Flörsheim: Wie sicher oder unsicher und wie gut oder schlecht ist es in der Stadt?

Durch Zufall ausgewählte Teilnehmer einer Umfrage sollen der Stadtverwaltung Hinweise geben und Noten erteilen.
Flörsheim -Insgesamt 3770 Flörsheimer bekamen in den vergangenen Tagen überraschend Post von der Stadt. Die zufällig Ausgewählten erhielten ein Anschreiben mit einem persönlichen Zugangscode. Was zunächst geheimnisvoll klingt, dient einer Bürgerbefragung im Rahmen des Kommunalprogramms Sicherheitssiegel (Kompass). Der Code ermöglicht die Anmeldung zu der Online-Umfrage, die von der Professur für Kriminologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen entwickelt wurde. Die repräsentative Erhebung soll das individuelle Sicherheitsgefühl der Flörsheimer beleuchten. Darauf sollen sich künftige Maßnahmen stützen.
Nach allgemeinen Angaben zu Bildungsstand, Berufstätigkeit und Wohnort startet die anonyme Umfrage mit einem langen Abschnitt zum Sicherheitsgefühl. Teilnehmer haben unter anderem die Möglichkeit, die Lebensqualität in ihrem Stadtteil mit einer Note zu bewerten. Anschließend gilt es, das dringlichste Probleme in der Kommune anzugeben. Aus Optionen wie Verkehr, Nahversorgung, Stadtgestaltung, Kriminalität oder Wohnen darf genau ein Punkt gewählt werden. Die Befragten sollen weiterhin angeben, wie sicher sie sich tagsüber und nachts in ihrer Wohngegend fühlen und inwiefern Sicherheitsbedenken ihren Alltag einschränken.
Abgefragt wird auch die Sorge, Opfer von Gewalt, sexuellen Übergriffen, Einbrüchen oder Terroranschlägen zu werden. Teilnehmer markieren, ob sie das Eintreten der jeweiligen Befürchtung für sehr wahrscheinlich, eher wahrscheinlich, eher unwahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich halten. Ein Teilnehmer meldete dem Kreisblatt einen Darstellungsfehler, der auftrat, als er diese Frage mit Hilfe seines Smartphones aufrief. Anstelle der Auswahlmöglichkeit "eher wahrscheinlich" bekam der Leser zweimal die Option "eher unwahrscheinlich" angezeigt. Das Problem scheint mittlerweile behoben zu sein, oder bei der Beantwortung am Computer nicht mehr aufzutreten, wie ein Test des Kreisblatts ergeben hat. Fehler in den Fragestellungen, die bei einer vorausgegangen Umfrage im Jahr 2020 für Kritik sorgten, wurden diesmal vermieden. Die erste Online-Befragung hatte Protest ausgelöst, weil bei der Frage nach den dringlichsten Problemen Flörsheims Ausländer und Flüchtlinge neben Sauberkeit und Verkehrsproblemen zur Auswahl standen.
Fragestellung ist bereit schwierig
Mit einer solchen Fragestellung werde bereits unterstellt, dass es sich bei allen Punkten um Probleme handele, kritisierte auch Kriminologe Tim Pfeiffer, der die neue Umfrage vonseiten der Uni Gießen erstellte. Die alte Frage sei auch ungeeignet, um Vorurteile in der Bevölkerung festzustellen. Wie es besser geht, zeigt der neue Fragebogen, der eine Abstufung zulässt. Teilnehmer sollen angeben, ob sie verschiedene vorgegebene Punkte als großes, geringes oder kein Problem ansehen. Zur Auswahl stehen unter anderem Müll, Lärm, undisziplinierte Autofahrer, Migranten und auch Ausländerfeindlichkeit.
Der dritte Abschnitt des Fragebogens betrifft die persönliche Erfahrung mit Straftaten. Flörsheimer können angeben, ob ihr Auto beschädigt oder das Fahrrad gestohlen wurde. Im letzten Teil geht es schließlich um Alltagserfahrungen wie beispielsweise das Verhältnis zu den Nachbarn. Zum Schluss werden die Teilnehmer gefragt, was getan werden sollte, um die Sicherheit in Flörsheim zu verbessern. Antwortmöglichkeiten reichen von einer Erhöhung der Polizeipräsenz bis zu Prävention und besserer Beleuchtung.
Um eine repräsentative Verteilung zu gewährleisten, ging die Einladung zur Teilnahme an 2358 Flörsheimer 679 Weilbacher, 624 Wickerer und 109 Bewohner von Keramag-Falkenberg. Die Ergebnisse aller Befragten lassen sich, laut Tim Pfeiffer, zu 95 Prozent auf den Rest der Flörsheimer Bevölkerung übertragen. Die Auswertung soll in der zweiten Jahreshälfte vorliegen. sas