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Chor und Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde wussten in der Kirche von St.  Katharina mit dem Deutschen Requiem von Brahms zu überzeugen.
Chor und Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde wussten in der Kirche von St. Katharina mit dem Deutschen Requiem von Brahms zu überzeugen. © Hans Nietner

Alle zehn Jahre erinnert die Gesellschaft der Musikfreunde mit dem selben Werk an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Auch diesmal gaben Chor und Orchester ein eindrucksvolles Konzert.

Von Lutz Riehl

Manches Mal kann die Aufführung eines bestimmten Werkes zu einem besonderen Anlass den Grundstein für eine Tradition bilden. So auch bei der Gesellschaft der Musikfreunde (GdM). Mit der Aufführung des Deutschen Requiems von Johannes Brahms am Sonntag in der voll besetzten katholischen Kirche St. Katharina erinnerten die Musikfreunde musikalisch nicht zum ersten Mal an das Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945. Bereits 1995 und 2005 wurde dieses Jahrestags mit jenem Klangmonument gedacht, das Brahms 1868 in Bremen zur Uraufführung brachte.

Ideale Ergänzung

Eingeleitet wurde das Konzert in St. Katharina durch das Lyrische Andante für Streicher von Max Reger (1873 - 1916), einem Frühwerk des Komponisten. Es entstand 1898. Dies ist vor allem der Harmonik anzumerken, die, für Reger’sche Verhältnisse, recht konventionell, um nicht zu sagen brav, daherkommt. Doch selbst in den knapp fünf Minuten Werkdauer schimmert Regers Gespür für Klangfarbe und Dynamik merklich durch. Das ist auch der guten Leistung des Orchesters der GdM zu verdanken, das das Stück mit der gebotenen Zurückhaltung und Innigkeit vortrug – im Klangcharakter fraglos eine ideale Ergänzung zum Hauptwerk des Konzertes.

Das Deutsche Requiem wirkt klanglich auf den Zuhörer als eine große zusammenhängende Einheit. Umso verblüffender erscheint daher sein Entstehungsprozess, der sich über mehrere Jahre hinzog. Hatte Brahms ab 1864 zunächst nur die Sätze 1 bis 3 sowie Nr. 7 entworfen, folgten in den kommenden Jahren zunächst der vierte und sechste und schließlich der fünfte Satz, der vermutlich durch den Tod von Brahms’ Mutter angeregt wurde. Dies belegen nicht nur die Textstellen („Ich will Euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“) sondern auch die Besetzung; es ist der einzige Abschnitt, in dem die Solosopranistin singt.

Mag die Bezeichnung Requiem für dieses Werk zunächst irreführend sein – immerhin handelt es sich nicht um eine deutschsprachige Vertonung der Totenliturgie – so beweist der Komponist bei seiner Zusammenstellung der Texte des Alten und Neuen Testaments theologische Kenntnis und Umsicht. Die Textpassagen handeln von Trauer und Vergänglichkeit, aber auch von Trost und Auferstehung, was durch die kraftvolle Musik nur noch unterstrichen wird. Eine Musik, die der künstlerische Leiter Franz Josef Staab und seine Ensembles sehr ernst nehmen.

Mut zur Langsamkeit

Vor allem in den ersten beiden Sätzen bewiesen Chor und Orchester einen Mut zur Langsamkeit, allerdings ohne, dass die Musik dabei behäbig wirkt. Ein Mut jedoch, der nicht ganz ohne Risiko ist, da alle Beteiligten über große Sicherheit verfügen müssen, wenn es gelingen soll. Über diese Sicherheit gab es aber zu keinem Zeitpunkt Zweifel, der homogene und stabile Chorklang sowie die Ausgewogenheit im Orchester sorgten dafür, dass die Partitur anschaulich gestaltet werden konnte.

Die schwer lastende Trauer, die in Trost endet (1. Satz) sowie die Mahnung der Vergänglichkeit (2. Satz) fanden hierin deutlichen Ausdruck. Auch die fulminanten Chorfugen in den Sätzen 2, 3 und 6 vermochten vollauf zu überzeugen. Dies muss auch für den Bariton-Solisten Heinz Vogel gelten, der mit seiner kraftvollen, aber niemals aufdringlichen Stimme die Solopartien in den Sätzen 3 und 6 souverän gestaltete.

Für viele lag der musikalische Höhepunkt fraglos im fünften Satz. Da übernahm die Sopranisten Sophie Klußmann in wunderbarer Weise die Führung. Bereits 2005 hatte sie diese Partie im Gedenkkonzert der GdM gesungen, was damals schon für Begeisterung sorgte. Die lyrisch-innige Stimmführung, die Sicherheit in Technik und Intonation und nicht zuletzt die exzellente Textverständlichkeit über-zeugten vollauf. „Ich will Euch wiedersehen und Euer Herz soll sich freuen“, heißt es im Text. Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut.

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