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Flörsheim: Fastnachts-News mit Kleber

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Parodie im doppelten Sinne (v. li.): Patrick und Marc Elsener hatten sich als Fastnachtsaktivisten festgeklebt. FOTO: kröner
Parodie im doppelten Sinne (v. li.): Patrick und Marc Elsener hatten sich als Fastnachtsaktivisten festgeklebt. © Kröner, Sascha

Auf der KAB-Sitzung ging es nicht nur um örtliche Probleme in der Mainstadt.

Flörsheim -Keine aufwendige Kulisse schmückte die närrische Bühne in der Aula des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums. Ein einzelnes großer Banner im Hintergrund reichte vollkommen aus, um den Ansatz der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) treffend zusammenzufassen: „Echte Flerschemer Fastnacht“, stand dort zu lesen. Damit war das besondere Rezept des katholischen Vereins auf den Punkt gebracht. Statt großer Aufbauten setzen die Macher auf ein handgemachtes Programm mit lokalen Akteuren.

Klar, dass Flörsheimer Themen bei der KAB nicht zu kurz kamen. So befasste sich Sitzungspräsident Daniel Schleidt in seinem Beitrag „Fastnachts-News“ etwa mit der Frage, wann die Sanierung der Opel-Brücke endlich abgeschlossen wird. In China baue man in derselben Zeit drei Städte, meinte der Fassenachter. Schleidt war auch Teil der Gruppe „Mainstein“, die das KAB-Programm seit einem Vierteljahrhundert mit kreativen Ideen bereichert. Der Sitzungspräsident schlüpfte in die Rolle des abgewählten Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann und sang: „Ich hab ’nen Job, der interessiert mich keinen Meter - ich bin der schöne, geile Peter.“

Jobs standen bei „Mainstein“ im Mittelpunkt, denn die Aktiven brachten ihre eigene Arbeitsagentur auf die Bühne. Dort meldete sich unter anderem der arbeitslose Oliver Bierhoff (Andi Richter). „Es gibt kein Bier in Katar“, trällerte der Ex-Geschäftsführer der Nationalmannschaft. Ebenfalls auf Jobsuche war Otto Motor (Jens Eckert), der befürchtete von der Elektromobilität verdrängt zu werden. „Mit 66 Litern fahr ich einen Monat lang, mit 66 Litern halt ich noch lang nicht an“, warb das Auslaufmodell für seine Vorzüge.

Der Skandal um Peter Feldmann beschäftigte derweil auch den KAB-Protokoller Ralph Bender, der den SPD-Mann als Wurzel zahlreicher weltweiter Krisen identifizierte. „Ein Superschurke ist am Zug, die Welt is für ihn nicht genug“, reimte Bender. Der Weilbacher verriet dem Publikum, dass es sich bei Feldmann um einen Sohn Donald Trumps handele, den dieser in jungen Jahren in Frankfurt-Bonames gezeugt habe.

Für die jungen Aktiven Luca Pavone und Simon Schleidt war die Aula des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums eine gewohnte Kulisse. Die beiden Schüler richteten Wünsche an die Stadt - beispielsweise würden sie sich über ein Schwimmbad oder eine Halfpipe freuen. Die langjährige KAB-Aktive Jutta Schlosser stellte am Wochenende ihre neue Bühnenfigur Betty Berzel vor. Die Flörsheimerin berichtete von den Erfahrungen mit der Corona-App, die ihren Mann als Risikobegegnung angezeigt habe. „Das hätten die mir mal vor 35 Jahren sagen sollen“, bedauerte Berzel. Eine besondere Form des Protests wählten die „Dollbohrer“ als Fastnachtsaktivisten. Während sich Patrick und Marc Elsener an einem Metallrohr festklebten, begleitete Vater Manfred Elsener seine Söhne musikalisch. „Wir schütten nix auf Bilder - so blöd sind wir doch net - wir schütten’s in de Hals rein, die Fastnacht ist gerett““, sangen die Brüder.

Beim Auftritt der Altrheingarde wurde schließlich der ganze Saal zum Singen angestachelt. Unter der Leitung des Flörsheimers Christian Schäfer gab die Gruppe selbst geschriebene Ohrwurm-Titel wie „Endlich Fassenacht“ zum Besten. Das Showtanz-Programm bestritten die „Zuckerböppscher“, die „FNC Teenies“, „Mankomania“ und die „Fun Factory“. Begeisterungsstürme löste in der zweiten KAB-Sitzung aber vor allem das Männerballett aus. Mit pinkfarbenen Oberteilen, silberfarbenen Röcken und Freddy-Mercury-Gedächtnis-Schnurrbart tanzten die Männer zu Songs von „Queen“. Als besondere Überraschung schlossen sich die „FNC Teenies“ den Männern während der Zugabe an. Die Gruppen hatten nach der ersten KAB-Sitzung gemerkt, dass sie fast identische Kostüme tragen, und sich spontan zusammengetan. Das Publikum war begeistert und verlangte zwei Zugaben.

Die KAB richtete in dieser Kampagne zwei ausverkaufte Sitzungen mit jeweils rund 250 Besuchern aus. Auf einen weiteren Termin hatte der Verein wegen der Ungewissheit der gegenwärtigen Krisen verzichtet. Er sei guter Dinge, im kommenden Jahr drei Sitzungen anbieten zu können, erklärt Daniel Schleidt. Der nächste Schritt auf der Wunschliste wäre dann die Rückkehr in ein neues Gallus-Zentrum. sas

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