Eppstein: Second-Hand-Laden mit „Fitness-Sparte“

Stadt besucht und unterstützt nun Betriebe
Eppstein. Wie hilft man dem Einzelhandel in der Eppsteiner Altstadt auf die Beine? Gibt es da Chancen, oder muss man womöglich akzeptieren, dass Fachmarktzentren und Internet als Handelsplätze die kleinen Innenstädte austrocknen? Aufgeben war für die, die sich an der jahrelangen Diskussion in Eppstein beteiligt haben, zumindest öffentlich nie eine Option.
Womöglich müssen neue Konzepte her. Wenn sich ein Geschäft alleine nicht trägt, kann man dann mit der Bündelung von verschiedenen Angeboten einen tragfähigen Weg finden? Stefanie Fichtner hat an der Burgstraße 12 einen solchen Versuch gestartet, sie kombiniert einen Second-Hand-Laden für Kindersachen mit einem Gesundheitsangebot.
Imagefilm und Gebührenhilfe
Es ist daher kein Zufall, dass Bürgermeister Alexander Simon ausgerechnet dieses Geschäft an den Start einer Reihe von Besuchen beim Einzelhandel der Altstadt gestellt hat. „Ein tolles Geschäft, nicht nur für Eppsteiner“, findet er und freundet sich gerade mit einem Tennisschläger für den Nachwuchs im Hause Simon an. Mitgebracht hat er Sibylle Yaakov, neue Geschäftsführerin der Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Eppstein (SWE), die ja für das Thema, wie der Name schon sagt, mit zuständig ist.
Die Stadt beließ es aber nicht bei aufmunternden Worten. Ein kurzer Imagefilm wurde beim Besuch des Bürgermeisters gedreht, Fichtner kann diesen Beitrag für Werbezwecke einsetzen. Aber nicht nur produziert die Stadt diese Filme kostenlos. Die SWE übernimmt auf Antrag auch die Sondernutzungsgebühren für kleinere Werbemaßnahmen wie Aufsteller und Plakate vor dem Geschäft. Dass diese durch die neue Sondernutzungssatzung gebührenpflichtig wurde, hat einige Händler verärgert. Jetzt, nachdem das geklärt ist, will auch Fichtner den alten Kinderwagen wieder als Blickfang vor die Ladentüre in der Eppsteiner Altstadt stellen.
Und es ist auch tatsächlich so, dass das „Kokolotta“ zusätzliche Aufmerksamkeit gut gebrauchen kann. Der Handel mit der Second-Hand-Kinderbekleidung und -Spielsachen laufe auch drei Jahre nach Eröffnung des Geschäftes noch nicht so, wie sie es sich vorgestellt habe, räumt die Betreiberin ein. Dass es in dem ehemaligen Buchladen am Rande der Altstadt überhaupt funktioniert, das liegt vor allem an dem zweiten Angebot, dem EMS-Ganzkörpertraining.
Das ist eine gelenkschonende Trainingsform, die mit Reizstrom arbeitet, schnelle Trainingserfolge verspricht und sich für Personen eignet, die nicht viel Zeit für den Sport erübrigen können. Dazu gehören zum Beispiel Mütter mit kleinen Kindern, hat sich Fichtner gedacht, die das EMS auch mobil anbietet. Das ganze „Kokolotta“ ist übrigens nicht ihr einziges wirtschaftliches Standbein, denn hauptberuflich arbeitet sie noch in der Reisebranche.
Ganzjahresbasar und Stromreize
Die Idee für das Unternehmen sei ihr gekommen, als sie für ihre Tochter nach gebrauchter Kinderbekleidung suchte. Kaufen muss man die ja nicht nur, wenn gerade ein Kinderkleiderbasar ist - da könnte, so ihre Überlegung, ein regelmäßig geöffneter Laden doch ein gutes Angebot sein. Also startete sie vor drei Jahren, mitten in der Pandemie, mit dem Geschäft. Überhaupt gebrauchte Bekleidung zu verwenden, dies sei unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit mehr als geboten. Dieser Gedankengang sei auch in Eppstein angekommen - Fichtner will nun dafür werben, dass er sich noch verstärkt in Kaufentscheidungen niederschlägt.