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Sensationeller Fund im Stadtarchiv

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Das alte Postgebäude im Bild links und das ehemalige alte Rathaus neben der Talkirche sind auf dem ersten Farbfoto Eppsteins von 1904 zu erkennen.
Das alte Postgebäude im Bild links und das ehemalige alte Rathaus neben der Talkirche sind auf dem ersten Farbfoto Eppsteins von 1904 zu erkennen. © D. Bömelburg

Die Eppsteiner Fotogruppe recherchierte schon vor einigen Jahren zur ersten Farbaufnahme der Burgstadt. Die Geschichte der Fotografie aus dem Jahr 1904 ist beeindruckend.

Eppstein -Bemerkenswert klare Farbtöne und eine sehr gute Schärfe für ein Foto in diesem Format - so beschreibt die Eppsteiner Fotogruppe die erste Farbfotografie der Burgstadt, die 1904 entstand und von einem Herrn Dr. König stammt. Bei einem Rundgang durch das Stadtarchiv tauchte diese Farbfotografie wieder auf. Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith präsentierte es der Fotogruppe, die für eine Ausstellung am weltweiten Museumstag im Mai einige gemalte Bilder der Burg reproduziert hatte.

Mitglieder der Fotogruppe hatten das historische Foto allerdings schon einmal in der Hand: 2008 war es Mitarbeitern der Stadt im Fotostudio Reinhardt in Hofheim als Geschenk übergeben worden. Detlef Bömelburg, Mitglied der Gruppe, machte eine Aufnahme des Fotos und brachte es ins Rathaus zum damaligen Bürgermeister Ralf Wolter.

Hoher technischer und chemischer Aufwand

Bömelburg wollte mehr über das Bild wissen. Schon die ersten Nachforschungen ergaben, dass es sich bei diesem Bild um eine Besonderheit aus dem Jahre 1904 von einem Dr. König, einem Chemiker der ehemaligen Farbwerke Höchst, handelte. Derartige Farbfotografien waren Anfang des 20. Jahrhunderts nur durch einen sehr hohen technischen und fotochemischen Aufwand möglich. Insbesondere die Vorschriften zur Erzeugung der Farben beherrschten nur sehr geübte und erfahrene Fotografen.

Nach Recherchen in den Archiven der Farbwerke Höchst - jetzt Sanofi - und im Münchener Stadtmuseum gibt es von dieser ersten Farbfotografie nur zwei Exponate, eines im Eppsteiner Archiv und eines im Münchener Stadtmuseum. Dort liegen auch die anderen Bilder von Dr. König. Sie fanden wahrscheinlich über die enge Zusammenarbeit von Dr. König mit einem Münchener Wissenschaftler den Weg dorthin.

König entwickelte marktführende Produkte

Als ehemaliger Farbstoffchemiker sichtete Walter Helmling die Unterlagen. Seine Nachforschungen ergaben, dass Dr. E. König, geboren 1869 in Flensburg, nach seinem Chemiestudium in Leipzig 1893 in das Zentrallabor der damaligen Farbwerke Höchst eintrat. Er sei ein echter Pionier auf dem Gebiet der Farbenchemie gewesen und habe weltweites Ansehen genossen. 1902 sei auf seine Anregung eine eigene fotografische Abteilung in Höchst gegründet worden. Neben seiner Forschungsarbeit habe er zahlreiche Bücher und Publikationen verfasst. Er habe Produkte entwickelt, welche für Dreifarbenfotografie wichtig gewesen seien. Diese Produkte seien viele Jahre unumstrittene Marktführer gewesen und hätten Einzug in die in den 1930er Jahren entwickelten Mehrschichtenfarbfilme gehalten, heißt es weiter in dem Bericht von Helmling.

Bei dem im Eppsteiner Archiv befindlichen Bild handele es sich um eine Produktion des nach dem Pinachromie-Verfahren hergestellten Originalbildes. "Mit den geschilderten Informationen zu der Forschung von Dr. König kann man von einer Geburtsstunde der Farbfotografie sprechen", resümiert die Fotogruppe.

Überraschend war für sie im Vergleich zu den vielen Gemälden aus dieser Zeit die dichte Bewaldung und Besiedelung von Eppstein. Im linken oberen Teil des Bildes kann man die landwirtschaftliche Nutzung des Heinzbergs erkennen. Viele Maler haben offenbar auf ihren Bildern die Laurentiuskirche einfach weggelassen. red

Das Bild zeigt Walter Helmling, Detlef Bömelburg und Monika Rohde-Reith mit dem Foto von 1904.
Das Bild zeigt Walter Helmling, Detlef Bömelburg und Monika Rohde-Reith mit dem Foto von 1904. © Hartmut Amberger

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