Eppstein: Klaviermusik bringt Talkirche zum Klingen

Festival in diesem Jahr zum 13. Mal in der Burgstadt
Eppstein. Mit einem gelungenen Konzert im Landratsamt Hofheim ist das eigentliche Klavierfest der Burgstadt bei den Nachbarn feierlich eröffnet worden. Etwa 60 Gäste waren zum Auftakt ins Kreishaus gekommen. „Natürlich hätten es auch mehr Besucher sein dürfen“, resümiert Pfarrerin Heike Schuffenhauer. Aufgrund des sonnigen Wetters hätten viele wohl den eigenen Garten bevorzugt. Die Leute seien dennoch begeistert und angetan gewesen, fügt sie hinzu. Sechs Musiker boten dem Publikum in verschiedenen Besetzungen vielfältigste Kompositionen. Zu hören gab es Musik von Johann Sebastian Bach, Robert Schumann, Moritz Moszkowski, Johannes Brahms und Salomon Jadassohn. Einen Schwerpunkt des Programms bildete die Stadt Leipzig als wichtiges, bedeutsames Zentrum in der Musikgeschichte.
Das Klavierfest gibt es in der Burgstadt nun schon seit 13 Jahren und ist inzwischen auch zu einem Begriff in der Region geworden. Die Initiatorin und künstlerische Leiterin, Anna Victoria Tyshayeva, ist von Anfang an dabei. In Odessa studierte die deutsch-ukrainische Pianistin am staatlichen Konservatorium. Hierzulande besuchte sie Musikhochschulen in Frankfurt, Nürnberg und Trossingen. Zudem nahm sie Orgelunterricht. Heute ist sie eine in Deutschland sowie international konzertierende Solistin und Kammermusikerin. Im Jahr 2010 habe Tyshayeva verschiedenen Kirchen ihre Dienste als Organistin angeboten, erzählt Schuffenhauer. Den Gottesdienst am Buß- und Bettag begleitete sie damals auf der Orgel. Auf die Frage, ob sie denn das letzte Stück auch am Flügel spielen dürfe, folgte dann im Januar 2011 ihr erstes Klavierkonzert in der Talkirche. Tyshayeva habe ihr von der Idee erzählt, einmal ein Klavierfestival zu veranstalten, so die Pfarrerin. „Damit hat sie bei mir offene Türen eingetreten“, sagt Schuffenhauer. Das Klavierfest war geboren und konnte bereits im September desselben Jahres mit drei Konzerten zum ersten Mal in der Talkirche aufgeführt werden. „Es war ein super Start“, erinnert sich Schuffenhauer. Während der Corona-Pandemie wurde nicht pausiert. War das Festival 2020 noch in der Talkirche unter Auflagen, musste im folgenden Jahr auf das Freigelände der berufsgenossenschaftlichen Bildungsstätte Eppstein ausgewichen werden. Es habe, so Schuffenhauer, allerdings nur einmal geregnet.
Morgen bringen bis Sonntag, 4. Juni, sechs Solo- und zwei Duokonzerte die Talkirche zum Klingen. Neben bekannten und vertrauten Werken stehen auch ein paar musikalische Raritäten auf dem Programm. Denn, so Schuffenhauer, es gehe auch darum Neues zu entdecken und hörbar zu machen. Los geht es morgen Abend mit einem Klavierkonzert von Giovanni Umberto Battel, der Werke von Brahms und Chopin präsentiert. Beim Klavierabend am Samstag, 27. Mai, wird Leonid Dorfman dann Schubert spielen. Werke von Mozart und Chopin werden am Sonntag, 28. Mai, von Eugene Mursky präsentiert.
Am Montag, 29. Mai, will Tyshayeva ein Benefizkonzert für die Menschen in der Ukraine spielen. Auf ihre eigene Gage verzichtet sie. Der Erlös kommt auf ihren Wunsch hin der Hilfsorganisation „M Corporation“ in Odessa zugute, die vor allem medizinische Hilfe leistet. Die Musikerin stammt selbst von dort und hat deshalb einen besonderen Bezug zur Hafenstadt. Der Bedarf sei immens, sagt sie. Es werden Werke von Beethoven und Chopin zu hören sein. Weiter geht es am Donnerstag, 1. Juni. Dann wird der ehemalige Kelkheimer Christoph Soldan am Klavier Brahms und Liszt spielen.
Auf ein Duokonzert der besonderen Art dürfen sie die Besucher am Freitag, 2. Juni, freuen. Mit vier Händen, aber nur einem Flügel präsentieren Chiara Nicora und Francesca Rivabene die Goldberg-Variationen von Bach. Am Samstag, 3. Juni, folgt erneut ein Solokonzert. Dann spielt Ulugbek Palvanov Werke von Mozart, Beethoven und Liszt. Zum Ende am Sonntag, 4. Juni, präsentieren Michel Gershwin an der Violine und Tyshayeva am Klavier Kammermusik von Schubert, Paganini, Dvorak und Brahms.
Auch der musikalische Nachwuchs kommt beim diesjährigen Klavierfest nicht zu kurz. Zum Auftakt einiger Konzerte stellen Schüler und Studenten der Klavierklasse von Anna Victoria Tyshayeva am Erlanger Musikinstitut (EMI) ihr Können unter Beweis. Mehrfach schon waren sie in der Talkirche zu Gast und versetzten das Publikum in Staunen. „Ihre Entwicklung ist beeindruckend“, sagt Schuffenhauer.
Es sei wichtig, dass nicht nur namenhafte Künstler gehört werden, sondern auch der Nachwuchs eine Chance bekommt, fügt sie hinzu. Das Besondere am Klavierfest sei die Nähe, so die Pfarrerin. Zuschauer brauchen kein Opernglas. Eine Besonderheit sei die Atmosphäre in der Kirche. In der Vergangenheit hätten Musiker nach ihren Konzerten am darauffolgenden Tag selbst im Publikum gesessen, erzählt sie. Alle Konzerte beginnen um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zum Programm finden sich unter www.talkirche.de. phf