Gut erhaltene Dinge bringen, holen oder tauschen

Im Umsonst-Lädchen kann jeder kostenlos das Richtige für sich finden
Linda Hoffmann ist eine überzeugte Foodsaving-Botschafterin. Mit ihrem Engagement trägt sie dazu bei, dass die in Bäckereien und Supermärkten übriggebliebenen Lebensmittel nicht vernichtet, sondern verteilt werden.
Der Fairteiler-Gedanke, nach dem an einem festgelegten Platz Waren abgelegt und von jedermann genommen werden dürfen, brachte Linda Hoffmann auf die Idee, auf ihrem Grundstück ein Kostenlos-Lädchen einzurichten. "Es fing mit einem einzigen Regal an, daraus wurden zwei, drei, vier - und nun ist ein ganzer Raum voll", erzählt sie.
Der besagte Raum ist die umfunktionierte ehemalige Waschküche des Hofes Obertorstraße 5. Alle Wände sind inzwischen mit Kleiderständern und Regalen bedeckt. In der vorderen rechten Ecke gibt es Haushaltswaren, daneben hängen Rucksäcke und Regenkleidung. Vom Strampler bis zur Matschhose, vom Vaporisator über Lernspielzeug bis zum Töpfchen reicht die Auswahl von Kindersachen, ebenso gibt es Schuhe in vielen Größen. Bilderbücher für die Jüngsten und Lesestoff vom Liebesroman bis zum knallharten Krimi schließen sich an. Auch Erwachsene, die eine warme Jacke, ein Shirt oder einen Pullover suchen, werden fündig.
"Für viele Menschen, denen es wirtschaftlich nicht gut geht, ist der Einkauf über Amazon und ähnliche Portale unmöglich", weiß Linda Hoffmann. Gerade jetzt, wo aufgrund von Kurzarbeit das Familieneinkommen oftmals noch knapper wird, würde das Angebot des Umsonst-Lädchens dankbar angenommen.
Ein Ort
zum Teilen
Auch für diejenigen, die ihre Schränke aufgeräumt haben und sonst vielleicht auf dem Flohmarkt einen Stand gehabt hätten, ist das Lädchen ein willkommener Ort zum Teilen. "Mir scheint, die Leute verschenken heute viel offenherziger. Die Bereitschaft zu geben, ohne etwas dafür zu verlangen, ist durch Corona gewachsen", findet Linda Hoffmann.
Eigentlich soll sich das Umsonst-Lädchen von allein organisieren. Das heißt, wer etwas bringen oder tauschen möchte, soll sich an die bestehende Ordnung in den Regalen halten. Gerade jetzt, wo es so kalt ist, klappe das aber nicht immer. Deshalb wäre es auch in Ordnung, wenn jemand einfach nur Bescheid gibt, dass er einen Karton oder eine Tüte vor die Tür stellt. Mindestens einmal täglich schaut Linda Hoffmann nach dem Rechten. Regelmäßig geht sie die Regale durch und prüft, ob Dinge in den Regalen heil und sauber sind.
Das Umsonst-Lädchen ist täglich zwischen 8 und 21 Uhr offen. "Wir kontrollieren nicht, wer hier rein oder rausgeht. Und es hat zum Glück auch noch nie Ärger gegeben", so die 40-jährige Hausherrin. Manche Besucher kämen fast täglich, um zu schauen, was es Neues gibt, und wenn sich die Gelegenheit zu einem Plausch ergibt, wird auch dies gern angenommen.
Nur ein einziges Mal sei es bislang vorgekommen, dass jemandem Hausverbot erteilt wurde. Diese Kundin hatte Dinge aus dem Lädchen über Ebay weiterverkauft. "Ich möchte einfach nicht, dass sich jemand an den Spenden bereichert", erklärt Linda Hoffmann.
Auch im
Internet vertreten
Zusätzlich zu dem physischen Lädchen hat sie die Facebook-Gruppe "Umsonst Lädchen Waldbrunn" ins Leben gerufen. Inzwischen sind dort fast 1500 Menschen aus einem Umkreis weit über die Gemeindegrenzen hinweg eingeschrieben. Die Gruppe war ursprünglich dazu gedacht, Möbel und andere größere Stücke anbieten zu können. Doch schon bald entwickelte sich dort eine ganz eigene Dynamik, und es gibt mindestens genauso viele Anfragen wie Angebote. Der Grundgedanke ist: Warum soll ich etwas kaufen, wenn andere Leute dies wegwerfen wollen?
Da werden Bälle für ein Bällebad gesucht oder Zubehör für eine Küchenmaschine. Jemand fragt nach einer bestimmten Backform, nach einem Schlitten, nach Umzugskartons. Auch das Angebot der zu verschenkenden Sachen ist unglaublich bunt.
Linda Hoffmann ist glücklich, wie toll sich ihr Umsonst-Projekt entwickelt hat. "Gern hätte ich die Möglichkeit, noch mehr für Menschen zu tun, die Unterstützung brauchen", sagt die 40-Jährige. Dabei denkt sie nicht nur an Hilfsgüter. Vor allem geht es ihr um Gesprächsangebote, damit sozial Schwache nicht vereinsamen.
Kerstin kaminsky
Öffnungszeiten
Das Umsonst-Lädchen ist täglich zwischen 8 und 21 Uhr geöffnet.