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Seit 170 Jahren im Zwieback-Geschäft: Traditionsfirma aus dem Taunus setzt auf Hanf-Kekse

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Von: Kilian Bäuml

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Mitarbeiter in der Zwiback-Produktion
Zwieback ist durch seine Trockenheit besonders lange haltbar. (Symbolbild) © Michael Reichel/dpa

Krise macht kreativ: Während das Geschäft mit dem Zwieback stagniert, setzt ein Traditionshersteller aus dem Hochtaunuskreis auf eine neue Kreation – mit Hanf.

Neu-Anspach – Die Zahl der Zwiebackhersteller nimmt stetig ab. Nach wie vor erfreut sich das Gebäck nur in Zeiten von Krankheit und Unwohlsein großer Beliebtheit. Das Unternehmen Praum aus dem Taunus gibt es dennoch inzwischen seit fast 170 Jahren, ein echter Traditionshersteller. Den Zwieback von Praum gibt es nur in regionalen Märkten zu kaufen, zum Beispiel in ausgewählten Rewe und Edeka-Märkten sowie beim hauseigenen Werksverkauf des Unternehmens in Neu-Anspach (Hochtaunuskreis). In Zukunft möchte der Hersteller auf neue, innovative Produkte setzen, berichtete zuletzt die FAZ. Dazu gehört auch die Verwendung von Hanf als Zutat.

Schon seit rund 25 Jahren gibt es eine Produktion von Praum, die fast durchweg Demeter-zertifiziert ist. Demeter ist ein Siegel, das den Bio-Standart übersteigt und eine besonders nachhaltige Produktion garantiert. In diesem Segment des Marktes sieht der Neu-Anspacher Zwiebackhersteller großes Potenzial. Die Demeter-zertifizierten Knabbereien und Snacks vertreibt Praum unter dem Namen seiner Marke Sommer. Ursprünglich war Sommer ebenfalls ein Zwiebackhersteller in Friedrichsdorf, er wurde jedoch 1930 von Praum erworben. Die Snacks werden in Biomärkten und Reformhäusern verkauft. „Das ist die Marke, in die wir unsere Arbeit stecken“, erklärte Geschäftsführer Dietrich Praum der FAZ.

Zwieback-Traditionshersteller aus Neu-Anspach setzt auf glutenfrei, vegan und Hanf

Die Arbeit scheint sich für das Unternehmen aus Neu-Anspach auszuzahlen. In den vergangenen Jahren trug die Marke Sommer deutlich zum Wachstum des Traditionsunternehmens bei. Die Zahl der Angestellten habe sich in den letzten zehn Jahren sogar fast verdoppelt, schreibt die FAZ. Auch wenn sich die Nachfrage nach Bioprodukten aufgrund der Inflation verringert hat, setzt das Unternehmen weiter auf Innovation und kündigte im Gespräch mit der überregionalen Tageszeitung aus Frankfurt weitere Neuheiten an.

Eine besondere Neuerung sind zum Beispiel Kekse mit Hanf. Aber auch viele glutenfreie und vegane Produkte werden vermehrt produziert. Dietrich Praum bezeichnet das Entwickeln neuer Produkte zusammen mit seinen Kollegen sogar als den zeitaufwändigsten Teil seiner Arbeit. Nicht einmal aus einer von zehn Ideen entstünde letztlich ein Produkt.

Neu-Anspach: Traditionshersteller blickt auf fast 170 Jahre Geschichte

Das Unternehmen Praum kann auf eine Geschichte zurückblicken, die bis ins Jahr 1850 zurückreicht. Damals war es eines von 38 Betrieben in Friedrichsdorf, die sich auf das Gebäck spezialisiert hatten. Wegen der zahlreichen Zwiebackhersteller in Friedrichsdorf hatte der Ort zwischenzeitlich sogar den Spitznamen „Zwiebackhausen“. Nach Friedrichsdorf selbst kam der Zwieback schon in den 1780er Jahren durch Christoph Stemler, der ihn womöglich auf holländischen Kriegsschiffen entdeckt hatte. Aus diesen Zeiten blieb nur der Hersteller Praum übrig, der 2010 nach Neu-Anspach umzog. Praum ist einer der wenigen Traditionsbetriebe, die es in Hessen noch gibt, da in vielen Regionen immer mehr Lokale und Geschäfte verschwinden.

In der Verkaufsstelle in Neu-Anspach kann man sogar den Vorgänger des Zwiebacks kaufen, den Einback. Ein süßes, längliches Gebäck, das nur kurz haltbar ist. Der Einback wird in Scheiben geschnitten und geröstet. Das trocknet das Gebäck aus und macht es haltbar – so entsteht daraus der Zwieback. (kiba)

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