Flörsheim: Germania ist stolz auf treue Mitglieder und Schiedsrichter

Warum er trotz vieler Anfeindungen weiter macht, erzählt ein langjähriger Fußball-„Schiri“.
Weilbach -Kein Fußballspiel könnte ohne ihr Mitwirken ausgetragen werden - dennoch fehlt oft die Wertschätzung für ihre Arbeit. „Sie sind die Buhmänner der Nation“, kritisierte Vorsitzender Michael Schmidt auf dem Neujahrsempfang des FC Germania Weilbach. Gemeint waren die Schiedsrichter, für die der Germania-Chef eine Lanze brach. Er bewundere, dass sich die Unparteiischen regelmäßig auf dem Platz beschimpfen lassen müssten, so Schmidt. Für die Vereine hat der oftmals schwierige Stand der Schiris negative Folgen: Weil sich immer weniger Leute finden, die Spiele im Amateurfußball pfeifen wollen, fällt es den Vereinen schwer, die geforderte Zahl an Unparteiischen vorzuweisen. Die Folge sind Geldstrafen. „Auch wir haben leider einen ziemlichen Aderlass“, erklärte Michael Schmidt. Die Germania verfügt derzeit noch über vier Schiedsrichter. Beim Neujahrsempfang anwesend waren Dominik Loskamp und Harald Herr, denen der Vereinschef seinen Dank aussprach. „Lasst euch nicht ärgern von denen da draußen“, so Michael Schmidt.
Nicht alle Spielleiter geben vorzeitig auf. Harald Herr ist ein perfektes Beispiel dafür, dass es auch anders laufen kann. Der 69-Jährige hält der Germania seit 25 Jahren als Schiedsrichter die Treue und wurde dafür am Sonntag mit einer Urkunde ausgezeichnet. Insgesamt sorgt er schon über 50 Jahre lang auf dem Fußballplatz für Ordnung. Für ihn sei das Pfeifen ein Hobby, erklärt der Jubilar, der einst zehn Jahre lang als Schiedsrichterbeobachter für den Deutschen Fußballbund arbeitete. Es sei ein Problem, dass viele Kollegen schon kurz nach der Prüfung wieder aufhören, erzählt Herr. Meist könnten junge Schiedsrichter nicht mit den Anfeindungen in Kinder- und Jugendspielen umgehen. Dabei seien es nicht in erster Linie die Spieler, die aggressiv werden. „Die Eltern sind die Haupttäter“, erklärt Harald Herr. Wer die ersten zwei bis drei Jahre überwunden habe, bleibe oft länger dabei. Mit der Erfahrung kommt oft auch die nötige Gelassenheit. Harald Herr erinnert sich daran, wie er einmal ein Spiel zwischen Wehen und Rüdesheim gepfiffen hat. Als die aufgebrachte Menge skandierte „Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht“, habe er schlagfertig erwidert, dass er mit dem Schiff angereist ist. Danach sei Ruhe gewesen. Mit 70 Jahren wird der Germania-Schiedsrichter aufhören - jedoch nicht weil er keine Lust mehr hat, sondern weil dann die vorgegebene Altersgrenze erreicht ist.
Harald Herr hat auch die Spiele eines weiteren Germania-Jubilars gepfiffen: Herbert Welzel durfte auf dem Neujahrsempfang die Auszeichnung für 60 Jahre im Verein entgegen nehmen. „Das war früher eine richtige Kameradschaft“, erinnert sich der langjährige Aktive und Unterstützer. Nach den Spielen habe man gesellig zusammengesessen. „Da waren die Schiedsrichter genauso dabei, wie die Spieler“, erzählt Welzel. Der Jubilar war Trainer des heutigen Vereinschefs Michael Schmidt, als dieser in der C-Jugend anfing. Außerdem hielt Herbert Welzel in den sechziger Jahren als Spielausschussvorsitzender den Betrieb am laufen.
Ebenfalls für 60 Jahre Treue ehrt die Germania Wilfried Remsperger. Auszeichnungen für 50 Jahre im Verein gingen an Gertrud Dörhöfer und Marianne Weilbächer. Andreas Dörhöfer, Jutta Mohr und Hans-Peter Müller wurden für 40 Jahre ausgezeichnet. Neben Harald Herr gingen die Urkunden für 25 Jahre Mitgliedschaft an Andreas Kling, Mathias Kurschat, Christina Merz, Christopher Merz und Johannes Weiffenbach. sas
