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Wenn Jugendliche mitreden wollen

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Seit Gründung des KiJuPa dabei sind: (von links) Doreen Kramer, Karoline Jahnel, Sophie Stockmann, Jugendpflegerin Cornelia Döring, Felix Dasch und Jannik Geismar.
Seit Gründung des KiJuPa dabei sind: (von links) Doreen Kramer, Karoline Jahnel, Sophie Stockmann, Jugendpflegerin Cornelia Döring, Felix Dasch und Jannik Geismar. © Kerstin Kaminsky

Kinder- und Jugendparlament blickt auf dreijährige Arbeit zurück

Villmar -Im Sommer 2017 nahm das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) seine Arbeit auf. Im Jahr zuvor hatte die Gemeindevertretung die Einrichtung des KiJuPa beschlossen, um aus erster Hand über die Wünsche, Sorgen und Probleme der Heranwachsenden informiert zu werden. "Anfangs war ich skeptisch, ob das funktioniert", sagt Jugendpflegerin Cornelia Döring. "Inzwischen ist mir das KiJuPa zu einer Herzensangelegenheit geworden.

Dass auch die Nachwuchsparlamentarier mit Feuer und Flamme bei der Sache sind, beweist die Beständigkeit im Team. Nur ein einziges der neun Gründungsmitglieder, die auch gemeinsam den Vorstand des KiJuPa bilden, ist heute nicht mehr dabei. Und dies auch nur, weil dessen Familie umgezogen ist.

Jannik Geismar aus Seelbach, der erste stellvertretende Vorsitzende, blickt auf die Anfänge zurück: "Wir hatten über den Villmarer Boten zu einer Ideenwerkstatt aufgerufen, damit Kinder und Jugendliche aller Ortsteile zu verschiedenen Themenbereichen ihre Wünsche und Bedürfnisse zu Papier bringen". Mit diesen Impulsen habe das KiJuPa herausfinden wollen, in welchen Orten es Defizite gibt und wo die Jugend möglicherweise ortsübergreifend zusammengeführt werden könnte, erklärt der 16-Jährige. Schnell stellte sich heraus, dass es bei den örtlichen Jugendtreffs, bei Angeboten für die gesamte Familie und beim Vereinsleben einiges zu verbessern gab.

Anfangs nicht wirklich ernst genommen

Besonders häufig sei der Wunsch nach einem Schwimmbad laut geworden, aber auch frei zugängliche Aktionsräume für Jugendliche und "Spielplätze für Große" wurden angemahnt. Zudem sei der Villmarer Nachwuchs oft gar nicht im Klaren darüber, welche Angebote es außerhalb des eigenen Wohnorts gibt und wie man dort hinkommt.

Felix Dasch (21) aus Villmar beschreibt seine Erfahrungen im KiJuPa als eine Achterbahnfahrt. "Wir sind mit enormem Optimismus gestartet, doch von der Politik wurden wir anfangs nicht wirklich ernstgenommen." Das habe sich nach dem "Speed-Dating" geändert. Bei dieser vom KiJuPa organisierten und moderierten Veranstaltung in der Stadthalle sollte die Bürgermeisterkandidaten in jeweils nur zwei Minuten Redezeit zu verschiedenen Fragen Stellung beziehen. "Endlich hatten die Gemeindevertreter erkannt, dass es uns um die Gemeinschaft der Menschen im Marktflecken Villmar geht und dass die Kommunalpolitik etwas für die Jugend tun muss", so Felix Dasch. Nach und nach hätten alle Fraktionsvorsitzenden dem KiJuPa Unterstützung zugesagt. Auch zu Bürgermeister Matthias Rubröder habe man einen guten Draht.

Als Erfolg kann das KiJuPa das Engagement auf den Weihnachtsmärkten von Aumenau (2017) und Villmar (2018) verbuchen. "Das waren echt tolle Aktionen" sagt KiJuPa-Vorsitzende Doreen Kramer (20). Zum einen hätten Kinder aus bedürftigen Familien ein Weihnachtsgeschenk bekommen, zudem wurde aus dem Verkaufserlös von Waffeln und Getränken wurde ein Stolperstein finanziert.

"2019 gestalteten wir unter Anleitung von zwei Graffitikünstlern die Bücherzelle auf dem Brunnenplatz", erzählt Karoline Jahnel (17) aus Seelbach. Natürlich sei damit auch eine gründliche Reinigung der Zelle verbunden sowie alle Vorarbeiten für den Farbauftrag. Mit den Künstlern zusammen hatte das KiJuPa das Design der Bücherzelle entwickelt und im gemeinsamen Sprühen viel über die verschiedenen Techniken gelernt.

Dass politische Entscheidungen nicht zwischen Tür und Angel getroffen werden und die Verwirklichung von Zielen einen langen Atem braucht, lernten die jungen Leute, als es um das Aufhängen von Basketballkörben in den Ortsteilen ging. "Bereits 2018 hatten wir einen Antrag dafür eingereicht, aber erst in diesem Jahr sind die Gelder geflossen", berichtet Karoline Jahnel (17) aus Seelbach. Als positiv habe sie jedoch empfunden, dass die Jugendlichen bei der Auswahl der Körbe und Standorte mitreden durften.

Die Corona-Situation habe leider auch die Arbeit des KiJuPa ausgebremst; erst langsam nehme man wieder Fahrt auf, sagt sie. Sicher ist sie sich jedoch, dass die politische Jugendvertretung in Villmar Bestand haben wird und sie hofft, auch in Zukunft so engagierte Jugendliche für die Mitarbeit gewinnen zu können.

Als nächstes Projekt denken die Jungparlamentarier über eine öffentliche Podiumsdiskussion im Vorfeld der Kommunalwahl 2021 nach. Da es dann ja - anders als bei den Bürgermeisterwahlen - keine von den Zeitungen organisierten Gesprächsrunden gibt, würde das bestimmt ein Erfolg, ist sich Jannik Geismar sicher.

Ein Projekt für die Zukunft der Villmarer Jugend könnte ein Mountainbike-Trail werden. Erste Vorgespräche zwischen interessierten Jugendlichen, der Jugendpflegerin, dem Bürgermeister und einem Förster hat es bereits geben. "Das KiJuiPa ist bisher zwar noch nicht involviert, will das Vorhaben jedoch unterstützen", kündigt Cornelia Döring an. Kerstin Kaminsky

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