Villmar: Wo schon Tennisstars die Bälle schlugen

Der TCV wurde 40 Jahre alt - Dank vieler engagierter Mitglieder konnte der Verein Erfolgsgeschichte schreiben
Villmar -Der Tennisclub Villmar ist in diesem Jahr in aller Stille 40 Jahre alt geworden. Nach euphorischem Start und einer langen Erfolgsgeschichte hat die Gründergeneration die Vereinsführung längst an Jüngere übergeben. Heute ist Tennissport zwar nur noch in Spielgemeinschaften möglich, trotzdem blicken die fünf TCV-Abteilungsleiter Frank und Gertrud Schneider, Nicole Fuchs, Philipp Alban und Patty Schneider optimistisch in die Zukunft. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie habe nämlich dem Tennissport zu einem überraschenden Zulauf verholfen, weil bis zu acht Personen auf vier Plätzen mit ausreichend Abstand zueinander gefahrlos Einzel spielen können.
Vier Väter und zwei Mütter hatte der TCV 1980: Winfried Pfau, Günther Poppe, Joachim Arend, Adolf Kunkel, Else Arend und Ursel Poppe. Mit viel Elan starteten 37 Tennis-Sympathisanten, geführt vom ersten Vorsitzenden Winfried Pfau schnell auf der Erfolgsspur. Die Lust am Tennisspielen war riesengroß, zunächst hinter der Schulturnhalle auf zwei provisorischen Tennisplätzen. Dank der Unterstützung durch Bürgermeister Hubert Aumüller wurden bald ein eigenes Tennisgelände gefunden und die beiden ersten Tennisplätze mit einem provisorischen "Clubheim", einem Bauwagen, im September 1981 eröffnet. Tennis boomte in den Zeiten vor Boris Becker und Steffi Graf, mit deren Erfolgen stieg die Zahl der Neumitglieder schnell auf über 200. Beitragsvorauszahlungen und eine enorme Eigenleistung führten in den nächsten Jahren zum Bau von zwei weiteren Tennisplätzen.
Michael Westphal und Wolfgang Popp
Nach der Meldung der ersten Medenmannschaften gab es ehrgeizige Ranglistenkämpfe und ein großes Teilnehmerfeld bei den Vereinsmeisterschaften. Edith Bonk und Alfred Kullmann hießen die ersten Sieger, Edith Bonk blieb sogar sieben Jahre hintereinander ungeschlagen. Die Jugendarbeit, anfangs vom Engagement einiger Väter und Mütter abhängig, trug bereits 1984 sensationelle Früchte, Jürgen Schmidt hieß der erste TCV-Einzel-Kreismeister. Es sollten viele folgen: Dominik Döhrer, Benjamin Bonk, Helge Hastrich, Philipp Alban, Daniela Laux, alle Köke-Brüder, Maximilian Poppe, Frederic Meister. Einzelsiege gelangen einigen mehrfach, natürlich gab es auch Erfolge in Doppelkonkurrenzen und Teamwettbewerben. Sabrina Krückels und Dominik Döhrer waren sogar auf Bezirksebene erfolgreich. Den diversen Damen- und Herrenmannschaften gelangen Aufstiege bis in Bezirks- und Gruppenligen.
In der kalten Jahreszeit wurden Nachtturniere, Weihnachtsfeiern, Winterwanderungen und Faschingsbälle zur Tradition. Sie stärkten den Zusammenhalt der Tennisfamilie, die bis 1991 auf 258 Mitglieder anwuchs. Dieter Kahl löste Winfried Pfau in der Funktion des ersten Vorsitzenden ab. Unter Kahls Führung kam es auch zu einem besonderen Glanzlicht in der Geschichte des TCV. Über 1000 Zuschauer drängten sich am 24. September 1986 um die Tennisanlage in Villmar, als die damaligen deutschen Daviscupspieler Michael Westphal und Wolfgang Popp zugunsten der "Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Mukoviszidose" einen sehenswerten Schaukampf bestritten. 8000 D-Mark Spenden konnten Initiator Erwin Roth übergeben werden. Die neue Vereinszeitung "tcv-report", gestaltet von den Redaktionsmitgliedern Jürgen Weil, Günther Poppe und Anne Döhrer, berichtete ausführlich.
Für größere Feierlichkeiten reichte der rustikale Bauwagen nicht mehr aus, Architekt Wolfgang Müller erhielt den Auftrag zur Planung und Bauausführung eines Clubhauses. Überschattet wurde die Entwicklung durch den tragischen Tod von Dieter Kahl im Jahre 1989. Ulrich Menges übernahm die Führung. Der große Einsatz vieler Mitglieder machte es möglich, schon nach drei Jahren Bauzeit zum zehnjährigen Vereinsbestehen das neue Clubhaus durch den Schirmherrn, Umweltminister Karlheinz Weimar, einzuweihen. Gleichzeitig startete ein Kreissenioren-Turnier seinen Siegeszug über die nächsten 15 Jahre und verhalf dem TCV auf Kreisebene zu hoher Anerkennung und Mario Reuter von RW Limburg zu sieben Erfolgen in den Doppelturnieren. Im gleichen Jahr organisierte der TCV erstmals das Villmarer Brunnenfest und brachte sich mit diesem Schritt in das gesellschaftliche Leben der Gemeinde ein.
Ein Sport für alle
Im März 1991 übernahm Ursel Poppe, Gründungsmitglied und langjährige Vorsitzende des Organisationsausschusses, die Führung des Clubs, mit "Fleiß und Kompetenz, mit Charme und weiblicher Diplomatie", wie es in Tenniskreisen hieß. Sie förderte besonders die Jugendarbeit eines Ausschusses. Poppe führte ein Bürgerturnier ein für die Villmarer Vereine und ab 2007 ein Jahrgangsturnier. Damen-Doppel-Spaß- und gemischte Hobbyrunden, die insbesondere bei den "Tennisamateuren" sehr beliebt waren, stärkten das Gemeinschaftserlebnis und den Verbund im Verein. Tennis in Villmar war ein "Sport für alle" geworden. Auch deswegen erhielt Ursel Poppe zu ihrem 60. Geburtstag 2009 den Ehrenbrief des Landes Hessen und vom TCV 2016 zu ihrem Abschied nach 25 Jahren die Ernennung zur Ehrenvorsitzenden.
Die 950-Jahr-Feier der Gemeinde Villmar 2003 war auch für den TCV ein absoluter Höhepunkt. Unvergessen die Auftritte der "TC-Marktweiber" und der "Bergleute" beim Festumzug,
2016 beendete eine neue Vereinsstruktur mit fünf Abteilungsleitern die "Ära Ursel Poppe" mit ihren langjährigen Begleitern Alfred Kullmann, 17 Jahre Sportwart, und Luigino Maluta, 15 Jahre lang Kassierer. Inzwischen ist nahezu die Hälfte der Mitglieder "passiv" gemeldet, einige dieser Älteren treffen sich seit 2014 aber immer wieder zu Gemeinschaftserlebnissen auf der neuen Boulebahn. Die Jugendarbeit funktioniert immer noch reibungslos, auch dank der Jugendtrainer Thomas Kremer (2008 - 2018) und Marjan Stamm (seit 2019).
Ausgerechnet Corona hat jetzt zu zahlreichen Neueintritten geführt, besonders aus den Reihen der "Montagskicker", so dass die Mitgliederzahl die 200 wieder überschritten hat und 115 aktiv gemeldet sind. Der TCV verzichtet schon länger auf eine Aufnahmegebühr, erwartet lediglich drei Arbeitsstunden im Jahr. Zum allgemeinen Bedauern ruhen alle Aktivitäten im Lockdown. "Und doch zeigt das Jahr 2020 mit seinen gravierenden Einschränkungen ein paar Lichtblicke für den TCV", meint Sportwart Frank Schneider, "es war verhältnismäßig viel los auf den Tennisplätzen." Und nebenan sorgte ein "Vereinszelt" als Ersatz für den Ausfall der König-Konrad-Halle nach einem Brand für neue Begegnungen. Auch die Tennisdamen, in der Regel besonders engagiert bei Ausflügen und Feierlichkeiten, haben das vorweihnachtliche Wichteln zwar ausfallen lassen müssen, entzündeten aber zumindest online Lichter der Hoffnung im Jahr des runden Vereinsjubiläums. Von Jürgen Weil
