1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Eschborn

Das waren Werbebanner fürs Radrennen

Kommentare

Woanders werden sie eingelagert oder vernichtet – Eschborn hat sich für einen nachhaltigen Umgang mit den ausgemusterten Exemplaren entschieden.

Viermal haben Name und Logo bereits gewechselt, seitdem das Radrennen am 1. Mai nicht mehr „Rund um den Henninger-Turm“ heißt. Unter dem etwas sperrigen Namen „Eschborn–Frankfurt City-Loop“ startete es 2009 mit neuem Titelsponsor, und als „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ war das Rennen von 2010 bis 2016 bekannt. Seit diesem Jahr heißt es kurz und prägnant „Eschborn – Frankfurt“.

Nicht nur die Teilnehmer und Zuschauer mussten sich jeweils umgewöhnen, auch die Hersteller der Werbemittel hatten jedes Mal alle Hände voll zu tun, neue Banner und Plakate zu entwerfen. Im Gegenzug wurden die veralteten Materialien aussortiert und vernichtet oder eingelagert.

In Eschborn hat sich die Stadt nun auf Nachhaltigkeit besonnen und den Begriff „Re-Cycling“ wörtlich genommen. Gemeinsam mit Wolfgang Wessner, der mit seiner Agentur für die Werbemittel zuständig ist – darunter auch für die an Hanteln erinnernden „Powerbottles“, die bei Fans des Radrennens begehrt sind –, entwickelte die städtische Pressestelle einen Plan: Die im Keller schlummernden alten PVC-Planen, die jahrelang am Rathaus oder im Stadtgebiet auf den Renntag aufmerksam machten, sollten wieder eine sinnvolle Verwendung bekommen.

„Wir kamen wir auf die Idee, sie zu Taschen zu verarbeiten“, so Stadtsprecherin Beate Brendel. „Diese ,Messenger-Bags‘ aus alten Lkw-Planen gibt es ja schon länger, und nun wollten wir etwas Ähnliches machen.“

Doch der gute Gedanke war damit noch nicht zu Ende. Denn nicht zuletzt dem Eschborner Bürgermeister Mathias Geiger lag am Herzen, mit dieser Aktion sowohl etwas für die Umwelt zu tun, als auch einem gemeinnützigen Zweck zu dienen. Daher war von vornherein klar, dass der komplette Verkaufspreis der Stiftung Bärenherz in Wiesbaden, die sich um Projekte für unheilbar kranke Kinder kümmert, gespendet wird.

Zudem sollte eine Behindertenwerkstatt die Produktion übernehmen: alles in Handarbeit, unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Kriterien. „Normalerweise ist es ziemlich problematisch, diese PVC-Planen in eine vernünftige Wiederverwertung zurückzuführen“, weiß Wessner, „daher sind wir stolz darauf, dass wir hier besonders nachhaltig agieren und beispielsweise auch einen minimalen Verschnitt haben.“

Immerhin ging es um insgesamt rund 110 Quadratmeter Bannerfläche, die sinnvoll verarbeitet werden sollten. Zuvor mussten die Planen gereinigt und auf ihre Qualität hin kontrolliert werden, aber da die meisten nur wenige Gebrauchsspuren aufwiesen, konnten fast alle verwendet werden. Derart vorsortiert, wurden sie an die Textilabteilung der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten geschickt, die bereits über Erfahrung in der Anfertigung von Taschen verfügt und zuerst unterschiedlich große Muster erstellte.

„Wir einigten uns auf ein Format von 35 Zentimetern Breite, 25 Zentimetern Höhe und 8 Zentimetern Tiefe, ohne Innentasche“, so Brendel. „Die Kanten sind eingefasst, es gibt einen Klettverschluss und einen verstellbaren Umhängegurt. Innen ist ein Hinweis eingenäht, dass diese Tasche aus recyceltem Werbebanner und von Menschen mit Behinderung gefertigt wurde.“ So entstanden 150 „Re-Cycling Messenger Bags“ – jeweils Unikate natürlich, denn alle sehen anders aus.

„Dabei haben die Mitarbeiter in der Werkstatt sehr darauf geachtet, die PVC-Teile so zu verwenden, dass sich aufgrund der unterschiedlichen Farbgestaltung und Muster bei jeder Tasche ein möglichst schönes Bild ergibt“, sagt Brendel

Die ersten Exemplare fanden bereits während des diesjährigen Radrennens ihre Käufer. Wer nun eine solche Tasche – zum Selbstkostenpreis von 29,50 Euro – erwerben möchte, wendet sich telefonisch an die Pressestelle der Stadt Eschborn, Rufnummer (0 61 96) 49 05 42, um einen Termin zu vereinbaren. „Bei uns kann man sich dann sein Lieblingsstück aussuchen. Bitte aber den Betrag passend mitbringen, denn wir haben kein Wechselgeld“, so der Hinweis von Beate Brendel.

Auch interessant

Kommentare