23. Februar, 19 Uhr, lädt die NNP alle Interessierten zum digitalen Wahlforum ein. Übertragung und Diskussion im Live-Stream:

fnp.de/eventvideo.

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