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Die Weichen für die Zukunft stellen

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An den Ständen der Unternehmen konnten sich die Jugendlichen über mögliche Berufslaufbahnen beraten lassen - und gleich eine individuelle Visitenkarte hinterlassen.
An den Ständen der Unternehmen konnten sich die Jugendlichen über mögliche Berufslaufbahnen beraten lassen - und gleich eine individuelle Visitenkarte hinterlassen. © Liv Schneider

Schüler konnten sich auf der Hattersheimer Berufsmesse bei 43 Unternehmen informieren.

Hattersheim -Die Polizei ist vor Ort, sogar die Bundeswehr ist gekommen. Dies aber nicht wegen eines Notfalls, sondern als zwei Vertreter von insgesamt 43 Arbeitgebern, die sich den 9. und 10. Klassen der Heinrich-Böll-Schule auf der dritten Hattersheimer Berufsmesse an ihren Ständen in der Stadthalle präsentierten. Die gymnasiale Oberstufe soll am Nachmittag dazustoßen. Mit im Gepäck der Schüler: Eine Visitenkarte mit kurzem Lebenslauf, damit die Unternehmen sich schon mal ein Bild machen können. Die Auswahl ist groß. Die Mainova AG ist ebenso vertreten wie die Landesärztekammer Hessen, Fraport oder der Elektrogroßhandel Alexander Bürkle aus Flörsheim, Hattersheimer Unternehmen sind natürlich auch in großer Anzahl vertreten.

Eine „Win-Win-Situation“ für beide Seiten, ist Bürgermeister Klaus Schindling (CDU) überzeugt, der es sich nicht hat nehmen lassen, persönlich vorbeizuschauen. Die Messe sei eine „super Sache“. So hätten Unternehmen die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Und die Schüler hätten die Chance, sich zu informieren, mit den Betrieben ins Gespräch zu kommen, sich ein Bild über die eigenen Stärken zu machen und diese mit dem Angebot am Arbeitsmarkt abzugleichen. Die Hoffnung: Durch den lokalen Fokus sollen künftige Fachkräfte am Standort gehalten werden.

Im Fall von Messebesucherin Sarah könnte die berufliche Laufbahn in der Kreisstadt starten. Die 17-Jährige sucht auf der Messe nichts bestimmtes, wolle sich nur mal inspirieren lassen. Am liebsten würde die Schülerin aber eine Ausbildung im Hofheimer Landratsamt als Verwaltungsfachangestellte machen. Aktuell schreibe sie bereits Bewerbungen, „aber man schaut halt noch“. Die Aussichten für Bewerber stehen dabei so gut wie lange nicht mehr. Aufgrund des Fachkräftemangels haben sich die Chancen deutlich verbessert. Unternehmen suchen händeringend nach geeignetem Personal.

„Es geht gerade so. Könnte mehr sein“, so Tanja Mai vom Technologiedienstleister Alexander Bürkle. Vier Auszubildende hat das Unternehmen derzeit, für jedes Lehrjahr einen. Bisher gebe es noch keine Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. „Aber das kommt vielleicht.“ Lieber hätte sie zwei Azubis pro Lehrjahr. Vielleicht klappt das ja bald. Die Schüler zeigen sich in diesem Jahr auf der Messe allesamt sehr interessiert, lobt sie.

Aktiv auf die Bewerber zugehen

Auch Holger Nies, Geschäftsstellenleiter der Debeka Rhein-Main, kennt das Problem des mangelnden Nachwuchses. Die Bewerberanzahl sei extrem rückläufig. Immer häufiger müsse er auf Messen aktiv auf Bewerber zugehen. „Wir fragen uns immer: Wo sind denn alle?“ Dabei lässt sich das Unternehmen nicht lumpen: Übernahmegarantien, unbefristete Übernahme oder 14 Monatsgehälter sind nur einige Schmankerl, mit denen Bewerbern die Ausbildung schmackhaft gemacht werden soll. Mittlerweile spreche man auf jedem Kundentermin die Probleme an, in der Hoffnung, durch Mundpropaganda junge Kräfte zu gewinnen. Man gebe offensiv in Schulen Bewerbertrainings und spreche die Jugend in sozialen Medien an. Immerhin: Im Februar sei eine Interessentin auf einer Messe auf sie zugekommen, im August habe man sie eingestellt. Man dürfe eben nicht erwarten, dass pro Messe zehn Neuzugänge hängenbleiben. „Die Generation wartet vielleicht noch. Ich weiß nur noch nicht auf was“, so Nies.

Patrick, Eren und Ramsey, alle 16 Jahre alt, wissen, was sie wollen. Eren möchte nach seinem Fachabi mit Ramsey zur Bundespolizei, ein Jahrespraktikum machen. Er wolle sich hocharbeiten, später am Frankfurter Bahnhof oder Flughafen für Recht und Ordnung sorgen. Ramsey wollte eigentlich nach der 10. Klasse Fachabi machen und im kaufmännischen Bereich arbeiten. Mit den Infos am Polizeistand zu attraktiven Vorteilen, darunter Verbeamtung oder mehr Lohn für Verheiratete, wurde aber auch sein Interesse geweckt. Patrick möchte Abi machen und Medizin studieren, sein Notenschnitt passe. Aber auch ihn hat der professionelle Auftritt der Beamten beeindruckt. „Falls es mit dem Medizinstudium nicht klappen sollte, ist das mein Plan B“, sagt er. An Optionen mangelt es auf dem Arbeitsmarkt nicht, das hat die Hattersheimer Berufsmesse definitiv aufgezeigt.

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