Grabstein-Fotos für die Bibliothek

Der jüdische Friedhof Bad Soden ist ein besonderer Zeuge der Geschichte. Die CJZ (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis) und die Stadt bemühen sich darum, dass das so bleibt.
Am jüdischen Friedhof in Bad Soden rücken demnächst die Holzfäller an. Manchen wird das nicht gefallen, aber es gibt einige Bäume, deren Wurzeln die Umfassungsmauer des Friedhofs beschädigt haben. Damit die Mauer nicht weiter verrottet, müssen diese Bäume gefällt werden. Der Naturschutz muss in diesem Fall zurückstehen. Und die Arbeiten müssen ausgeführt werden, bevor die Vegetationsperiode beginnt.
Die Motorsägenaktion bildet aber nur den Auftakt. Die streckenweise schon eingestürzte Mauer muss wieder aufgebaut werden, beschädigte Stellen werden repariert, Fugen wieder verschlossen. Wann diese Arbeiten stattfinden, steht noch nicht fest – bevor der erste Stein gesetzt wird, muss das Regierungspräsidium die Mittel bewilligen. Diese Behörde nämlich ist in Hessen für die Finanzierung der Unterhaltung und Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe zuständig.
Deshalb kann die Stadt Bad Soden auch eher gelassen mit der Frage umgehen, wie viel diese Arbeiten kosten werden. Dies werde mit Beginn der Arbeiten ermittelt, so Wolfgang Heidecke, Pressesprecher der Stadtverwaltung. Er geht aber davon aus, dass die Arbeiten wohl erst im nächsten Jahr abgeschlossen werden können.
Einen so konkreten Zeitplan hat die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis (CJZ) nicht. Ihr Projekt hat allerdings nicht nur die Erhaltung bloßen Mauerwerks zum Ziel, dem Verein geht es um die weniger materiellen Inhalte.
Der Friedhof, sagt CJZ-Vorstandsmitglied Lissy Hammerbeck, „ist eine Bibliothek mit vielen Geschichten, die auf die Grabsteine gemeißelt sind.“ Sie handeln vom jüdischen Leben in fünf Gemeinden, „von einem Metzger, von Gelehrten, Müttern, die viel zu früh verstarben, von Menschen, die sich selbst das Leben nahmen, von Gemeindevorstehern, Kaufleuten, Nachfahren aus dem Priestergeschlecht und von Kurgästen aus aller Welt.“
Wie es auf der städtischen Internetseite heißt, beeindrucken die Grabsteine „durch eine große Formenvielfalt – Stelen, Obeliske, Rahmenplatten oder stilisierte Thoraschreine mit den verschiedensten Schmuckelementen. Sie sind alle in Richtung Süd-Osten ausgerichtet, in Richtung Jerusalem.“
Manche Inschriften sind noch zu lesen, manche allerdings in hebräischer Sprache. Manche Inschriften wurden zerstört, manche sind verwittert; und dieser Prozess schreitet fort. „Der Frost hat sein Zerstörungswerk betrieben und man kann schon an manchen Grabsteinen erkennen, dass in nicht allzu langer Zeit niemand mehr die deutschen oder hebräischen Wörter wird entziffern können.“
Grabsteine sollen vergehen
Eine Restaurierung ist nicht geplant – dies entspricht nicht jüdischem Brauch. Nach alter jüdischer Tradition soll ein Grabstein so vergehen wie ein Mensch. Das dauert eine Weile und ist auch vom Material abhängig. In Bad Soden sind die meisten Grabsteine aus Sandstein, der recht angreifbar ist, oder Granit, der Regen und Frost erheblich besser trotzen kann. Einige sind auch schon umgefallen.
Mancherorts wurden solche Grabsteine zwar schon restauriert, aber in Bad Soden geht es lediglich um eine Dokumentation der Inschriften. Der Fotograf Herbert Fischer hat viele Grabsteine fotografiert und möchte versuchen, bereits fast verschwundene Texte EDV-gestützt wieder lesbar zu machen. Auch die Aufnahmen verschiedener Hobby-Fotografen sollen für diesen Zweck verwendet werden.
Außerdem sollen die Inschriften der Grabsteine des im übrigen denkmalgeschützten Friedhofes aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt werden. Auch dies ist nicht kostenlos zu haben, so dass die CJZ finanzielle Unterstützung benötigt. Der Verein bittet daher um Spenden für das Projekt auf das CJZ-Konto DE67 5125 0000 0049 0055 63 unter dem Stichwort „Jüdischer Friedhof Bad Soden“.
Wer mehr über den Friedhof erfahren möchte, kann am 2. April an einer Führung mit Lissy Hammerbeck teilnehmen. Weitere Informationen dazu kann bekommen, wer sich unter info@Stolpersteine-in-bad-soden.de an die CJZ wendet. Ansonsten kann der Friedhof auf Anfrage besichtigt werden; der Schlüssel befindet sich im Bürgerbüro. Samstags und an jüdischen Feiertagen ist der Friedhof nicht zugänglich.