Selters: Ein Biotop, wie es in der Region kein Zweites gibt

Erste vier Teiche in den Emsbachwiesen geflutet, drei weitere folgen.
Selters -Der Schieber ist geöffnet. Geklärtes Wasser aus der Kläranlage bei Niederselters sucht sich seinen Weg in den neu angelegten Bachlauf und füllt allmählich den ersten von vier Teichen. Gespannt schauen Bauamtsleiter Benjamin Zabel, Bürgermeister Bernd Hartmann (parteilos), Michael Kühn von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Limburg-Weilburg und Frank Zabel vom Forstservice Taunus zu, wie das Wasser steigt. Insbesondere Ideengeber Benjamin Zabel, der auch Vorsitzender des Nabu Niederselters und stellvertretender Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes ist, sieht man an, wie erfüllt von Stolz er ist. Das kann er auch sein. Was hier gerade entsteht, ist eine Auenlandschaft, ein etwa 6,8 Hektar großes Biotop, wie es in der ganzen Region kein Zweites gibt.
Das Gebiet "Unterm Nippchen", mehr als 9000 Quadratmeter groß, wird begrenzt vom Emsbach auf der einen Seite, von der Bahnstrecke auf der anderen. Es gibt nur einen einzigen Zugang. Ein Schild weist auf das besonders schützenswerte Biotop hin. Zum Schutz der dort lebenden Tier- und Pflanzenwelt soll es nicht betreten werden. "Wir wollen hier eine möglichst große Biodiversität fördern", erklärt Benjamin Zabel und fügt hinzu: "Auf einer Grünfläche von knapp sechs Hektar soll später einmal eine extensive Beweidung erfolgen, mit welcher Tierart steht noch nicht fest".
Im bisherigen ersten Bauabschnitt wurden vier Teiche unterschiedlicher Größe angelegt, drei weitere sollen später noch entstehen. Der kleinste Teich wird eine Wasserfläche von 220 Quadratmetern haben, der größte 1750 Quadratmeter und bis zu 1,10 Meter tief sein. Alle Teiche zusammen hätten dann eine Wasserfläche von etwa 5800 Quadratmetern.
Ein idealer Platz
für den Eisvogel
Durch Überläufe kann das Wasser von einem See in den nächsten fließen. Dadurch wäre ganzjährig genügend Wasser für das Feuchtgebiet vorhanden. Auch in längeren Trockenperioden müssten Amphibien nicht abwandern. Vier Kies- und Grüninseln wurden angelegt. Auf einer Insel könnten in einem Aufbau zwei Eisvogel-Paare in eine Bruthöhle einziehen und für Nachwuchs sorgen. Heimisch ist der Eisvogel am Emsbach bereits.
Ein Steinhaufen mit etwa 150 Kubikmetern Steinen und Geröll soll Reptilien ein Zuhause geben, ein Totholzhaufen Raum für Insekten und Kleinsäuger bieten. Eine Storchenplattform wurde aufgebaut. Ein Weißstorch sei hier schon gesichtet worden, weiß Zabel. "Dass das Areal auch für Singvögel interessant ist, beweist ein Schwarm von etwa 100 Erlenzeisigen, die hier regelmäßig zum Winter in den Weiden am Emsbach einfallen", erklärt er.
Die bisherigen Kosten von 72 000 Euro sind komplett über Spenden, außerdem Zuschüsse des RP Gießen sowie über den Zukunftsfonds des Landkreises Limburg-Weilburg gedeckt worden. Die größte Spende mit 12 000 Euro kam vom Forstservice Taunus. Insgesamt 4000 Euro haben der NABU Niederselters und der NABU-Kreisverband beigesteuert. Für die Bauarbeiten konnte die Gemeinde die ortsansässige Baufirma GTS-Taunus Marc Eichert aus dem Selterser Ortsteil Münster gewinnen.
Als wäre es schon
immer so gewesen
Dieser stellt Michael Kühn von der Unteren Wasserbehörde ein hervorragendes Zeugnis aus. "Sie haben so schonend gearbeitet und alles so fein modelliert, dass die Veränderungen sich total in die Natur einpassen. Es sieht so aus, als wäre es schon immer so gewesen". Kleinere Arbeiten wie das Verlegen der Rohrleitung für den Zufluss oder auch den Eisvogel-Aufbau hat der Bauhof der Gemeinde ausgeführt. Um unberechtigten Zugang zu verhindern, soll die Brücke über den Emsbach mit einem Tor verschlossen werden. Damit Naturliebhaber das Gelände einsehen und beispielsweise Vogelbeobachtungen machen können, soll eine etwa vier Meter hohe Aussichtsplattform am Eingang errichtet werden.
Der zweite Bauabschnitt ist für 2021/2022 geplant. Dann sollen drei weitere Teiche entstehen und an das System angebunden werden. Hierfür werden weitere etwa 120 000 Euro veranschlagt. Zuschüsse und Spenden sind willkommen. andreas E. Müller