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Lilly Wehle arbeitet in Tansania in einem Heim für junge Frauen

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Die junge Bad Sodenerin Lilly Wehle lebt derzeit im „Pippi House“ in Tansania. Dort hilft sie unter anderem bei der Hausarbeit oder gibt den Kinden dort Nachhilfe. Sie hat uns von ihrem Alltag berichtet.

Arusha, morgens, 6 Uhr. Der Tag beginnt früh für die Mädchen, die hier im „Pippi House“ leben. Sie müssen ihre Kinder fertig für die Schule machen, danach sich selber. Die Älteren bleiben im „Pippi House“ und beginnen mit Putzen und Kochen. Es wird Feuerholz zur Kochstelle gebracht. Geputzt wird mit alten Klamotten.

Glory ist eines der Mädchen. Sie wuchs in armen Verhältnissen auf. Da ihre Mutter sehr alt war und ihre Geschwister alle jünger waren, sah sie es als ihre Aufgabe an, das Geld für die gesamte Familie zu verdienen. Sie arbeitete als Hausmädchen für einen geringen Lohn, bis ihr Vorgesetzter seine Position missbrauchte und sie vergewaltigte. Sozialarbeiter brachten sie dann zu Aristides ins „Pippi House“, indem sie jetzt schon seit fünf Jahren ein neues Zuhause gefunden hat.

Aristides Nshange, der Leiter des „Pippi Houses“, gründete diese Organisation im Jahr 2011, nachdem er sein Studium als Sozialarbeiter beendet hatte. Er suchte schon früh den Kontakt zu Straßenkindern – an den Wochenenden ging er auf die Straßen Arushas und versuchte sie so gut es ging zu unterstützen. Dabei fiel seine Arbeitszeit oft in die späten Abendstunden, da viele Straßenkinder sich erst nachts auf die Straße trauen.

Er merkte allerdings relativ schnell, dass er den Mädchen nur mit einem sicheren Zuhause und konstanter psychischer Betreuung helfen konnte. Seitdem ist es sein Ziel, den Mädchen zu einem unabhängigen und selbstbestimmten Leben zu verhelfen, ohne sie dabei in irgendeiner Art und Weise einzuschränken. „Ich versuche die Mädchen so gut es geht zu unterstützen und ihnen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Wenn ein Mädchen aber lieber einen anderen Weg einschlagen möchte, respektiere ich das und wünsche ihr, dass sie glücklich wird.“

Auf der Straße

Heute wohnen im „Pippi House“ rund 60 Mädchen zwischen 14 und 24 Jahren. Die meisten davon haben die größte Zeit ihres Lebens auf der Straße verbracht und sich in jungem Alter prostituiert, um dadurch überleben zu können. Viele Mädchen wurden dabei auch vergewaltigt und teilweise ungewollt schwanger. Andere stiegen in illegale Drogengeschäfte ein. Wieder andere sind von zu Hause weggerannt, da sie häusliche Gewalt erfahren mussten.

Aristides gibt ihnen mit dieser sozialen Einrichtung vieles, was sie in ihrem früheren Leben nicht erfahren haben: Sicherheit, Bildung und dadurch auch Hoffnung auf ein besseres Leben. Viele Mädchen, die in Tansania an einen Mann verheiratet werden, den sie meistens kaum kennen, verlieren ihr Recht auf weitere Bildung und haben von nun an die Aufgabe, sich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern.

Hoffnung aufs College

Im „Pippi House“ bekommen alle Mädchen die Chance auf weitere Bildung, sobald das durch Spenden ermöglicht werden kann. Dieses Jahr haben elf Mädchen ihren Abschluss gemacht. Sie haben alle den Wunsch aufs College zu gehen, damit sie nach einem Jahr ihr Zertifikat erhalten, um dann in ihrem Berufsfeld arbeiten zu können. Alle Mädchen wollen Berufe ergreifen, bei denen sie selber die Situation der Frauen und Straßenkinder langzeitig verbessern können. „Mit 15 habe ich in meiner Nachbarschaft oft mitbekommen, wie Frauen von ihren Ehemännern geschlagen und belästigt wurden“, erzählt Felisther. „Das passiert hier immer häufiger, da die meisten Frauen ihre Rechte nicht kennen. Aufgrund dieser Erfahrungen würde ich gerne Anwältin werden und für die Rechte der jungen Frauen kämpfen.“

Ich selber arbeite nun schon seit fast zwei Monaten als Freiwillige im „Pippi House“ und unterstütze die Mädchen im täglichen Leben. Ich sehe es als meine Aufgabe hier, den Mädchen diesen Wunsch so weit wie möglich zu erfüllen, da ich der Überzeugung bin, dass nur Bildung der Schlüssel zu einem zukünftig besseren Leben sein kann. Trotz ihrer schweren Schicksale lassen sich die Mädchen ihre Lebensfreude und Hoffnung nicht nehmen. Genau diese Einstellung fasziniert mich so sehr an den Mädchen.

Damit ein Mädchen ein Jahr aufs College gehen kann, um ihr Zertifikat zu erwerben, kommen Kosten von rund 1400 Euro zusammen. Das sind 117 Euro im Monat. Aristides, ich und die Mädchen freuen uns über jede Art von Spenden. Auch kleine Beträge helfen.

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