CDU sieht ihre Arbeit belohnt, Grüne jubeln

Die SPD ist auch in Eschborn klar einer der Wahlverlierer.
Eschborn -"Wir sind schon am Feiern", bekannte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Bärbel Grade gestern bereits gegen 21 Uhr, obgleich noch längst nicht und selbst gegen 22.30 Uhr noch immer nicht alle Stimmen ausgezählt worden waren. Aber alles, was im Laufe des Abends noch passieren sollte, konnte nichts mehr am sensationellen Abschneiden der Grünen ändern. Sie konnten ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln, überholten SPD, FDP und FWE und sind nun mit 21,45 Prozent zweitstärkste Partei in der Stadtverordnetenversammlung.
Ganz wie in der Kreisstadt Hofheim gehört auch in Eschborn die CDU zu den Gewinnern der Wahl. Die Christdemokraten erzielten ein Plus von 3,2 Prozent und erreichten im Trend 30,4 Prozent der Stimmen. "Wir können sehr zufrieden sein", kommentiert Bürgermeister Adnan Shaikh. Denn die CDU habe Corona-bedingt eine ihrer Stärken, die gute Vernetzung in Eschborn, nicht voll ausspielen können. Und der Bundestrend habe auch eher für Gegenwind gesorgt. "Das Ergebnis ist klasse", freut sich auch Fraktionschef Markus Depping. Die Politik der letzten Jahre sei honoriert worden", ist der Parteivorsitzende Roland Abt überzeugt.
"Das ist das beste Ergebnis aller Zeiten" ist der Jubel bei Grünen-Chefin Grade allerdings doch deutlicher. Ganz überraschend kommt das allerdings nicht, einige in der Partei hätten ein solches Resultat vorhergesagt. Dabei hätten die Grünen viele Stärken im Wahlkampf gar nicht ausspielen können, analysiert sie die letzten Wochen ähnlich wie die CDU.
Umso größer fällt die Enttäuschung bei der SPD über einen Rückgang von 20,4 auf (bislang) 16,2 Prozent der Stimmen aus. "Natürlich sind wir enttäuscht", sagt Fraktionsvorsitzender Bernhard Veeck. "Wir sind aber immer noch der Meinung, dass wir eine gute Politik gemacht haben", sagt der SPD-Mann. Und er hofft, dass sich beim Auszählen der übrigen Stimmzettel die Situation für seine Partei noch bessert.
In dem Punkt ist er sich allerdings einige mit den drei anderen Parteien, die ebenfalls verloren haben. Allerdings hält sich die Enttäuschung in Grenzen. "Das Ergebnis entspricht unseren Erwartungen", so der Linken-Stadtverordnete Fritz-Walter Hornung. Er freut sich auch ausdrücklich über das Ergebnis der Grünen, weil sich darin auch ausdrücke, welche Bedeutung die Themen Klimaschutz und Verkehrswende hätten. Die Linken müssten sich darum intensiver kümmern. Mit 5,8 Prozent erzielten sie im Trend ein nur minimal schlechteres Ergebnis als 2016.
FWE und FDP mit leichten Verlusten
Die FWE-Fraktionschefin Regine Seidel war am Sonntagabend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, ihre Fraktion hat einen Rückgang um 1,6 Prozent auf 10,9 Prozent zu verzeichnen und verlöre dadurch einen Sitz. FDP-Mann Christoph Ackermann zeigte sich zunächst mit dem Wahltrend zufrieden, aus den anfänglichen Gewinnen des Abends wurde dann allerdings noch ein Minus von 0,5 Prozent; die Liberalen bekommen noch 15,2 Prozent.
Streng genommen verbietet es sich, bereits jetzt den Blick auf mögliche Bündnisse in der neuen Stadtverordnetenversammlung zu werfen. Denn erstens kann sich durch die Auszählung der restlichen Stimmzettel noch allerlei ändern - bislang wurden nur die Listenstimmen gewertet. Wer kumuliert oder panaschiert hat, ist in diesen Ergebnissen noch gar nicht enthalten. Und zweitens hat die Eschborner Politik jetzt eine ganze Weile ohne ein festes Bündnis mit wechselnden Mehrheiten funktioniert - womöglich hat manch einer Gefallen daran gefunden.
Fest steht, dass nach aktuellem Stand das in der vorletzten Wahlperiode bestehende Bündnis von CDU und Grünen wieder eine Mehrheit hätte - wenn auch nur eine denkbar knappe von 19 zu 18 Sitzen. Das kann sich leicht noch ändern in den nächsten Tagen. Das zu Beginn der vergangenen Wahlperiode bestehende Bündnis von SPD, FWE, FDP und Linken hätte keine Mehrheit mehr - eine Koalition ohne Beteiligung der CDU ist nur mit den Grünen denkbar. Will die CDU auf die Grünen verzichten, müsste sie zu ihren elf Sitzen noch neun aus den Reihen von SPD (sechs Sitze), FDP (sechs Sitze), FWE (vier Sitze) und Linke (zwei Sitze) ins Boot holen.
