Galeria Kaufhof schließt Filialen: Zittern um Standort in Hanau
Ungewissheit in Hanau: Die Corona-Krise hat Galeria Kaufhof stark mitgenommen. Noch ist die Zukunft des Standorts ungeklärt.
- Galeria Kaufhof muss voraussichtlich 80 Filialen schließen
- Ob Hanauer Kaufhof geschlossen wird, ist unklar
- Mitarbeiter aus Hanau haben keine Klarheit
Hanau – Die Stimmung ist gedrückt, als sich am Montagabend rund die Hälfte der Belegschaft von Galeria Kaufhof zur Betriebsversammlung im eigenen Haus trifft. Für jeden der rund 35 Versammelten (und nicht nur für sie) geht es ans Eingemachte, seit bekannt wurde, dass der Konzern voraussichtlich rund die Hälfte seiner bundesweit etwa 80 Konzernfilialen schließen muss. Doch Klarheit, ob die Hanauer Kaufhaus-Filiale darunter sein wird, erhalten die Mitarbeiter auch an diesem Abend nicht.
Marcus Schäuble von der Gewerkschaft Verdi, mit dem wir am Tag nach der Versammlung gesprochen haben, und die Vertreter des Betriebsrats können nicht mehr tun, als den Beschäftigten die möglichen Szenarien aufzuzeigen. Erst am 22. Juni tagt der Gläubigerausschuss. Er wird sich mit dem erarbeiteten Sanierungskonzept von Gesamtbetriebsrat, Tarifkommission und Konzernzentrale befassen. Danach wird bekannt, ob es für den Kaufhof in Hanau noch eine Zukunft gibt und wie diese aussieht.
Corona-Krise hat Galeria Kaufhof schwer zugesetzt - auch in Hanau
„Das Bild ist in alle Filialen dasselbe“, sagt Schäuble, „die Leute sind resigniert.“ Über Jahre hinweg habe eine Hiobsbotschaft die nächste gejagt. Denn sie hatten gehofft, durch das Akzeptieren von Abstrichen bei Weihnachts- und Urlaubsgeld ihren Beitrag geleistet zu haben, der dem Konzern bei der Bewältigung der Krise im operativen Geschäft hilft. Die Corona-Krise, das haben die Beschäftigten teils am eigenen Leib erfahren*, hat die ohnehin angeschlagene Warenhauskette in eine noch schwierigere Situation gebracht. Bereits Anfang April hatte der mit roten Zahlen kämpfende Warenhauskonzern Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht.
Bis zu 80 der 172 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäuser, so hatte es vonseiten der Sanierer geheißen, müssten bei der bevorstehenden Sanierung mit dem Aus rechnen. Was Marcus Schäuble von Verdi und die Betriebsratsvorsitzenden den Kollegen am Montagabend mitteilen können, ist also nichts, was Mut machen könnte. Sie entwickeln vor den Ohren der Beschäftigten drei mögliche Entwicklungsperspektiven.
Hanau: Stellvertretender Galeria Kaufhof-Betriebsratsvorsitzenden geht von einer Einigung aus
Die schlimmste von allen und ein nach den Worten des stellvertretenden Kaufhof-Betriebsratsvorsitzenden Thomas Eisermann absolutes Horrorszenario wäre die vollständige Zerschlagung des Konzerns. Es könnte auch sein, dass gar nichts passiert. „Wir gehen aber von einer Einigung aus“, macht Eisermann sich selbst und seinen Kollegen Mut. Doch dass eine solche Einigung mit Verschlechterungen verbunden sein wird, damit rechnen viele. Wir haben noch keinerlei Hinweise, in welche Richtung die Entscheidung fällt“, erklärt der Gewerkschaftssekretär.
Klar ist zwar, dass Verhandlungen mit Vermietern geführt werden sollen wegen Mietminderungen. Doch auch hier weiß niemand, um welche Standorte es konkret geht. „Es ist eine Riesenungewissheit für die Leute“, sagt Schäuble, „wen trifft’s und wer bleibt verschont?“ Die Schließungen werden seinen Worten nach wohl nicht zu verhindern sein. Aber man hoffe darauf, dass im Rahmen des Sozialtarifvertrags Regelungen festgeschrieben würden, die die Beschäftigten absichern. Eine Möglichkeit wäre das Einsetzen von Transfergesellschaften, die etwa mit staatlicher Hilfe betrieben werden könnten.
Viele Mitarbeiter des Galeria Kaufhof in Hanau sind seit über zehn Jahren im Betrieb
In allen Filialen des Konzerns sind rund 30 000 Mitarbeiter beschäftigt. „Allein in Hessen spekulieren wir mit rund 3000 Beschäftigten, die von den Schließungen betroffen sein werden. Thomas Eisermann ist seit 39 Jahren bei Kaufhof beschäftigt, er hat in der Möbelabteilung gelernt, die es längst nicht mehr gibt. Der 56-Jährige hat schon mehrere Eigentümerwechsel miterlebt. Und er hofft und bangt mit seinen Kolleginnen. „Hier im Haus sind wenige, kürzer hier als zehn Jahre, Wir sind alle eine Familie.“
Von Jutta Degen-Peters
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