Wenn Lebensphasen zu Bildern werden

Heimspiel: Kunstwerke von Elvira Bach sind bis zum 2. April in der Stadtgalerie im Badehaus zu sehen.
Bad Soden -Nein, es verschlug ihr nicht die Sprache. Doch als Elvira Bach die Besucher ihrer Ausstellung im historischen Badehaus persönlich begrüßte, konnte sie ihre Emotionen nicht verbergen. „Ich freue mich ganz furchtbar in Bad Soden zu sein.“ Sie erinnerte an ihre „wunderschöne Kindheit“ in Neuenhain. Sie sprach von ihrem Vater, der jedes Jahr 800 Liter Apfelwein gekeltert habe. Und von den saftigen Kirschen, Erdbeeren und Mirabellen, die sie mit ihrer Familie morgens früh nach Frankfurt auf den Großmarkt lieferte. Alle diese Erlebnisse habe sie gebraucht, um dem „schmutzigen Kreuzberg“ die Schönheit und Kraft in ihrer Kunst verleihen zu können.
Als „Heimspiel“ war die Ausstellung der gebürtigen Neuenhainerin, die in Berlin lebt, in der Stadtgalerie angekündigt worden. Unter dem Titel „Unikate-Skulptur-Grafik“ zeigt sie einen Querschnitt durch ihr künstlerisches Schaffen. Doch der Strom der vielen Besucher, der sich im Badehaus anlässlich der Vernissage am Freitagabend drängelte, überbot alles, was die Organisatoren in den Ausstellungsräumen bisher erlebt haben.
Mittags bereits hatte sich Elvira Bach in einer Runde mit Bürgermeister Frank Blasch, dem Wetzlarer Galeristen am Dom, Michael Marks, und Journalisten zum lockeren Gespräch getroffen.
Um der 71-jährigen Malerin, die seinerzeit den „Neuen Wilden“ zugeordnet wurde und seit ihrer Teilnahme 1982 an der „documenta 7“ die internationale Bühne der Kunst betreten hat, persönliche Fragen zu stellen. Nach vier Jahren ist es die zweite Ausstellung, die Michael Marks und sein Team mit den Werken Elvira Bachs im Kulturzentrum Badehaus präsentieren.
Ein Querschnitt ihrer Entwicklung
Es ist ein Farbenmeer, das die Besucher in den hohen lichten Räumen des historischen Gebäudes mit Blick auf den Alten Kurpark erwartet. Von der Gouache aus dem Jahr 1997 mit dem Thema „Glaube, Liebe, Hoffnung“, das Elvira Bach all die Jahre umtreibt, bis zu der aktuellen Arbeit „Frau im Wasser“, präsentieren die mehr als 50 Kunstwerke einen wunderbaren Querschnitt ihrer Entwicklung innerhalb von 25 Jahren.
Den letzten Pinselstrich an dem großformatigen Unikat hat sie übrigens wenige Stunden vor Ausstellungsbeginn kraftvoll über das Papier gezogen. Der Begriff „Glaube“, betont Elvira Bach, sei für sie nicht religiös besetzt. Wichtig sei es, sich nicht von außen steuern zu lassen, sondern „bei sich bleiben und an sich selbst glauben“. So ist Elvira Bach ihrem Grundmotiv „Immer ich“, das sie als Titel einem ihrer frühen Bilder gegeben hat, immer treu geblieben.
Künstlerin hat Unikate geschaffen
Sie hat, wie sie sagt, Phasen ihres Lebens gemalt. Ganz oft als Solofrau: Managerin, Malerin und Köchin mit den typischen Accessoires des Alltags. Selbst dann sexy und lasziv in Hochhackigen, einer Zigarette oder einem Rotweinglas in der Hand. So malt sie sich hinter ihrem Basketball-Sohn Maodo als behütende Mutter. Erinnerungen an durchtanzte Nächte in Berliner Discotheken werden auf ihrem Bild „Im First“ wach. Einem der wenigen Gruppenbilder, die sie geschaffen hat.
In Bad Soden auszustellen bedeute ihr viel, verrät Elvira Bach, „weil ich in meiner Heimat bin“. Sie erzählt, dass ihre Mutter, obwohl sie Neuenhainerin war, seinerzeit die Glocken in der evangelischen Kirche in Soden geläutet habe. „Weil mein Vater aus Soden stammte“, begründet sie. Und in ihrer Jugend habe sie mit ihren Freunden die damalige Trend-Discothek zwischen Neuenhain und Soden besucht.
Warum sie erst 2009, nachdem sie bereits international berühmt war, in der Bad Sodener Stadtgalerie ihre Arbeiten präsentiert habe, dafür hat sie eine prompte Antwort parat: „Weil mich niemand gefragt hat“. Die Ausstellung damals im Mai von der Altenhainer Galerie Schiffler organisiert, wurde zu einem riesigen Erfolg. Viele Menschen habe sie getroffen, erinnert sich Elvira Bach, „die ich lange nicht gesehen hatte“.
Als Geschenk an diese Ausstellung hat Elvira Bach eine Sonderedition geschaffen. Sie hat eine Grafik ihrer „Neuenhainer Tagebuchblätter“ von 2019 gefertigt und jedes einzelne übermalt. Unter dem Titel „glaube, liebe, hoffe in Neuenhain . . gelernt“ können sie als Unikate erworben werden.
Wie sehen ihre Pläne für die Zukunft aus? Sie hoffe, dass es genauso weitergeht, verrät Elvira Bach. „Ich habe mein ganzes Leben auf mich zukommen lassen.“
Die Ausstellung Elvira Bach „Unikate-Skulptur-Grafik“ ist bis Sonntag, 2. April, in der Stadtgalerie im Badehaus im Alten Kurpark zu sehen. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags von 15 bis 18 Uhr. Es gibt einen Ausstellungskatalog. Der Eintritt ist frei.