Flörsheim: Von der Eintracht zur Harmonie

Wickerer Gesangverein feiert sein 160-jähriges Bestehen und möchte für junge Leute attraktiv bleiben.
Wicker -Die Vereinsgeschichte der Harmonie Wicker ist voll von berichtenswerten Ereignissen. Es ist allerdings kaum möglich, alle Höhepunkte und Entwicklungen dieser bewegten Historie zu streifen. Schließlich pflegen die Mitglieder der Harmonie ihren Chorgesang bereits seit mehr als anderthalb Jahrhunderten. Am Sonntag feierte der Verein sein 160-jähriges Bestehen in der Goldbornhalle. Seit der Gründung hat sich einiges getan.
Sogar der Name lautete in den Anfangsjahren anders als heute. Die elf Gründer, die sich 1863 im Gasthaus „Zum grünen Wald“ trafen, riefen den Gesangsverein „Eintracht“ ins Leben. Diese Bezeichnung hielt sich aber nur etwas mehr als zehn Jahre. Im Rahmen der Fahnenweihe des Jahres 1875 tauften die Sänger ihren Verein auf den Namen „Männergesangsverein Harmonie“. 195 Goldmark habe der Chor für die damalige Fahne bezahlt, berichtete der Aktive Frank Haindl, der die Besucher am Sonntag auf eine kurze Reise durch die Vereinsgeschichte mitnahm. Haindl erinnerte an frühere Aktivitäten, die vielen Mitgliedern und Besuchern heute fremd sein dürften. So habe die Harmonie ab 1870 jedes Jahr zu Ostern ein Theaterstück aufgeführt. Erst 1968 sei diese Tradition aufgrund von fehlenden Räumlichkeiten eingestellt worden.
In den 1970ern folgte ein Einschnitt, der sich positiv auf die Vereinszukunft auswirkte: Der Männergesangsverein gründete 1975 einen Frauenchor. 41 Sängerinnen gingen im ersten Jahr an den Start. Heute sind Männer und Frauen im gemischten Chor zusammengefasst. 1993 war ein weiteres besonderes Jahr, in dem die Harmonie nicht nur ihr 130-jähriges Bestehen feierte. Die Mitglieder konnten auch ihr neues Sängerheim einweihen und den „Jungen Chor“ in den Reihen des Vereins begrüßen. Die neue Gruppe wechselte im Jahr 2000 zum Namen „CantAnima“, was so viel bedeutet wie „Gesang mit Seele“. Im Rahmen des Festkommers standen am Sonntag beide Chöre auf der Bühne. Unter der Leitung von Dirigentin Viktoria Zisin gab der Gemischte Chor das gut gelaunte „Always look on the bright side of life“ zum Besten während CantAnima „We are the world“ anstimmte.
Wie bei vielen Vereinen war die jüngere Geschichte von der Corona-Pandemie bestimmt. Die schwierigen Jahre hätten den Verein aber keine Aktiven gekostet, erzählt die Vorsitzende Annette Huth. Ein paar ältere seien nicht wieder gekommen, die jüngeren Sängerinnen und Sänger hätten jedoch ausnahmslos weitergemacht. „Es sind sogar ein paar neue dazu gekommen“, sagt die Sängerin. Dauerhaft Nachwuchs zu gewinnen sei dennoch schwer. Vor Corona habe der Verein auf Projektchöre gesetzt, um Neueinsteiger zu werben - zuletzt 2019 mit Songs von Ed Sheeran und Queen. „Mit traditionellem Liedgut gewinnt man kaum Leute“, weiß Annette Huth.
Ein weiteres wichtiges Standbein der Harmonie sei seit mehreren Jahrzehnten die Fastnacht. Der Verein finanziere sich über die Sitzungen, erläutert die Vorsitzende. Mit den „Tanzmäusen“ und dem Nachwuchsballett präsentierten sich am Sonntag gleich zwei der närrischen Formationen. Dass sich in den Fastnachtsgruppen neue Aktive für die Chöre finden, sei jedoch die Ausnahme. „Man muss viel Werbung machen“, erklärt Annette Huth. Dafür hat der Gesangsverein im Jahr seines runden Geburtstags noch ein paar Gelegenheiten: Am 3. September lädt die Harmonie in die Scheune der Familie Anthes zum Frühschoppen ein. Für den 3. Dezember ist das Adventskonzert geplant. sa