Flörsheim: Wohin fließt das Regenwasser?

Fließpfadkarten geben Auskunft über gefährdete Bereiche bei Starkregen-Ereignissen.
Flörsheim -Wasser sucht sich seine Wege. Dies gilt nicht nur für natürliche Bäche und Flüsse, sondern auch für die Niederschläge, die während starker Unwetter über den Ortschaften vom Himmel prasseln. Wo der Regen weiterfließt, sobald er den Boden erreicht, hängt unter anderem vom Gefälle und von vorhandenen Hindernissen ab. Den Weg des Wassers zu kennen, ist ein erster Schritt bei der Vorbereitung auf Starkregenereignisse.
Seit der Katastrophe im Ahrtal vom Juli 2021 ist Hochwasserschutz in aller Munde. Auch für Flörsheim gibt es nun sogenannte Fließpfadkarten, die vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie erstellt wurden. Darauf stechen zahlreiche blaue Linien hervor, die sich wie kleine Flüsse durch die Stadtteile ziehen. Oft nehmen die Markierungen auf den Feldern außerhalb der Orte ihren Anfang und folgen anschließend dem Verlauf einer Straße. Die Experten vom Landesamt erläutern, dass es sich um eine Übersicht potenzieller Pfade handele, die das Wasser bei Starkregen nehmen würde. Der Berechnung liege ein digitales Geländemodell zugrunde. Berücksichtigt wurden dabei Hangneigungen, Gebäude und die Art der Flächennutzung. Den Effekt von Gräben, Durchlässen und der Kanalisation haben die Experten außen vor gelassen. Nach Angaben der Verfasser zeigen die Karten nur Fließwege, jedoch nicht den Wasserstand einer möglichen Überflutung. Diese zusätzliche Information könnte eine Starkregen-Gefahrenkarte liefern. Eine solche Übersicht wäre, laut Bürgermeister Dr. Bernd Blisch (CDU), der nächste Schritt.
Das Einkaufszentrum Flörsheim Kolonnaden ist auf der Fließpfadkarte rot hervorgehoben. Dies bedeutet, dass sich der Geschäftsstandort innerhalb des höchsten Gefährdungsbereichs befindet. Für rot markierte Gebäude gilt, dass ihre Gebäudekante maximal fünf Meter vom Fließpfad entfernt ist. Häuser mit zehn Metern Abstand zum Wasser sind orange hervorgehoben, Immobilien im Umkreis von 15 Metern tragen eine gelbe Markierung. Anwohner im Gefährdungsbereich müssen sich aber nicht unbedingt sorgen. Das Naturschutzamt hebt hervor, dass immer von der Einzelfallbetrachtung auszugehen sei. Entscheidend ist demnach, ob ein Gebäude über einen Keller verfügt und wie gut dieser abgedichtet ist.
Wo also fließt das Wasser besonders nahe an den Gebäuden vorbei? Im Westen der Flörsheimer Kernstadt fallen vor allem mehrere Gewerbestandorte auf: Ein Paket-Lager an der Straße Schieferstein ist genauso rot markiert wie der Sitz des Arzneimittelherstellers Hennig in der Liebigstraße und der Stahlhandel im Hochgewann. Zum höchsten Gefährdungsbereich zählen außerdem die Anlagen der Kläranlage im Ortsteil Keramag-Falkenberg. In direkter Nähe zu Wohnbebauung verlaufen Fließpfade rund um den Christian-Georg-Schütz-Park in der Eppsteiner Straße. Stark gefährdet sind auch die DRK-Station am Höllweg und die Häuser entlang der südlichen Wickerer Straße. Von dort verläuft der gefährdete Bereich über die Obermainstraße bis zum Mainufer. Ebenfalls rot gefärbt sind Gebäude an der Artelbrückstraße sowie die Riedschule. Einen auffällig geringen Abstand zum Weg des Wassers haben auch die Häuser in der Maler-Schütz-Straße. Im Wohngebiet zwischen Kloberstraße sowie Eichendorffstraße verlaufen mehrere Fließpfade quer über die Grundstücke.
In Weilbach befinden sich viele Gebäude im Ortskern innerhalb des näheren Gefährdungsbereichs. Rot eingestuft sind unter anderem die Anwesen am Erbsenbergs, das Weilbacher Schloss sowie die Schloßstraße und die Bachstraße. Auch in der Massenheimer Straße, der Brahmsstraße und der Wiesenstraße liegen mehrere Häuser unmittelbar am Fließpfad. Deutlich weniger Wasser wird auf der Karte für den Stadtteil Wicker gezeigt. Anscheinend führt die erhöhte Lage des Weindorfes dazu, dass der Regen aus dem Ort abfließt. Rot markierte Gebäude gibt es dennoch in der Rathaus-, Vorder- sowie in der nördlichen Taunusstraße. Auch die Goldbornschule am nördlichen Ortsrand wird vom Regen umspült und hat die höchste Gefährdungsstufe. sas