Vier Tage Zirkus
Für Alfonso und Corina Renz ist der Zirkus ihre Welt, ihr Zuhause, ihr Broterwerb. Das kleine Familienunternehmen macht jetzt in Niederbrechen Station. Die Schule im Emsbachtal hat deshalb für kurze Zeit zwei neue Schüler. Interessierte Besucher können sich von Donnerstag bis Sonntag das Zirkusprogramm anschauen.
Von Helmut Volkwein
„Wir sind ein reines, traditionelles Familienunternehmen, dass bereits in der 7. Generation in der Manege zu Hause ist“, sagt Alfonso Renz. Mehr noch: „Meine Frau Corina und unsere drei Kinder Alisia (12), Kiano (8) und Julina (4) und ich können uns nichts Schöneres vorstellen, als die großen und kleinen Zirkusfreunde in die bunte Welt der Zirkusmanege zu entführen.“
Jeder packt mit an
Am Montag hat der kleine Wanderzirkus auf dem Niederbrecher Festplatz sein Zelt und die Unterkunft für die Tiere aufgeschlagen. Die fünf mitgeführten Kamele genossen erstmalig das frische Gras auf der angrenzenden Wiese, und während die Kinder spielerisch für ihren Auftritt probten, stand für Alfonso und seine drei Aufbauhelfer der schweißtreibende Zeltaufbau auf dem Programm. Alfonso Renz: „Ein kleines Familienunternehmen wie wir hat es in der heutigen Zeit nicht leicht, jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten mit anpacken.“ Seine Frau Corina zeigt erstmals in einem vier Meter hohen Mond feinste Akrobatik, er führt eine Pferde- und Kameldressur vor, Alisia tritt mit der Hula-Hoop- Gruppe auf und begeistert in einer Wild-West-Show mit Lasso Kunststücken. Die gerade mal vier Jahre alte Julina macht Hula-Hoop und zeigt einen Handstand auf Vaters Arm. Schon vor der Show, eigens für die Presse. Denn dieses Kunststück beherrscht die Kleine aus dem Effeff. Was wäre ein Zirkus ohne Clown? Kiano und sein Vater wollen als Clownpärchen die Besucher zum Lachen bringen. Im Hintergrund agiert als fester Bestandteil der Truppe und „Mädchen für alles“ die Seniorchefin Gabriele Renz. Die 61-Jährige kümmert sich unermüdlich um alles rund um den Zirkus.
Der Zirkus Solero tritt in dieser Saison von Februar bis Ende Dezember (wenn es witterungsmäßig möglich ist) bundesweit an rund 30 Orten auf und wird, wenn es in die Winterpause geht, mit rund 100 Vorstellungen große und kleine Zirkusbesucher erfreut haben, berichtet die Familie.
Und wie läuft das Leben außerhalb des Zirkusalltags für die Kinder ab? Corina und Alfonso Renz legen großen Wert auf die Tatsache, dass der achtjährige Kiano und die zwölfjährige Alisia wie alle anderen Kinder auch, die Schule besuchen. Sie ärgert ein leider immer noch verbreitetes Vorurteil, Kinder aus Zirkusfamilien besuchten keine Schule. „Die beiden bekommen einmal im Jahr eigenes, ihrem Alter entsprechendes Lehrmaterial von der Nordrhein-Westfälischen Reisenden Schule zugeschickt, das sie abarbeiten müssen“, erzählen die Eltern. Zusätzlich komme alle zwei Wochen ein Bereichslehrer für einen Tag vorbei. Er überprüft den gelernten Stoff. Darüber hinaus gehen die beiden in die jeweilige Schule am Ort ihrer Vorführungen. So sind sie nun von Dienstag bis Freitag dieser Woche in der Schule im Emsbachtal in Niederbrechen in den jeweils für sie in Frage kommenden Klassen beim Unterricht dabei.
Morgen geht es los
Ab morgen, Donnerstag, beginnt dann das Zirkusprogramm auf dem Niederbrechener Festplatz, zu dem der Zirkus Solero alle großen und kleinen Zirkusfreunde einlädt.
Die Vorstellungen sind am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils um 17 Uhr, am Sonntag findet bereits um 14 Uhr die Abschlussvorstellung statt. Kinder zahlen neun Euro, Erwachsene elf Euro. Freitag ist Familientag, Erwachsene zahlen an diesem Tag nur den Kinderpreis.