Dank der Kunst neuen Lebensmut gefasst

Halina Bundasch hat sich von einer Krankheit erholt und ihre Leidenschaft fürs Malen wiederentdeckt. Dabei lässt sie ihrer Fantasie freien Lauf.
Eschborn -Goldgelb leuchtet der Blätterwald vor einem hellblauen Himmel. Zart schimmern Grüntöne zwischen den Bäumen hervor. Im Vordergrund strömen Bänder mit perlendem Wasser hinab und vereinigen sich zu einem schäumenden Bach, den Wiesen flankieren. Die Szene eines feuchten Herbstes ist in Acryl gestaltet.
"Herbststimmung" nennt die Künstlerin Halina Bundasch ihr etwa Zeichenblock großes Werk. Es ist Teil der Ausstellung "Träume - Hoffnung und Ruhe", die im Stadtmuseum zu sehen ist. Die aus der Ukraine stammende Hobbymalerin liebt es, gegenständliche Motive in bunten Farben zu kreieren. Rote Mohnblumen, Naturlandschaften und vereinzelt Menschen kommen vor.
Einmal sind da drei Personen, schwarz gekleidet, die auf einen grellen Hintergrund zuschreiten. Sie sind von hinten zu sehen und tragen Regenschirme, die knallrot hervorstechen. Ein Hingucker!
An anderer Stelle schweben weiße Wolken über einem Berg, dem ein See zu Füßen liegt. Nadelbäume gruppieren sich ums Wasser. Lilafarben blühende Klein-Gewächse und ein herbstlich wirkender Baum gesellen sich dazu. Abstrakter geht es bei Bild 7 zu. Allerlei unförmige Tupfer verschmelzen zu einem fast kreisrunden Gebilde, das von sattem Blau umgeben ist. "Bunte Vielfalt" ist der treffende Name dieses Kunstwerks, das wie ein Großteil der 30 Acryl-Werke mit seiner Farbenpracht auffällt.
Die 57 Jahre alte Künstlerin steht auf kräftige Töne? Flüsternd bestätigt sie, ihre Werke seien so bunt "wie meine Seele"! Die Eschbornerin stellt erstmals aus. Ist sie nervös? Halina Bundasch blickt verlegen, lächelt und geht im Ausstellungsraum herum, um hier und da zu plaudern.
"Die Umgebung, in der die Künstlerin aufgewachsen ist, war ein Dorf in idyllischer Berglandschaft, mitten in der Natur in den Karpaten", schildert Erste Stadträtin Bärbel Grade bei der Eröffnung vorgestern Abend. "Sie hat Beeren und Kräuter gesammelt und das Landleben genossen. Diese Eindrücke haben sie geprägt. Schon in jungen Jahren hat sie mit dem Zeichnen begonnen."
Bundaschs kreative Begabung ist facettenreich. Sie kocht und backt gerne und züchtet Zimmerpflanzen. Die Malerin trägt einen Meistertitel in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Fruchtsaft-Herstellung. Bärbel Grade fügt an: "Nach einer schweren Krankheit vor einigen Jahren hat sich das Leben von Frau Bundasch verändert. Sie hat, im Zuge ihrer Rekonvaleszenz, wieder zur Kunst - zum Malen - zurückgefunden. Durch das Malen und ihre Bilder hat sie neue Inspirationen erhalten und wieder frischen, neuen Lebensmut gefasst."
Oft verlässt Halina Bundasch die gegenständliche Ebene. Sie sagt, sie lasse gerne ihrer Fantasie freien Lauf, hole sich mitunter aber auch Anregungen aus dem Internet. Die vorzeigbaren Resultate sind bis zum 31. August im Museum zu sehen.
Die Spätaussiedler-Familie stammt im Übrigen aus einer Gegend weit im Westen der Ukraine, die seit Ende Februar Kriegsgebiet ist. Bundaschs Sohn Paul sagt, selbst dort sei mit russischen Raketenangriffen zu rechnen. Einfach nur schrecklich. ask
