Ob die Geschäfte öffnen und wie oft, ist umstritten

Gewerbevereine und Kommunen im Kreisgebiet haben vor Gewerkschaften und Kirchen kapituliert. Verkaufsoffene Sonntage gibt es im Main-Taunus-Kreis nur noch, wenn es rechtlich unangreifbar ist.
In Sulzbach hat man gemerkt, wie es nicht geht. Wenn im Main-Taunus-Zentrum (MTZ) ein Wagen mit Popcorn steht oder eine Tanzgruppe auftritt, dann kann von einem Zusammenhang mit der Kerb oder dem Folklorefest im Ort nicht wirklich die Rede sein. Damit aber war eine Bedingung für einen verkaufsoffenen Sonntag im Zentrum nicht erfüllt. Wiederholt mussten verkaufsoffene Sonntage daher kurzfristig abgesagt werden – sehr zum Ärger der Einzelhändler, die Personal eingeteilt und auch sonst alle Vorbereitungen für den Tag getroffen hatten. Seit März 2016 gibt es daher im MTZ keine verkaufsoffenen Sonntage mehr. Center-Manager Matthias Borutta hofft auf eine Gesetzesänderung, die Gemeinde, so Pressesprecher Holger Klink, „verfolgt die aktuelle Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit.“
Da hat es eine Stadt wie Hofheim leichter. Gallusmarkt und das Eröffnungsfest des Kreisstadtsommers sind lange etablierte Veranstaltungen, die verkaufsoffenen Sonntage sind lediglich eine Ergänzung, wie es der Gesetzgeber will.
Altstadtfest
Als der Wäldchestag abgeschafft wurde, hob der Gewerbeverein IHH gemeinsam mit anderen das Altstadtfest aus der Taufe, und es gelang: Am letzten Aprilwochenende ist in der Kreisstadt so viel los, dass die geöffneten Geschäfte nicht der Hauptbestandteil sind. Es gebe bei den Einzelhändlern durchaus Interesse an einem vierten verkaufsoffenen Sonntag, so Eva Rembser, die Chefin des Gewerbevereins. Aber der komme nicht in Frage, so lange der Verein auch noch ein zugehöriges Fest organisieren müsse.
So reibungslos ist das Thema in Bad Soden längst nicht gehandhabt worden. Verkaufsoffene Sonntag sind nicht nur wegen der Rechtslage, sondern auch wegen Koordinationsschwierigkeiten zwischen Stadt und Gewerbeverein abgesagt worden. Kosten und Risiken seien den Einzelhändlern momentan zu hoch, sagt Thomas Braun, Vorsitzender des Gewerbevereins. Momentan wird überlegt, anlässlich des Weinmarktes einen verkaufsoffenen Samstag zu organisieren.
In Kelkheim hat man sich ebenfalls für den Verzicht auf einen verkaufsoffenen Sonntag im Spätherbst entschieden, den es früher gab, der aber rechtlich unsicher war. Aber zwei solcher Tage gibt es noch, zum Stadtmarkt und zu den Möbeltagen. „Die sind immer super gelaufen“, sagt Rainer Brestel, Vorsitzender der Vereinigung Kelkheimer Selbstständiger. Gegen einen dritten Tag hätte keiner etwas, aktuelle Bestrebungen gibt es aber nicht.
In Hattersheim wird es offenbar vorläufig bei dem einen verkaufsoffenen Sonntag anlässlich der Klassikertage bleiben. Längst nicht alle Geschäfte hätten sich beteiligt, berichtet Darius Gevelhoff, Vorsitzender des Gewerbevereins, von einem eher begrenzten Interesse.
Zwar kommen zu den Klassikertagen viele tausend Auswärtige nach Hattersheim – aber die interessieren sich für alte Autos, nicht für den Kauf von Büchern oder einen Friseurbesuch.
In Eschborn werden verkaufsoffene Sonntage zum Wiesenfest und zum Eschenfest organisiert, über mehr wurde nach Auskunft der städtischen Pressestelle bisher auch nicht gesprochen.
In Hochheim rechnet der Magistrat wieder mit Anträgen des Gewerbevereins zum Hochheimer Markt und zum Weinfest. In Schwalbach gibt es einen unstrittigen verkaufsoffenen Sonntag zum Interkulturellen Fest im September, und dies seit mehr als 20 Jahren; in Flörsheim ist der Töpfermarkt alljährlich der Anlass. In Kriftel bleibt es ebenfalls bei einem verkaufsoffenen Sonntag alle drei Jahre anlässlich der Gewerbeschau, die auch auf den Kerbesonntag fällt. Einen früher diskutierten verkaufsoffenen Sonntag der Fachmärkte im Gewerbegebiet werde man wegen des fehlenden Zusammenhangs mit einem Fest im Ort nicht ins Auge fassen, so Erster Beigeordneter Franz Jirasek. Keine verkaufsoffenen Sonntage gibt es in Eppstein und Liederbach.