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Seit 20 Jahren eine „echte Erfolgsgeschichte“

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Beate Ibiß (von links), Hochheims Bürgermeister Dirk Westedt, Flörsheims Erste Stadträtin Renate Mohr, Thorsten Schorr, Frank Meinhardt sowie Johannes Günther bei der Einweihung.
Beate Ibiß (von links), Hochheims Bürgermeister Dirk Westedt, Flörsheims Erste Stadträtin Renate Mohr, Thorsten Schorr, Frank Meinhardt sowie Johannes Günther bei der Einweihung. © Sascha Kröner

Jubiläum für das Biomassekraftwerk der Wickerer Deponie - Neues Brennstofflager eingeweiht.

Wicker/Hochheim -Auf dem Gelände der Wickerer Deponie werden Holzabfälle zu Energie. Seit 20 Jahren produziert das Biomassekraftwerk unter dem Dach der Rhein-Main-Deponie-Gesellschaft (RMD) Strom für die Region. Rund 113 Millionen Kilowattstunden elektrische Energie fließen jährlich ins Netz. Der größte Anteil am Ökostrom im Rhein-Main-Gebiet komme aus Wicker, erklärten die Betreiber gestern im Rahmen einer Feierstunde. Aufsichtsratsvorsitzender Thorsten Schorr bezeichnete den Betrieb der Anlage als „eine echte Erfolgsgeschichte“.

Die Biomasse Rhein-Main GmbH setzt sich aus drei Gesellschaftern zusammen: Die Verwaltung liegt in den Händen der Main-Taunus-Recycling GmbH (MTR), die MVV Umwelt GmbH ist als Kraftwerksbetreiber im Boot, und die KKM Wertstoffsortiergesellschaft übernimmt die Logistik. Das Biomassekraftwerk sei seit 20 Jahren „ein Teamspiel“, lobte Geschäftsführerin Beate Ibiß.

Als die Anlage vor zwei Jahrzehnten realisiert wurde, fiel ein Investitionsvolumen von 31 Millionen Euro an. Hochheims Bürgermeister Dirk Westedt (FDP) erinnerte in einem Grußwort daran, dass die Genehmigung nicht ganz ohne Diskussionen verlief. Dem Projekt habe die Sorge vor Gefahren und Verschmutzung entgegen gestanden. Heute sind solche Widerstände jedoch vergessen. „Die Diskussionen haben sich erschöpft“, hielt der Bürgermeister der Nachbarstadt fest.

Im August 2002 waren die Arbeiten am Biomassekraftwerk gestartet. Knapp ein Jahr später wurden die rund 60 Tonnen schwere Turbine und der Generator für die Maschinenhalle geliefert. Die erste Stromeinspeisung erfolgte am 29. Dezember 2003. Die Genehmigung sieht vor, dass jährlich 120 000 Tonnen Biomasse in der Anlage verfeuert werden können.

Das Kraftwerk liegt direkt an der Landstraße zwischen Wicker und Hochheim. Besonders sticht das Gebäude aufgrund der spektakulären Kletterwand an seiner Fassade heraus. Der 19 Meter hohe künstliche Felsen wurde im April 2005 unter Beteiligung des Rekord-Bergsteigers Reinhold Messner eröffnet.

Fernwärme für Hochheim geplant

Rund 450 Tonnen Altholz können als Brennstoff an der Anlage gelagert werden. Um die Produktion auch an Wochenenden und Feiertagen fortsetzen zu können, sind jedoch zusätzliche Lagerflächen erforderlich. Im Zuge der anhaltenden Abdichtung der Deponieflächen muss das bisherige Brennstofflager weichen. Deshalb hat die Bioma nun zwei neue Hallen errichten lassen, die Platz für 1200 Tonnen Altholz bieten. Kostenpunkt: 5 Millionen Euro. Das neue Lager wurde am Dienstag vor einer Woche genehmigt und gestern im Rahmen der Feierlichkeiten eingeweiht.

In Zukunft soll das Kraftwerk neben der Stromerzeugung auch Fernwärme nach Hochheim liefern. „Wir möchten gerne beteiligt werden“, erklärte Beate Ibiß. Die Bioma sehe sich als Akteur in der regionalen Wärmeplanung. Hochheims Bürgermeister Westedt stellte eine Erfüllung dieses Wunsches in Aussicht: „Wir nehmen alles, was ihr liefern könnt - sowohl Strom, als auch Wärme“, betonte der Rathauschef.

Dafür wäre allerdings ein Umbau des Kraftwerks notwendig: Durch Kraft-Wärme-Kopplung könnte der Nutzungsgrad um bis zu 36 Prozent gesteigert werden. Mit 96 Gigawattstunden Abwärme im Jahr könnte der Bedarf von 5000 Drei-Personen-Haushalten gedeckt werden. Derzeit basiert die Hochheimer Fernwärmeversorgung noch zu rund 20 Prozent auf Erdgas.

Ein geringerer Einsatz von fossilen Brennstoffen wäre jedoch umweltfreundlicher und zudem auch günstiger. Über eine Projektlaufzeit von zehn Jahren könnten 194 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Dies entspricht dem jährlichen Kohlendioxid-Ausstoß von 17 000 Personen. Angesichts dieser Pläne scheint die Zukunft des Kraftwerks also gesichert.

Zum 20. Geburtstag des Biomassekraftwerks wurde ein neues Brennstofflager eingeweiht.
Zum 20. Geburtstag des Biomassekraftwerks wurde ein neues Brennstofflager eingeweiht. © Sascha Kröner

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