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Anschlag in Hanau: Fake News verbreiten sich rasant - Ein Faktencheck

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Von: Jakob Maurer

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Nach dem Anschlag in Hanau verbreiten soziale Medien und fragwürdige Nachrichtenportale zahlreiche Fake News. Ein Faktencheck.

Hanau - Seit dem Terror-Anschlag in Hanau verbreiten sich immer wieder Fake News zur Tat und den Hintergründen. Am Mittwochabend (19.02.2020) hatte Tobias R. aus Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen und danach auch seine Mutter und sich selbst.

Anschlag in Hanau: Fake News im Faktencheck

Schon am Tag nach dem rechtsextremen Anschlag* forderte die Polizei Südhessen die Bevölkerung auf, Gerüchte im Netz nicht einfach zu glauben oder zu verbreiten: „Vermehrt kursieren Spekulationen über den Tathergang in #Hanau. [...] BITTE: Prüft die Quellen und teilt solche Spekulationen nicht!“, schreiben Polizei-Vertreter auf Twitter. 

Auch Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) mahnte zur Vorsicht in Zusammenhang mit dem Attentat in Hanau*. Man solle die Quellen von Spekulationen hinterfragen. Doch mit den Aufrufen war es nicht getan: Auch fast eine Woche nach dem Terror-Anschlag in Hanau tauchen falsche Behauptungen auf.

Die größten Fake News im Faktencheck: 

Anschlag in Hanau: Falschmeldungen über einen Nazi-Aufmarsch

Falschmeldungen über Aufmarsch von Neo-Nazis in Hanau: Bereits am Abend nach dem Terror-Anschlag in Hanau, als deutschlandweit Tausende und allein am Marktplatz in Hanau (Hessen) rund 5500 Menschen der Opfer der rassistisch motivierten Tat gedenken, machen Falschmeldungen die Runde. 

Auf Twitter kursiert ein Video, dass einen angeblichen Aufmarsch von Neo-Nazis in Hanau zeigen soll. Eine nächtliche Szene ist im Video zu sehen, mit einigen Gestalten, die auf der Fahrbahn einer Straße gehen. Hinter ihnen: Eine lange Reihe an Polizei-Einsatzfahrzeugen mit Blaulicht. Der Beitrag wird vielfach geteilt und auch auf anderen Plattformen wie Facebook diskutiert. 

Eine Stellungnahme der Polizei lässt auf sich warten: Erst kurz vor zehn Uhr abends heißt es ebenfalls via Twitter: „Es kursieren Mitteilungen/Videos über Massenschlägereien und Aufmärsche verschiedenster Personengruppen, auch aus dem rechten Spektrum, in der Innenstadt von #Hanau. Dies können wir nicht bestätigen. Es handelt sich nach derzeitigem Stand um Fakenews!“

Anschlag in Hanau: Falschmeldungen über den Vater des Täters

Falschmeldungen über den Vater des Täters: Viel wurde nach dem Anschlag in Hanau auch über den Vater des Hanau-Täters spekuliert und behauptet. Dieser war vom SEK am Morgen nach dem Anschlag von Einsatzkräften des SEK aufgegriffen worden und als Zeuge befragt. In der Folge wird angedeutet, dass der Vater bei einer Partei politisch aktiv gewesen sei. Das stimmt nicht, klärt nun das Recherche-Portal „Correctiv“. 

Der Text eines rechtsextremes Blogs, der die Behauptung aufstellt, wird laut Daten von Facebook in den ersten Tagen nach der Tat fast 10.000 Mal geteilt. Wie „Correctiv“ berichtet, habe der Vorstand der Hanauer Parteigruppierung dazu allerdings schon am 23. Februar eine Pressemitteilung veröffentlichtund darin der Behauptung widersprochen, dass der Vater des Täters Mitglied oder gar aktiver Politiker der der Partei gewesen sei. Dies enstpreche nicht den Tatsachen. Er kandierte demnach lediglich 2011 ohne Mitgliedschaft bei der Partei auf einer Ortsbeiratsliste.

Anschlag in Hanau: Falschmeldungen über andere Täter als Tobias R.

Falschmeldungen über andere Täter als Tobias R.: Eine weitere Falschmeldung stellt den gesamten Verlauf des Anschlags in Hanau in frage. Rasant verbreitet sich das Gerücht, wonach Tobias R. gar nicht der Täter sei. Wieder wird ein Video geteilt, das einen Ladenbesitzer aus dem Umfeld eines der Tatorte zeigen soll. Dieser behauptet, dass er sich sicher sei, dass eine andere Person der Täter sein müsse.

Die Generalbundesanwaltschaft hat gegenüber Vertretern der Presse allerdings bekräftigt, dass es keine abweichende Ermittlungsergebnisse seit der Pressekonferenz des Generalbundesanwalts vom 21. Februar gibt. Sie geht demnach weiterhin von Tobias R. als einzigem Hauptverdächtigen aus.

Von Jakob Maurer

Ausgerechnet der rechtspopulistische AfD-Politiker André Poggenburg kam für einen Besuch nach Hanau, um der Opfer des rassistischen Anschlags zu gedenken. Das blieb nicht ohne Widerspruch in der Stadt.

Zu der zentralen Trauerfeier nach dem Anschlag in Hanau wird Kanzlerin Angela Merkel erwartet. Die Trauerfeier soll an mehreren Orten in Hanau live übertragen werden. Alle aktuellen Entwicklungen im Ticker.

Kurz nach dem Anschlag in Hanau hauen Mitarbeiter des Bundestags auf den Putz: Sie feiern eine Party, während draußen den Ermordeten gedacht wird.

Die Angehörigen der Getöteten des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau* versuchen das Trauma zu bewältigen – doch durch die Corona-Regeln wird die Trauerarbeit nicht leichter.

Ein Vierteljahr nach dem rassistisch motivierten Anschlag bezeichnet Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) die Aufklärung und Konsequenzen von Hanau als bisher „unzureichend“*.

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