1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Hattersheim

Mutmaßliche Brandstiftung in Flüchtlingsunterkunft im Main-Taunus-Kreis

Erstellt:

Kommentare

Mehr als sechs Stunden waren die Feuerwehrleute beim Brand dieses Gebäudes an der Straße „Im Gotthelf“ im Einsatz. FOTO: feuerwehr hattersheim
Mehr als sechs Stunden waren die Feuerwehrleute beim Brand dieses Gebäudes an der Straße „Im Gotthelf“ im Einsatz. © Feuerwehr hattersheim

Intensiver Einsatz der Feuerwehr in Eddersheim (Main-Taunus-Kreis): Ein Flüchtlingsheim steht in Flammen. Die Polizei nimmt einen Tatverdächtigen wegen Brandstiftung fest.

Eddersheim – Große Aufregung in der Straße „Im Gotthelf“. 120 Einsatzkräfte der Feuerwehren Hattersheim, Eddersheim, Okriftel und Flörsheim rückten am Mittwochabend zur Brandbekämpfung in dem gemischten Wohn- und Gewerbegebiet an. Die Retter wussten bei ihrer Ankunft, dass sich Menschen in Gefahr befinden. Die Meldung „Feuer in Mehrfamilienhaus“, die gegen 22.10 Uhr auf den Alarmmeldern eingegangen war, ließ keinen Zweifel. Als das Licht der ersten Einsatzwagen die Straße in flackerndes blau hüllte, loderten bereits die Flammen aus dem Dach des Bungalows, den der Main-Taunus-Kreis als Flüchtlingsunterkunft angemietet hat. Dort leben 31 Menschen.

Eddersheim: Flüchtlingsheim nach Brand völlig zerstört

Nach sechs Stunden Einsatz gab es noch in der Nacht ein positives Ergebnis: Keiner der Bewohnerinnen und Bewohner kam durch das Feuer zu Schaden. Anders sieht es beim Gebäude aus. Das Wohnhaus wirkte am nächsten Morgen, als sei das Dach von einer Abrisskugel getroffen worden. Etwa ein Drittel des Dachs ist komplett verschwunden.

Der unübersehbare Schaden ist den schwierigen Einsatzbedingungen geschuldet. Der Brand sei wohl von einer Küche im Dachgeschoss ausgegangen, erläutert Stadtbrandinspektor David Tisold. Um die Glutnester unter den Ziegeln löschen zu können, habe die Feuerwehr zunächst Löcher ins Dach gesägt. Später seien Teile des Dachstuhls mit einem Bagger weggerissen worden.

Flüchtlingsheim im Main-Taunus-Kreis: Menschenrettung an erster Stelle

Bevor sich die Feuerwehrleute voll und ganz der Brandbekämpfung widmeten, stand die Rettung von Menschenleben an erster Stelle. Retter mit Atemschutzausrüstung begaben sich in der Asylunterkunft auf die Suche nach den Bewohnern. Die große Zahl von Menschen, die sich im Gebäude und davor befanden, sei eine Herausforderung gewesen, berichtet David Tisold. Hinzu seien sprachliche Hürden gekommen, die eine Kommunikation mit den Betroffenen erschwerten.

Auch die Kälte war ein Problem. Von den 31 Bewohnern, die sich auf der Straße versammelten, seien nicht alle passend für die winterliche Witterung gekleidet gewesen, erklärt der Stadtbrandinspektor. Die Feuerwehr habe die Betroffenen deshalb zunächst im Eddersheimer Feuerwehrhaus betreut. Anschließend sollten die Flüchtlinge die Sporthalle im Karl-Eckel-Weg als Notfallquartier nutzen. Weil die Halle bereits belegt war, stellte die Stadt stattdessen die Stadthalle zur Verfügung. Von dort werden die Menschen nun auf andere Unterkünfte des Kreises verteilt. Das Quartier in der Straße „Im Gotthelf“ ist unbewohnbar.

Eddersheim: Polizei nimmt mutmaßlichen Brandstifter fest

Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte Bürgermeister Klaus Schindling (CDU), dass sich die Verwaltung um neue Quartiere im Stadtgebiet bemühen wolle. „Wir schauen mal, was wir machen können“, so der Rathauschef. Unabhängig vom Verlust der Räumlichkeiten „Im Gotthelf“ erwartet die Stadt die Inbetriebnahme einer weiteren Unterkunft in der Schützenstraße. Dort hatte die Stadt bereits vor Monaten Bäume auf einer Fläche am Südring gerodet und das Areal dem Main-Taunus-Kreis zur Verfügung gestellt.

Die Umsetzung verzögerte sich jedoch, weil der Kreis seinen ursprünglichen Plan, Container anzumieten, aufgab. Aufgrund von schwierigen Marktbedingungen sei es wirtschaftlicher, die Unterkünfte zu erwerben, hieß es vor einiger Zeit auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Freifläche am Südring wurde in der Übergangszeit als Parkplatz genutzt. Nun scheint die Installation der Wohncontainer jedoch kurz vor der Umsetzung zu stehen. Der Parkplatz sei geräumt worden, erläutert der Bürgermeister. 110 Personen sollen demnächst dort in kleinen Quartieren mit Bad und Kochbereich unterkommen. „Wir hoffen auf die Schützenstraße“, so Klaus Schindling. Ob zusätzlich noch Ersatz für das vom Brand beschädigte Wohnhaus gefunden wird, bleibt abzuwarten.

In der Zwischenzeit hat die Polizei einen 18 Jahren alten Bewohner der Unterkunft verhaftet, dem Brandstiftung vorgeworfen wird. Ein Haftrichter ordnete für den 18-Jährigen Untersuchungshaft an. (sas)

Kommunen im Main-Taunus-Kreis wendeten sich erst vor Kurzem aufgrund der Flüchtlingssituation an Bund und Land und baten um Hilfe. Eine Neuordnung der Flüchtlingszuweisung sei dringend nötig.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion