1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Flörsheim

Flörsheim: Regen verhindert Serenadenkonzert

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Abräumen im strömenden Regen war gestern Abend auf dem Platz an der Gallus-Kirche für die Mitglieder des Flörsheimer Musikvereins die Hauptarbeit. Das Serenadenkonzert fiel den Wassermassen zum Opfer.
Abräumen im strömenden Regen war gestern Abend auf dem Platz an der Gallus-Kirche für die Mitglieder des Flörsheimer Musikvereins die Hauptarbeit. Das Serenadenkonzert fiel den Wassermassen zum Opfer. © Mehrfeld, Niklaus

Musikverein musste Auftritt absagen - und der Rathauschef seine geplante kurze Ansprache.

Flörsheim -Als ob es durch das Corona-Krisenjahr nicht schon genug Nachteile für die Menschheit gibt, so beeinflusst es jetzt anscheinend sogar das Wetter: Zehn Minuten vor Beginn des Serenadenkonzerts an der Gallus-Kirche schüttete es in Strömen. Einer der Besucher, der unter den Bäumen vor der Kirche Schutz vor den Regentropfen gesucht hatte, meinte scherzhaft: "Der Himmel will das Konzert heute nicht. Der will das Vermächtniskonzert." Und ein anderer gut gelaunter Besucher meinte gar, dass das gestern ab 17 Uhr für mehrere Minuten zu hörende große Flörsheimer Stadtgeläut der Auslöser für den Regen gewesen sei. Bekanntlich hatten die acht Glocken der Gallus-Kirche, die fünf Glocken im Turm der Josefskirche sowie die drei Glocken der evangelischen Kirche für ein besonderes Hörerlebnis im Stadtgebiet gesorgt.

Zurück zum Serenadenkonzert: Dieses war vom Musikverein Flörsheim initiiert worden. Es sollte als Ersatz für das ausgefallene Vermächtniskonzert dargeboten werden, das alljährlich vom Sängerbund gemeinsam mit dem Musikverein in der barocken Gallus-Kirche an der Hauptstraße ausgerichtet wird. Alle Plätze in dem Gotteshaus sind dann immer schon etliche Minuten vor Beginn der Aufführung besetzt. "Ausverkauft" würde das ein normaler Konzertveranstalter bezeichnen. Seit mehreren Jahrzehnten ist es ein guter Brauch, dass der jeweils amtierende Bürgermeister von Flörsheim während der Vermächtniskonzerte eine Ansprache hält. Sozusagen als Einleitung für den darauffolgenden Verlobten Tag, der ja immer am letzten Montag im August gefeiert wird. Für den Ablauf des Freiluft-Konzertes hatte der Musikverein vorher Bürgermeister Dr. Bernd Blisch gebeten, eine kurze Ansprache zu halten. Doch die Regie am Firmament hatte ihren eigenen Ablaufplan des Abends. Ununterbrochen hatte es gestern nach 18 Uhr nämlich weiter geregnet. Eine halbe Stunde nach dem geplanten Beginn kam Rathauschef Bernd Blisch in die Gallus-Kirche und teilte dort den vor dem Regen, Donner und Blitzen im Gotteshaus schutzsuchenden Besuchern mit, dass das Konzert nicht stattfindet. Einige Instrumente der Musikverein-Mitglieder waren bereits nass geworden, eine Durchführung des Konzerts war unmöglich geworden. Trotzdem applaudierten die Besucher dem Verwaltungschef zum Dank für die Information.

In seinem vorbereiteten Rede-Manuskript hatte das Flörsheimer Stadtoberhaupt verschiedene Sätze formuliert, die eigentlich zu dem ausgefallenen Konzert passen. So wollte Dr. Bernd Blisch laut Manuskript unter anderem sagen: "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich erträumt." Bernd Blisch zitierte damit einen Satz aus Shakespeares "Hamlet". Die Wirksamkeit dieses rund 400 Jahre alten Satzes hätten auch alle Rationalisten und Wissenschaftsgläubigen in diesem Jahr erfahren und erfahren müssen, wollte der Verwaltungschef eigentlich sagen. Alle Weltweisheit des 21 Jahrhunderts hätte versagt vor einem Virus. Dr. Bernd Blisch spannte den Bogen dann zum Pest-Jahr 1666, bei dem das Phänomen so ähnlich gewesen sei. Eine Krankheit komme von außen und bedrohe die Gemeinschaft. Die Stadtgesellschaft müsse sich in dieser Not dann den großen existenziellen Fragen stellen, denen sonst im Alltag gerne ausgewichen würde. Die Frage laute, "wie wollen wir miteinander umgehen?". Oder. "Wie viel Rücksichtnahme können wir von jedem Einzelnen verlangen?". Die Frage sei auch: "Wie viel Verantwortung trägt jeder Einzelne? Auch die Frage, wie viel Nähe und wie viel Abstand für jeden von uns notwendig wäre, sei eine Überlegung wert und die Frage, was eine Gemeinschaft in der Krise auszeichne. Aber, wie vorher beschrieben: Alle diese Sätze und Fragen, zusammengefasst in einer kurzen Ansprache, konnte Dr. Bernd Blisch gestern Abend nicht mehr halten.

Der Bürgermeister hofft wie viele andere Flörsheimer auch - egal welcher Glaubensrichtung sie angehören -, dass zum einen das Wetter am heutigen Montag besser wird, und zum anderen, dass die Bürger als Zeichen ihres Zusammenhaltes sich an dem Feiertag in irgendeiner Form beteiligen. Und sei es nur, um im Internet die Übertragung der Prozession zu verfolgen. Niklaus mehrfeld

Auch interessant

Kommentare