Wenn die Haut unter der Maske rebelliert: Tipps vom Experten für die Corona-Zeit
Der Dermatologe Dr. Rainer Jokisch aus Kelkheim gibt Tipps gegen Hautreizungen unter dem Mund-Nasen-Schutz in Corona-Zeiten: Desinfizierende Wund- und Heilcremes können helfen.
- Das Tragen von Masken zum Schutz vor Corona kann zu Hautirritationen führen.
- Der Kelkheimer Dermatologe Dr. Rainer Jokisch gibt Tipps zur Behandlung.
- Cremes können bei gereizter Haut helfen.
Kelkheim – Wir tragen sie mittlerweile fast immer und nahezu überall. Sie bestehen aus Stoff oder drei Lagen Vliesstoff und einem integrierten flexiblen Metallbügel, der am Nasenrücken anliegt. Die Rede ist von Mund-Nasen-Masken zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie. Das Überziehen des Mund-Nasenschutzes ist in der Öffentlichkeit weitgehend Pflicht und aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Doch trotz allem Schutz anderer Personen: Manch einem juckt abends die tagsüber mit Vlies oder Stoff bedeckte Gesichtspartie. Gerade in den vergangenen Wochen, da das Wetter trüb und ungemütlich wurde, schienen die Probleme stärker zu werden. Was ist da los?
Corona und Maske: Haut anfällig für Reizungen
In der kalten Jahreszeit ist die Haut besonders anfällig für Reizungen. Wind und Wetter machen ihr zu schaffen. Draußen ist es kalt. In den Räumen läuft die Heizung auf Hochtouren. Unsere ohnehin empfindliche Gesichtshaut kann unter einem Mund-Nasen-Schutz leicht entzündlich reagieren. Ein Phänomen, das Dermatologen und Kosmetikinstitute seit einiger Zeit beobachten. Auch die Spezialisten der Hautmedizin Kelkheim wissen um die "kleinen, entzündlichen Pickelchen unter den Mundwinkeln", wie es Dr. med. Rainer Jokisch formuliert. Er ist Hautarzt und Phlebologe im Team der Hautmedizin im Ärztehaus an der Frankenallee. Der Spezialist auf dem Gebiet der Dermatologie kennt die "periorale Dermatitis", also die Hautreizung im Mund-Nasen-Bereich.

Maske tragen zum Schutz gegen Corona: Hautreizungen leicht behandelbar
Menschen, die von Berufs wegen oft stundenlang Masken tragen müssen oder solche mit schlummernden Hautkrankheiten, wie Neurodermitis oder Schuppenflechte sind einem erhöhten Reaktionsrisiko ausgesetzt. Das Ergebnis: Juckreiz und Unreinheiten. Mangelndes Sonnenlicht und abrupte Temperaturunterschiede stellen zudem gerade im Winter eine große Herausforderung für die Haut dar. Die trockene Heizungsluft führt zu kleinen, unsichtbaren Rissen auf der Oberschicht der Haut. Die natürliche Barriere-Funktion wird gestört und anfällig für Keime und Bakterien.
Der Kelkheimer Hautarzt benennt erste Untersuchungsergebnisse einer italienischen Forschergruppe. "Die Mikroumgebung kann durch Feuchtigkeit, Schmutz oder kleine Maskenpartikel entzündlich reagieren." Das führt zum unreinen Hautbild im Kinn und Nasenbereich. Auch Jessyca Simon, Inhaberin des Kosmetikstudios "SinnZeit" in Hofheim-Lorsbach ist das neue Phänomen nicht unbekannt. Sie vermutet: "Menschen in medizinischen Berufen haben sich bereits an das Tragen einer Maske gewöhnt. Für alle anderen ist das Gefühl auf der Haut neu. Sie müssen erst lernen, damit umzugehen." Grundsätzlich sei ein umfassende Gesichtspflege wichtig, so die Kosmetikerin. Überempfindlichkeiten im Mund-Nasenbereich können mit passenden Produkten verhindert oder bei Auftreten gemildert werden.
Corona: Kelkheimer Dermatologe gibt Tipps bei Hautproblemen wegen Maske
Dr. Rainer Jokisch empfiehlt zur Gesichtsreinigung eine milde Reinigungsmilch ohne Konservierungsstoffe und Parfum. Zur Pflege empfiehlt die Hofheimer Kosmetikerin Produkte ohne Mineralöl oder Paraffin. Synthetische Produkte bildeten einen Film auf der Haut, der im ersten Moment Linderung verschafft, aber die natürliche Atmung behindert und so die Probleme eher verschärft. Simon hat gute Erfahrungen mit leichten Ölen wie Jojoba- oder Arganöl gemacht.
Dermatologe Jokisch rät erste Symptome mit antiseptischen Pflegecremes zu behandeln. Desinfizierende Wund- und Heilcremes aus der Apotheke nehmen die Entzündungen und fördern den Heilungsprozess. "Salben sollte man hingegen meiden. Leichte Lotionen mit Harnstoff haben sich ebenfalls bewährt. Sind die Areale bereits stärker betroffenen, können auch Akne-Produkte entzündungshemmend wirken.
Hautentzündung durch Tragen von Maske: Cremes können Helfen
Nicht zuletzt sei die richtige Maske wichtig. So sollte man beim Kauf zu Produkten mit CE-Kennzeichnung greifen. Masken ohne Stofffarbe reduzieren zudem das Risiko allergischer Hautreaktionen. Unabhängig davon sollten sie jedoch regelmäßig gewechselt werden. Unbenutzte Masken lagert man am besten hygienisch und trocken verpackt, wie beispielsweise in einem sauberen Gefrierbeutel.
Zudem gilt: Den Mund-Nasenschutz nie am Vlies, sondern an den Tragegummis anfassen. Zuletzt gilt es, der Haut auch immer mal wieder eine Auszeit zu gönnen. Ein Spaziergang an der frischen Luft befreit also nicht nur den Kopf, sondern - sofern man ohne Maske unterwegs sein darf - auch die Poren. (Esther Fuchs)
Doch nicht nur die Haut leidet in Zeiten von Corona. Laut einer Studie der Oxford University treten nach einer Corona-Infektion vermehrt physische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Schlaflosigkeit auf.