Spannende Suche nach Koalitionspartnern

Die CDU benötigt für eine Mehrheit mindestens ein Dreierbündnis.
Eschborn -Die etwas unübersichtlichen Verhältnisse in Eschborn schienen sich am Sonntag ein wenig zu klären. Vor der Kommunalwahl war spekuliert worden, ob es zu einer Neuauflage des Bündnisses von CDU und Grünen in der Stadtverordnetenversammlung kommen würde. Der eine oder andere Beobachter glaubte, vor allem im Agieren der Grünen Hinweise auf eine solche Tendenz gefunden zu haben.
Und am Sonntag sah es auch ganz so aus, als würde das Wahlergebnis ein Bündnis von CDU und Grünen nahe legen. Die CDU stand bei 30,7 Prozent der Stimmen, die Grünen bei 22,5 Prozent. Das bedeutete elf Sitze für die CDU und acht Sitze für die Grünen. Zusammen sind das 19 Sitze - in einer Stadtverordnetenversammlung mit 37 Sitzen ist das keine komfortable Mehrheit, aber es hätte gerade so gereicht.
Aber am Sonntag wurden nur die Stimmzettel ausgezählt, auf denen die Wähler von den Möglichkeiten des Kumulierens und Panaschierens keinen Gebrauch gemacht hatten. Diese Arbeit wurde inzwischen erledigt, und es stellte sich heraus, dass die Wähler der Grünen diejenigen sind, die vom Kumulieren und Panaschieren am wenigsten halten. Am Ende der Auszählung landeten die Grünen bei 18,0 Prozent der Stimmen.
Das ist gegenüber der Wahl im Jahre 2016 zwar immer noch ein beachtlicher Zuwachs, nämlich um 7,5 Prozent. Und das ist auch ein Zuwachs bei den Sitzen, nämlich von vier auf sieben. Aber das reicht nun nicht mehr. Die CDU verharrt bei 30,6 Prozent, ein Zuwachs gegenüber 2016 um 3,4 Prozentpunkte. Sie bleiben bei den am Sonntag ermittelten elf Sitzen, zusammengerechnet mit den Grünen sind das nur 18 Sitze. Und das ist keine Mehrheit. Und die Grünen sind auch nicht, wie es noch am Sonntagabend aussah, zweitstärkste Partei geworden. Verloren hat diese Position die SPD, die 4,4 Prozentpunkte einbüßte und auf 16,0 Prozent der Stimmen kam. Zweitstärkste Partei ist die FDP mit 18,5 Prozent der Stimmen. Das reicht für sieben Sitze, die Liberalen sind damit im Parlament genauso stark vertreten wie die Grünen.
"Es wird spannend", sagt Markus Depping, Fraktionsvorsitzender der CDU in der zu Ende gehenden Wahlperiode. Er freut sich schon einmal, dass die CDU in Eschborn den Negativtrend der letzten Wahlen umkehren konnte. "Wir kommen von 40 Prozent", ruft er in Erinnerung. Dass diese Ergebnisse zum Teil auch Resultat einer langen Serie von Skandalen und Affären war, hat natürlich niemand vergessen - zuletzt hatte die Eschborner Politik wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser gefunden.
Am kommenden Donnerstag werde sich die neue Fraktion erstmalig treffen, berichtet Depping. Dann werde man auch über das weitere Vorgehen beraten. Ob er eine Vorliebe für eine Zusammenarbeit mit den Grünen oder mit der FDP hat, das will er nicht verraten. "Es bringt doch nichts, sich auf etwas festzulegen", sagt er. Zumal die beiden Alternativen ja auch nicht ausreichen. Wer nun könnte Dritter im Bunde werden? Rechnerisch ausreichen würde es sogar, die Linke ins Boot zu nehmen, die trotz eines Rückgangs von 6,3 auf 4,8 Prozent der Stimmen bei zwei Sitzen verharrt. Angesichts der großen allgemein-politischen Unterschiede zur CDU und erst recht zur FDP drängt sich dies nicht unbedingt auf.
Ob die SPD trotz ihres Verlustes ins Geschäft kommt? Als die Sozialdemokraten und auch die Grünen Adnan Shaikh bei der Bürgermeisterwahl unterstützen, wurde schon spekuliert, den beiden Parteien könnten im Gegenzug hauptamtliche Stadtratsposten in Aussicht gestellt worden sein. Natürlich sind auch die Freien Wähler nicht gänzlich aus dem Geschäft. Sie haben ihre vier Sitze gehalten, trotz eines Rückgangs der Stimmanteile um 0,4 auf 12,1 Prozent. Aber ob sich jemand erneut auf ein Viererbündnis einlassen möchte?