Flörsheim: Gendern geht bei der Gemütlichkeit nicht

Närrische Themen waren unter anderem die langwierige Kita-Erweiterung, der Weilbach und Nancy Faeser.
Weilbach -Die erste Sitzung der Weilbacher Gemütlichkeit nach der Corona-Pause startete mit einem Hinweis für Klimaaktivisten: Wenn sich jemand festkleben wolle, dann solle er dies doch bitte am Rand der Bühne tun, erklärte Andreas Dörhöfer. Aus Rücksicht auf die Tanzgruppen. Dörhöfer teilt sich die Sitzungsleitung mit Alexander Becker, der zu Beginn klarstellte: „Wir können nicht gendern.“ Es sei allerdings jeder in der Weilbachhalle willkommen.
Gekommen waren tatsächlich einige: Die erste Sitzung nach drei Jahren Pause war, nach Angaben der Gemütlichkeit, in fünf Minuten ausverkauft. Wohin man auch schaute - Narren in bunten Jacken, Blumenschmuck und Peace-Zeichen feierten im gesamten Saal. Das Motto der diesjährigen Kampagne: „Don’t worry - Be Hippie“. Vor allem zur Beginn der Sitzung kam Woodstock-Stimmung auf, als der Närrische Rat zu „Give Peace a Chance“ einzog und im Eröffnungsspiel der Joint rumgereicht wurde. Den Auftakt machten die Nachwuchsnarren Pit Becker, Kiell Zeilinger und Mati Ehry in Rastaperücken. Die Jungs waren aber nicht die jüngsten Aktiven. Die Sitzungspräsidenten verkündeten, dass es dem Verein trotz Pause gelungen ist, Zuwachs auf die Bühne zu bringen. Mit den Gruppen „Sterntaler“ und „Moonlight-Stars“ erlebte das Publikum gleich zwei Tanzformationen, die ihre Premiere feierten.
Ein alter Bekannter im Scheinwerferlicht war Heiko Dörhöfer, der als Brückenheiliger Sankt Nepomuk auf vergangene Ereignisse zurückblickte. Dabei nahm der Protokoller den zögerlichen Fortschritt bei der Erweiterung der Weilbacher Kita „Pusteblume aufs Korn. „Die Bodenplatte war schnell gegosse, ist das städtische Pulver denn jetzt verschosse?“, fragte sich Sankt Nepomuk. Auch der trockene Sommer war Thema: „Im Sommer - ich war ganz erschrocke - da war de Bach ganz trocke.“ Dörhöfer ging auch auf die Kandidatur von Innenministerin Nancy Faeser als Hessische Ministerpräsidentin ein. „Die Postengeilheit, diese Posse - warum kann mer des net losse?“, reimte der Weilbacher. Und zum Ukraine-Krieg und dessen Folgen: „Das Leid hat wieder mal der kleine Mann, der für die Sach’ ja gar nix kann.“
Putins Angriff beschäftigte auch Guntram Eisenmann: „Der kleinwüchsige Hobbyzar - in der Birne nicht mehr klar“, erklärte der Wiesbadener, der als „Mann vom Altpapier“ auftrat. Er sei in den vergangenen drei Jahren nur zum Waschen in der Bütt gewesen, berichtete der Gastredner, der sich zu Beginn seines Vortrags erst einmal ausgiebig mit dem Weilbacher Publikum und der Sitzungsleitung unterhielt. „Für den Frieden - ließ man uns wissen - wir alle frieren müssen“, stellte Eisenman fest. Bei ihm zu Hause laufe allerdings in diesem warmen Winter die Klimaanlage auf Hochtouren. Er müsse die Wohnung so die erwünschten 19 Grad herunterkühlen.
Manfred Schwammbach, Jutta Mohr und Katrin Oestreich nahmen eine gewonnene Kreuzfahrt als Ausgangspunkt für einen Vortrag mit reichlich Kokolores. Einen weiteren närrischen Redebeitrag lieferte eine Aktive, die man sonst von anderen Vorträgen kennt: Die evangelische Pfarrerin Ivonne Heinrich stieg in die Bütt und befasste sich humorvoll mit der 23er Generation.
Fans von Tanzdarbietungen kamen bei der Gemütlichkeit auf ihre Kosten. Neben den beiden neuen Tanzgruppen „Sterntaler“ und „Moonlight-Stars“ wussten auch die „Lollipops“ zu begeistern. Als Gasttänzer legten sich die Hattersheimer „Wild Wings“, die Mainzer Showtanzgruppe „Las Romanas“ und die Prinzengarde aus Helsa ins Zeug. Das weibliche Publikum dürfte seine besondere Freude beim Auftritt der „Germania Dreamboys“ gehabt haben. Schließlich fehlte es auch nicht an Gelegenheiten zum Schunkeln.
„Ihr dürft euch wieder anfassen“, erklärten die Sitzungspräsidenten - ein Hinweis, dem die Besucher unter anderem während der Stimmungslieder von Renate Flach und dem Auftritt der Gruppe „Pop-Shop“ folgten. sas