Hattersheim: Für einen Radweg ist kein Platz

Auf der Sindlinger Straße soll keine Extra-Fahrspur eingerichtet werden.
Okriftel -Radfahren ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung und schont außerdem noch das Klima. Deshalb wird dem Radverkehr heutzutage bei vielen Verkehrsplanungen ein hoher Stellenwert eingeräumt. Die Stadt Hattersheim hat vor zwei Jahren ein Zeichen für den nicht motorisierten Verkehr gesetzt, indem sie die Weingartenstraße zur Fahrradstraße umwidmete. Nun stehen erneut Straßenarbeiten an. Die Stadt will die Sindlinger Straße im Stadtteil Okriftel in den kommenden Monaten umfassend erneuern lassen. Ein Radweg ist in diesem Zusammenhang aber nicht vorgesehen. Warum dies so ist, erläuterte die Verwaltung in der Antwort auf eine Frage von Bündnis 90/Die Grünen.
Die Stadtverordneten der Grünen hatten sich erkundigt, ob bei der Sanierung der Sindlinger Straße ein Radweg oder ein Schutzstreifen für den Radverkehr vorgesehen sei. Dies ist nach Angaben des Magistrats nicht der Fall. Von Seiten der Stadt wurde darauf hingewiesen, dass es sich um eine Landesstraße handelt, weshalb alle Planungen unter die Förderrichtlinien der Straßenbauverwaltung Hessen Mobil fallen. Der Fußweg zu beiden Seiten der Straße solle von 1,12 Metern auf die förderfähige Breite von 1,50 Metern erweitert werden, um die Wege barrierefrei zu machen. Gegen einen Radweg spreche vor diesem Hintergrund unter anderem die Straßenbreite, die eine Begegnung von Lastwagen und Bussen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) erlauben müsse. Die Sindlinger Straße misst an ihrer breitesten Stelle 8,15 Meter, erläutert der Magistrat. Die nach der Verbreiterung der Gehwege verbleibende Straßenfläche von 5,15 Metern reiche für einen Radweg nicht aus.
Unpassend wäre eine Fahrradweg, nach Angaben des Magistrats auch deshalb, weil für die Wegeführung Anwohnerparkflächen auf der Straße wegfallen müssten. Diese wechselseitig angeordneten Markierungen würden jedoch für die Verkehrsberuhigung in der Sindlinger Straße benötigt. Ein Radweg und der damit einhergehende Wegfall der Parkplätze würden dazu führen, „dass die Sindlinger Straße zur Geschwindigkeitserhöhung einlädt“. Der Magistrat weist darauf hin, dass für die Straße eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 geplant sei. Somit könne die Straßenfläche künftig sicherer von Radfahrern mitgenutzt werden. Eine Verkehrszählung zur Einschätzung der Ist-Situation habe im Vorfeld allerdings überhaupt keine Fahrräder auf der Sindlinger Straße erfasst. Dies liege wahrscheinlich daran, dass die Radstrecke Euro Velo 4 sowie die regionalen Radverkehrsverbindungen des Main-Taunus-Kreises südlich der Straße verlaufen, heißt es in der von Verwaltungschef Klaus Schindling (CDU) unterzeichneten Stellungnahme des Magistrats. Diese Routen seien in Grünanlagen eingebettet und „viel sicherer als eine Landesstraße“.
Die Bauarbeiten zur Sanierung der Sindlinger Straße sollen voraussichtlich im Frühsommer diesen Jahres beginnen. Ursprünglich war der Baubeginn für Anfang März geplant. Jedoch wurden im Zuge der Vorplanungen durch Hessen Mobil weitere Änderungen gewünscht. Um das Bauvorhaben transparent zu halten hat Bürgermeister Schindling angekündigt, ein Bautagebuch auf der städtischen Internetseite www.hattersheim.de einzurichten. Außerdem soll ein offener Baucontainer die direkte Kommunikation zwischen Anwohnern und Baufirma ermöglichen. sas