"Das Ergebnis erlaubt viele Konstellationen"

CDU bleibt stärkste Fraktion, Grüne legen kräftig zu. Die Wählergemeinschaft BSB gewinnt einen Sitz dazu.
Bad Soden -Überschäumende Freude über ein gigantisches Ergebnis von fast 24 Prozent bei Bündnis90/Die Grünen. Bangen bei den Christdemokraten um ihren 14. Sitz im Stadtparlament. Die Hoffnung der Wählergemeinschaft BSB auf 18 Prozent, verbunden mit sieben von 37 Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung. Zurückhaltung über Verluste bei den Sozialdemokraten und den Liberalen - so sah die Stimmung der Parteien nach den Trendergebnissen am Wahlabend aus. Nachdem am Montagabend die Personenwahlen ausgezählt waren, bei denen die Wähler kumuliert und panaschiert, das heißt, bei ihren Favoriten ein Kreuzchen gesetzt hatten, kam noch einmal Bewegung in die Zahlen.
Mit 37,64 Prozent und 14 Mandaten konnte die CDU ihre Bastion als stärkste Fraktion behaupten und gegenüber den Wahlen von 2016 sogar noch ein knappes Prozent dazugewinnen. Doch die absoluten Sieger dieser Wahlen folgen ihnen auf den Fersen: Mit 21,99 Prozent schossen die Grünen buchstäblich davon, stockten gegenüber 2016 um 9,19 Prozent auf und werden mit acht Mandaten im Stadtparlament mitbestimmen.
Als drittstärkste Kraft zieht die BSB mit 15,44 Prozent und sechs Sitzen in die Stadtverordnetenversammlung ein. Gegenüber 2016 gewann sie ein Mandat dazu. Nachdem die AfD in Bad Soden bei der Wahl nicht mehr angetreten war, hatte sich die Wählergemeinschaft offenbar einen größeren Zugewinn erhofft. Nachdem die Wähler mit dem "Anhäufeln" ihrer Stimmen bei einzelnen Kandidaten noch einiges zurechtgerückt haben, fielen die Verluste bei der SPD, die mit 13,24 Prozent ihre fünf Sitze behauptete, sowie der FDP, die mit 11,68 Prozent ihre vier Sitze behielt, gegenüber der Wahl von 2016 gering aus. Eigentlich ein stabiles Ergebnis, bei dem die drei Fraktionen von BSB, SPD und FDP nahe beieinander liegen, und trotzdem bietet die Vertretung der Bürger im "Hohen Hause" ein völlig neues Bild.
"Damit lässt sich doch arbeiten", postete Bürgermeister Frank Blasch (CDU) noch am Montagabend und fügte die Grafik der Sitzverteilung im Parlament dazu. Dieses Ergebnis erlaube viele Konstellationen, ist Blasch überzeugt. Man könne über eine feste Koalition, aber auch über wechselnde Mehrheiten nachdenken. Ob seine Partei die Koalition mit der SPD fortsetzen werde oder sich auf eine satte Mehrheit mit den Grünen einlassen könnte, darauf lässt sich Blasch nicht festnageln. "Wir werden mit allen Fraktionen Gespräche führen", verspricht er. Das bestätigt auch seine Parteikollegin Birgit Czinkota. Die Fraktionschefin freut sich darüber, "dass wir unser 14. Mandat durch das Kumulieren und Panaschieren gewonnen haben". Das zeige, dass die CDU gut in der Sodener Bürgerschaft vernetzt sei.
Die Grünen werden Bad Soden rocken", verspricht Fraktionssprecher Harald Fischer und gibt seinen Emotionen Raum. Die Partei "freue sich richtig dolle", wisse aber auch, dass es mit acht Leuten im Parlament und zwei Sitzen im Magistrat "eine Aufgabe ist". Stolz ist er, dass von den acht gewählten Kandidaten in der Fraktion fünf Frauen sind, von denen drei ganz neu dazugekommen sind. Auf die Frage, ob die Grünen bereit seien, eine Koalition einzugehen, erklärt Fischer, "das liegt nicht an uns, aktiv zu werden". Sie wollten abwarten. Wichtig sei ihnen, in Bad Soden etwas zu bewegen.
Das will auch die BSB als drittstärkste Kraft. Deshalb gehe es ihnen auch weniger um die Prozente, erklärt BSB-Chefin Julia Kappel-Gnirs, als um die Anzahl der Sitze im Parlament. Bei sieben Sitzen hätten sich für die BSB, FDP und Grüne viele Perspektiven eröffnet. Die schwarz-rote Koalition hätte dann nicht mehr durchregieren können, meint Kappel-Gnirs. Überhaupt sei sie gespannt, ob es CDU und SPD mit nur einer Stimme Mehrheit noch einmal versuchen werden. "Trotz allem freuen wir uns, setzen uns erstmal zusammen und werden unsere Strategie besprechen."
Jan Willemsen spricht von einem "klaren und respektablen Ergebnis" für die SPD. "Wir sind nicht durch die Decke geschossen, haben aber auch nicht so viel verloren." Der Wähler habe die gute Arbeit seiner Partei sowie in der Koalition mit der CDU in den letzten zehn Jahren anerkannt. Dabei sehen sich die Sozialdemokraten als Motor, die Themen wie bezahlbaren Wohnraum, Digitalisierung und Nachhaltigkeit vorangebracht haben. Auch habe die Wahl gezeigt, dass die SPD in Bad Soden gut verankert und ihre Mitglieder in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt sind.
Aus Sicht der Liberalen hat sich nach den Worten von Sven Hahnel bei CDU, SPD, FDP und BSB, außer dass die Wählergemeinschaft einen Sitz dazugewonnen habe, nichts getan. Und drei zusätzliche Sitze bei den Grünen. Ob CDU und SPD ihre Koalition fortsetzen oder die CDU mit den Grünen zusammen gehe, "es bleibt spannend", stellt Hahnel fest. In jedem Fall sei die Möglichkeit für wechselnde Mehrheiten mit den aktuellen Ergebnissen deutlich näher gerückt.