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Boeing flog nicht zu niedrig

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Von: Sascha Kröner

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Die Deutsche Flugsicherung zeichnet alle Daten auf, die zur Feststellung der Überflughöhen in Flörsheim notwendig sind.
Die Deutsche Flugsicherung zeichnet alle Daten auf, die zur Feststellung der Überflughöhen in Flörsheim notwendig sind. © Maik Reuß (Maik Reuß)

Am vergangenen Donnerstag, 31. März, stürzten Ziegel von einem Hausdach in der Riedstraße 75. Auslöser war eine sogenannte Wirbelschleppe. Das Flugzeug, dass als Verursacher identifiziert wurde, war eine Frachtmaschine.

Nach dem jüngsten Wirbelschleppenschaden in der Riedstraße wurde spekuliert, ob das verursachende Flugzeug zu tief geflogen sei. Augenzeugin Helga Reisz hatte berichtet, dass sich die Maschine in einem extrem niedrigem Anflug genähert habe. Sie habe sich gefragt, ob die Boeing 777 schon hinter der Trauerhalle des Neuen Friedhofs landen wollte, erklärte die Beobachterin. Die Wahrheit ist jedoch noch erschreckender: Nach Auskunft der Deutschen Flugsicherung (DFS) hielt sich die Maschine, die die Wirbelschleppe auslöste, an die übliche Flughöhe in diesem Bereich. Überflüge in einer Höhe unter 300 Metern sind am Rande des Wohngebietes im Flörsheimer Nordosten also keine Ausnahme.

„Wir haben Radardaten“

Der Luftwirbel, der Ziegel in der Riedstraße 75 vom Dach riss, konnte einer Boeing 777 der Lufthansa Cargo zugeschrieben werden, die gegen 14 Uhr die Nordwest-Landebahn ansteuerte. Das Flugzeug sei „in völlig korrekter Höhe“ über Flörsheim gelandet, erklärt Kristina Kelek, Pressesprecherin der Deutschen Flugsicherung auf Kreisblatt-Nachfrage. „Ich kann Ihnen nicht sagen, womit andere messen – aber wir habe die Radardaten“, betont die DFS-Mitarbeiterin. Bei dieser korrekten Flughöhe, die von den Experten gemessen wurde, handelt es sich um 1200 Fuß über dem Meeresspiegel. Umgerechnet und auf die Flörsheimer Lage angepasst, bedeutet dies, dass sich die Frachtmaschine am vergangenen Donnerstag etwa 270 bis 280 Meter über dem Wohngebiet befand.

Die Flugsicherung habe drei weitere Flugzeuge zum Vergleich heran gezogen – darunter ein Airbus 320, erläutert Kristina Kelek. Alle Maschinen seien in dem Gebiet an der östlichen Riedstraße in der gemessenen Höhe unterwegs gewesen. Anders sei dies auch gar nicht möglich, weil der Aufsetzpunkt auf der Landebahn nur noch 4,8 Kilometer entfernt sei. „Im Endanflug wird der Pilot vom Instrumenten-Landesystem geführt“, erklärt Kristina Kelek. Sie spricht von einem Präzisionsgerät. Das automatische System berechne die Entfernung und den Gleitwinkel der landenden Maschine. Eine gewisse Toleranz für Maschinen mit größerem Gewicht sei dabei bereits einkalkuliert.

Nicht unter 300 Meter

Vor einigen Jahren wurde im Mediationsverfahren festgelegt, dass Flugzeuge nicht unter einer Höhe von 300 Metern über Wohngebieten fliegen dürfen. Im Flörsheimer Osten – rund um den Neuen Friedhof – ist dies jedoch bei Ostwetterlage an der Tagesordnung. Friedhofsbesucher hatten bereits in der Vergangenheit berichtet, dass sie sich von den lauten und bedrohlich niedrig fliegenden Maschinen gestört fühlen. Warum es gerade am vergangenen Donnerstag zu einer Wirbelschleppe kam und nicht schon häufiger, kann nur spekuliert werden. Vielleicht gebe es zusätzliche Auslöser wie beispielsweise die Windverhältnisse, vermutet Kristina Kelek. Dazu könne die DFS jedoch keine fachliche Aussage treffen.

Wirbelschleppen sind Luftwirbel, die sich hinter den Tragflächen von Flugzeugen bilden und sich in manchen Fällen bis auf den Boden erstrecken. In der Riedstraße 75 riss der unnatürliche Luftstrom eine Loch ins Hausdach. Nach Angaben der Stadt handelte es sich bereits um den 28. anerkannten Wirbelschleppenschaden seit Eröffnung der Nordwest-Landebahn im Oktober 2011.

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