Sie hat unermüdlich die Stadt verschönert

Marga Weber bekommt die Ehrenbürgerrechte der Stadt Eppstein verliehen. Sie engagierte sich im Verschönerungsverein und hat gleichzeitig eine spannende berufliche Biografie.
Eppstein -"Ich war selbst überrascht", sagt Marga Weber zu dem Moment, als sie erfuhr, dass die Stadt Eppstein ihr die Ehrenbürgerrechte verleiht. "Ich habe damit nicht gerechnet." Die Verleihung findet heute im Bürgerhaus statt. Diese Auszeichnung ist nicht selbstverständlich, immerhin wurde außer Weber nur zwei weiteren Personen diese Ehre zuteil: und zwar Gudrun Löns und ihrem vor drei Jahren verstorbenen Ehemann Jürgen, die unter anderem den Eppstein Fonds gegründet haben. Es ist die höchste Auszeichnung, welche die Stadt vergibt.
Marga Weber hat sich im Verschönerungsverein verdient gemacht, dessen Vorsitzende sie zwölf Jahre lang war. Und selbst danach war sie noch aktiv: Sie veröffentlichte 2013 das Buch "Der Verschönerungsverein von 1878 - Ein Stück Eppsteiner Geschichte" und entwickelte zusammen mit Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith etwa 30 Tafeln, die über historische Häuser und Plätze in der Burgstadt informieren.
Nach zehn Jahren 300 Mitglieder mehr
Auch wenn Weber überrascht war, gefreut hat sie sich natürlich. Sie weiß aber auch: "Das kann man nicht alleine machen." Sie habe Glück gehabt, dass sie Leute motivieren konnte, sie zu unterstützen. Darunter der ehemalige Bürgermeister Richard Hoffmann, der bis 2000 das Amt innehatte. Aber auch die langjährige Schriftführerin des Vereins, Gerda Hoffmeister, sei ihr eine große Hilfe gewesen.
Nachdem die Mitglieder sie 1990 zur Vorsitzenden gewählt hatten, war die größte Herausforderung, den Verein wieder auf Vordermann zu bringen. Die Tempel mussten saniert werden, auch der Kaisertempel, der Kostenvoranschlag lag bei 100 000 Mark. Der Verein hatte aber kein Geld, die 30 Mitglieder zahlten je 10 Euro im Jahr. Also rührte Weber die Werbetrommel, startete einen Spendenaufruf und organisierte Feste. Zehn Jahre später hatte der Verein 300 Mitglieder mehr.
2002 gab sie den Vorsitz ab, als ihr Mann an Krebs erkrankte. Sie ist aber zur Ehrenvorsitzenden des Vereins gekürt worden, der bereits 1878 gegründet wurde. Sein Zweck war es, den Kaisertempel zu errichten und zu erhalten - in Erinnerung an den Sieg über Frankreich 1871. Später kamen noch die anderen fünf Tempel wie der Sparwassertempel sowie der Neufvilleturm dazu.
In der Burgstadt ist es am schönsten
Engagiert hat Weber sich, weil die Ur-Eppsteinerin ihrer Heimat etwas zurückgeben wollte. Wenn sie von Reisen zurückkam, hat sie immer gemerkt, dass es in der Burgstadt am schönsten ist. Zwar hat sie auch mal zehn Jahre mit ihrem Mann in Buchschlag gewohnt, weil sie nicht immer so abhängig von ihren Eltern sein wollte. "Aber ich hatte immer nervöse Herzbeschwerden". Das sei erst wieder besser geworden, nachdem sie nach Eppstein zurückgekommen war. Ihre Familie kam schon aus Eppstein, ihr Vater hatte ein Installateursunternehmen, das sie nach ihrer Ausbildung bei der Naspa in Hofheim 13 Jahre lang führte. So finanzierte sie sich den nächsten Karriereschritt. Nachdem ihre drei Kinder Abitur hatten, erfüllte sie sich einen Lebenstraum und studierte Archäologie. Diese Möglichkeit musste ihr Mann, der schließlich 2005 verstarb, ihr versprechen. Er war selbst erst Verkäufer bei Thyssen, später Lehrer als Quereinsteiger. "Wir haben uns immer gegenseitig angestachelt", berichtet sie aus dem Eheleben.
Mit 55 Jahren promoviert
Als sie das Studium aufnahm, war sie Mitte 40. Mit 55 Jahren erlangte sie den Doktortitel und begann an der Universität als Dozentin zu arbeiten, fuhr regelmäßig auf Exkursionen bis nach Süditalien, Griechenland und in die Türkei. Sie schrieb außerdem ein Buch über "Antike Badekultur", das im C.H.-Beck-Verlag erschien. Noch bis zum 75. Lebensjahr arbeitete sie in der Wissenschaft. Die jetzige Stadtarchivarin und Leiterin des Stadt- und Burgmuseums Monika Rohde-Reith war eine ihrer Studentinnen.
Es sind aber nicht nur die Ehrenbürgerrechte, die Marga Weber in diesem Jahr zu feiern hat: Im Mai ist sie 95 Jahre alt geworden. Die Feier fand im Restaurant am Kaisertempel statt, dazu war ihre Familie angereist, die teilweise in Italien lebt. Weber hat drei Kinder, fünf Enkel und ein viertes Urenkelkind ist unterwegs. Die Familie ist ihr wichtig, sagt sie. Zwar sei sie noch sehr selbstständig und kocht noch selbst, aber die Kinder unterstützen sie inzwischen beim Einkaufen.
Dass sie sich neben Familie und Beruf noch ehrenamtlich engagiert hat, ist für die Stadt nicht selbstverständlich. "Frau Dr. Weber ist unermüdlich und voller Energie, wenn es in ihrer Heimatstadt etwas zu verschönern gibt," sagt Bürgermeister Alexander Simon über sie. "Wir sind ihr sehr dankbar."