Neuer Schwung für die Flörsheimer Kerb

Nach zuletzt großen Nachwuchsproblemen unterstützen ehemalige Kerbeborsch mit einem Förderverein künftig das Fest. Zunächst wird aber aktiv mit angepackt.
Flörsheim - „Wenn alle Stern’ vom Himmel falle - die Kerb wird doch gehalte“, tönte Kerbevadder Kjell Kaisman am Samstag zur Eröffnung des Festplatzes. Seit dem Wochenende vermischt sich am Mainufer wieder der süße Geruch von Popcorn und Zuckerwatte mit der hektischen Geräuschkulisse der Fahrgeschäfte. Die Attraktionen des Rummelplatzes sind jedoch nicht alles, was die Flörsheimer Kerb ausmacht. Das Fest lebt von den Aktiven, die Jahr für Jahr eine persönliche Note beitragen und die Organisation traditioneller Programmpunkte übernehmen. Kerbeborsche und Kerbemädels zu finden, wird jedoch immer schwieriger. Neuen Antrieb soll ein Verein geben, der sich zur diesjährigen Kerb erstmals öffentlich präsentiert.
Finanzielle Risiken werden übernommen und die Aktive somit entlastet
In diesem Jahr tragen die Kerbeborsche noch die volle Verantwortung. So unterzeichneten die Traditionsverfechter beispielsweise den Vertrag mit der Band „Don’t stop“, die am Samstag zum Kerbetanz spielte. Solche finanziellen Verpflichtungen sollen den Jahrgängen in Zukunft aber erspart bleiben. Der Verein werde diese Risiken übernehmen, berichtet der Vorsitzende Daniel Dicks, der seine langjährige Unterstützung am Samstag mit dem blauen Pulli des Jahrgangs 2011 zur Schau trug. Vor zwölf Jahren war der 29-Jährige selbst Kerbevadder. Seither habe er jüngeren Neueinsteigern immer wieder mit Ratschlägen zur Seite gestanden, erzählt Dicks.
Hinter den Aufgaben der Kerbeborsche steckt nämlich mehr, als zu singen und zu trinken. Da sei zum einen der Kerbetanz, der organisiert werden müsse, berichtet Daniel Dicks. Darüber hinaus gehöre es zur Vorbereitung des Fests, Getränke, Mützen und Schärpen zu bestellen. Außerdem holen die Aktiven den Kerbebaum im Flörsheimer Wald ab. All diese Aufgaben sollen künftige Jahrgänge weiterhin übernehmen - allerdings mit Rückhalt des Fördervereins, der nach der Kerb 2022 ins Leben gerufen wurde.
Auch der Zweite Vorsitzende Tim Grallert hat Erfahrungen an der Spitze der Aktiven vorzuweisen. Sein grüner Pulli erinnert an die Kerb 2013 - das Jahr, in dem er die verantwortungsvolle Rolle des Kerbevadders übernahm. Er sei auf einem Treffen von Freunden angesprochen worden und kurze Zeit später habe er auf dem Tisch gestanden und den Posten des Kerbevadders gehabt, erinnert sich Grallert. „Heute ist das nicht mehr so“, weiß der Stellvertreter. Die Begeisterung für die Kerb lasse immer weiter nach. Diese Entwicklung habe ihn motiviert, sich im Vorstand des Fördervereins zu engagieren.
Übergänge zwischen Förderer und Aktiven sind in diesem Jahr fließend
Die Übergänge zwischen Verein und Aktiven sind in diesem Jahr fließend. Weil sich im Vorjahr nicht genug Mitstreiter für die diesjährige Kerb fanden, setzt sich die Mannschaft der Aktiven aus ehemaligen Kerbeborsche und Vertretern des aktuellen Jahrgangs zusammen. Joel Klau trug die Kappe mit der auffälligen Bommel schon 2017 und 2020. „Alle Jahre wieder“, sagt der Flörsheimer lachend. Er habe sich diesmal sehr spontan entschieden, seine dritte Kerb als Aktiver mitzumachen. Gleichzeitig übernimmt er im Vorstand des neuen Fördervereins den Posten des Schriftführers. „Wir haben uns alle durch die Kerb kennengelernt“, erläutert Vereinschef Daniel Dicks.
„Unsere größte Herausforderung wird es, einen neuen Jahrgang zu finden“, glaubt der Vorsitzende. Die laufende Kerb will Dicks als Ausgangspunkt für die wichtige Werbung nutzen. Neben Infoblättern soll aber auch im Internet verstärkt die Werbetrommel für die aktive Mitarbeit gerührt werden. Dass mittlerweile ein Verein als Ansprechpartner existiere, sei bereits ein wichtiger Schritt, finden die drei Vorstandsmitglieder. Sie können sich auch vorstellen, in Zukunft Veranstaltungen außerhalb der Kerb auf die Beine zu stellen, um Einnahmen zu generieren und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Denkbar sei etwa ein Konzert im Stadtgarten, meint Tim Grallert.
Mit der Kerb geht es heute um 10 Uhr mit dem Frühschoppen im Festzelt und dem anschließenden Gickelschlag weiter. (sas)