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Flörsheim: Container-Standort für Flüchtlinge ist umstritten

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Sackgasse: Die geplante Unterbringung von Geflüchteten in einer Containeranlage auf einem Areal an der Weiherstraße sorgt für Fragen und Diskussionen. FOTO: mehrfeld
Sackgasse: Die geplante Unterbringung von Geflüchteten in einer Containeranlage auf einem Areal an der Weiherstraße sorgt für Fragen und Diskussionen. © Mehrfeld

Angst vor einem neuen Brennpunkt im Weilbacher Gewerbegebiet.

Flörsheim/Weilbach -Verschiedene internationale Krisen führen dazu, dass die Flüchtlingswelle nicht abreißt. Wöchentlich kommen neue Menschen im Main-Taunus-Kreis an. Wie Bürgermeister Dr. Bernd Blisch (CDU) in der jüngsten Sitzung des Bau-, Verkehrs- und Umweltausschuss (BVU) erläuterte, sind die Zuweisungen an den Landkreis von 40 Geflüchteten in der Woche auf 26 gesunken. Dennoch müssen auch diese Flüchtlinge irgendwo untergebracht werden. In der vergangenen Woche informierte das Kreishaus darüber, dass eine Unterkunft für 120 Menschen im Stadtteil Weilbach entstehen soll. In den Flörsheimer Gremien war das Quartier in dieser Woche erstmals Thema. Nachdem Verwaltungschef Bernd Blisch die Pläne im BVU ansprach, gab es Diskussionsbedarf.

Der Kreis hat ein Grundstück in der Weiherstraße angemietet, auf dem - voraussichtlich im Herbst oder Winter - bis zu 120 Menschen in einer Containeranlage untergebracht werden sollen. Das Areal befinde sich im Gewerbegebiet am Ortsrand in Richtung Eddersheim. Lena Werner (CDU) erkundigte sich im BVU, ob die Unterbringung alleinige Sache des Kreises ist. Die Christdemokratin wollte wissen, ob die Stadt Beschäftigungsmöglichkeiten für die künftigen Bewohner schaffen könne, damit sich der Bereich nicht zu einem Brennpunkt entwickele. Tobias Luger (dfb) fand die Umsetzung der Pläne in Weilbach „kontrovers“. Der Vertreter der Freien Bürger kritisierte, dass jeder sein Grundstück anbieten könne, um dort Container aufstellen zu lassen. Er vermute dahinter eher ein Geschäftsmodell als die Absicht zur Hilfeleistung, so Luger.

Rathauschef Bernd Blisch wies darauf hin, dass die Stadt bisher gar nicht wisse, wer in die Container einzieht. Ob einzelne Erwachsene, Familien oder Frauen mit Kindern dort bald leben sollen, mache einen Unterschied bei den künftigen Bedürfnissen. Die Stadt werde sich aber weiter mit dem Kreis abstimmen.

Bauamtsleiterin Kirsten Thürmer erläuterte, dass aufgrund der anhaltenden besonderen Lage vereinfachte Anforderungen für eine Baugenehmigung gelten. Containerunterkünfte seien deshalb in Gewerbegebieten zulässig. Kirsten Thürmer wies auch darauf hin, dass sich der Magistrat in den nächsten Monaten noch genauer mit dem Bauantrag befassen werde.

Aus Sicht von dfb-Mann Tobias Luger ist ein Quartier für 120 Personen „eine andere Hausnummer“. Man müsse sich die Frage stellen, wo und wie man so viele geflüchtete Menschen richtig unterbringe. Erste Stadträtin Renate Mohr (GALF) verwies auf die Kooperation mit dem Main-Taunus-Kreis. Es gebe eine Verständigung zwischen den Kommunen zur Verteilung der Geflüchteten. Mohr betonte außerdem, dass Flörsheim gerade erst neue Integrationslotsen ausgebildet habe. „Ich mache mir da überhaupt keine Sorgen“, erklärte Renate Mohr. Wichtig sei der Verwaltung, dass keine Sporthallen geschlossen werden müssten. Peter Kluin (GALF) ergänzte, dass die Unterbringung in Hallen unmenschlich sei. „Wir haben in der Vergangenheit Lösungen gefunden, und ich bin mir sicher, dass uns das auch in der Zukunft gelingt.“

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Melanie Ernst beklagte, dass Informationen zu der Containeranlage nach der Kreistagssitzung am Montag, 24. April, nicht direkt weitergegeben wurden, obwohl sich der Ortsbeirat Weilbach am folgenden Tag traf. Verwaltungschef Bernd Blisch räumte ein, dass er schon vor der Pressemitteilung des Kreises Informationen hatte. Er sei am Montag in Kenntnis gesetzt worden, habe jedoch abwarten wollen, da er keine Details erhalten habe. Damit habe er der Gerüchteküche vorbeugen wollen. „Das kann alles in einem halben Jahr wieder ganz anders aussehen“, meinte Bürgermeister Blisch. sas

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