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Von Villmar nach Montabaur
Enttäuschung und Ärger über den Bischof
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Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Michael Vogt
Im Villmarer Pfarrgarten ist Michael Vogt mit einem Gottesdienst verabschiedet worden. Der Pfarrer verlässt die Pfarrei Heilig Geist nach sieben Jahren nicht freiwillig. Gegen seinen erklärten Willen wurde Vogt vom Bistum Limburg zum 1. Oktober in seine Heimatstadt Montabaur versetzt.
Viele Gläubige sind wütend oder zumindest tief enttäuscht, dass das Bistum mit den örtlichen Aktiven der katholischen Kirche nicht vor der Versetzung das Gespräch gesucht, 600 Unterschriften im Ort und viele weitere Briefe und E-Mails nach Limburg für seinen Verbleib ignoriert hat,
Noch immer wissen die Villmarer nicht so recht, was die Hintergründe von Vogts' Aus in Villmar sind. Denn im Rahmen der Zusammenlegung mehrerer Pfarreien zur neuen Pfarrei Heilig Geist hatte es zwar Meinungsverschiedenheiten zwischen ehrenamtlich Engagierten in Villmar und dem Bistum gegeben. Michael Vogt hatte sich aber öffentlich nie in diese Streitigkeiten eingemischt.
Michael Vogt will keinen Ärger mit seinem Arbeitgeber und deutet nur sachte an, dass er über die Jahre nicht immer einer Meinung wie andere Kirchenvertreter gewesen sei., dass es aber immer um die Sache gegangen und stets im Rahmen des Normalen geblieben sei.
"Ein Mensch, der
jedem zuhört"
Die Vorsitzende des Kirchenchors, Magda Höhler verteidigt ihn: "Michael Vogt hat in der neuen Pfarrei immer vermittelnd zum Ausgleich beigetragen". Das sieht auch der Vorsitzende des Ortsausschusses der Kirchengemeinde, Dr. Bernold Feuerstein, so: "Michael Vogt ist ein Mensch, der jedem zuhört, sich dann aber eine eigene Meinung bildet und eigene Vorschläge macht". Mehrheitsentscheidungen habe er sich aber immer gefügt.
Michael Vogt erinnerte im Gottesdienst an die Worte seines Vorgängers Miroslaw Golonka, bei dessen Verabschiedung: "Das ist hier mein vorletzter Gottesdienst. Man sieht sich immer wieder." Die Villmar hoffen, dass Vogt bei nicht allzu großer Entfernung zu seinem neuen Wohnort Montabaur weiter als Sänger im Kirchenchor und Aktiver in der KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) bleibt. Vogt sagt, er werde Villmar verbunden bleiben. Und wenn man sich jetzt auch ärgere, wisse man, dass es noch Wichtigeres im Leben gebe.
Vogt verrät: "Ich habe fünf Mal in Limburg vorgesprochen. Es hat nichts genutzt. Jetzt muss es irgendwie weitergehen." Bürgermeister Matthias Rubröder (CDU) stockt plötzlich die Stimme. So tief trifft den Villmarer Verwaltungschef offenbar Vogts' Aus. "Du warst mehr als ein Seelsorger. Du bist ein Freund", betont Rubröder mit belegter Stimme. Der Bürgermeister erzählte, dass er auf seine Bitte ans Bistum "eine Abfuhr erhalten" habe. Er finde das interessant, wenn das Bistum ihm erkläre, dass er sich nicht in kirchliche Vorgänge einmischen solle. Denn die Kirche mische sich in politische Dinge ja auch ständig ein.
"Wie im
Mittelalter"
Rubröder ist enttäuscht, dass das Bistum es offensichtlich nicht für nötig hielt, auf die Resolution der Gemeindevertretung zu antworten. Gottesdienstbesucher Willi Normann aus Arfurt denkt, dass die Versetzung Vogts damit zu tun habe, dass die Zusammenlegung von Pfarreien die Akteure durch auftretende Konflikte verbrauche. Trotzdem findet er den Weggang schade, "weil Vogt ein sehr menschlicher Pfarrer ist".
Magda Höhler ist enttäuscht davon, wie das Bistum mit den Christen vor Ort umgeht. Sie ist persönlich auch vom Verhalten des Bischofs enttäuscht, der "als Vereinspräsident" weder ein Gesprächsangebot gemacht, noch Stellung zu dem Fall bezogen habe. Willi Wünschmann ist als gläubiger Christ "tief betroffen, dass man in einer Kirche so mit Menschen umgeht". Denn Bätzing habe bei seinem Amtsantritt noch versprochen, er wolle Menschen bei seiner Arbeit mitnehmen. "Ich bin menschlich sehr enttäuscht davon, wie sich in diesem Fall das Bischöfliche Ordinariat verhalten hat".
Sabine Günther kritisiert, dass die Kirche sich immer noch wie im Mittelalter verhalte. "Ich bin sehr traurig, wie da von oben herab mit Menschen agiert wird. So kann man in der heutigen Zeit mit Menschen nicht mehr umgehen", betont die Villmarerin. Eine professionelle Seelsorge könne nur funktionieren, wenn Pfarrer lange an einem Ort bleiben und Beziehungen zu den Menschen aufbauen könnten. robin klöppel