Hattersheim: Klitzekleine Kritik nach Erdrutschsieg

Die Fraktionschefs der Koalition kommentieren den Ausgang der Bürgermeisterwahl.
Hattersheim -Durch den eindeutigen Wahlsieg des amtierenden Bürgermeisters Klaus Schindling (CDU) fühlt sich auch die Mehrheitskoalition aus CDU, FDP und FWG bekräftigt. Im Gespräch mit dieser Zeitung zeigen sich alle drei Fraktionsvorsitzenden der Koalitionsparteien sehr erfreut. Den kleineren Koalitionspartnern FDP und FWG ist es aber auch wichtig, ihr eigenes Profil zu wahren.
FDP-Fraktionschef Dietrich Muth spricht von einem "überragenden Abschneiden" des CDU-Mannes. Er habe Schindling einen Wahlsieg mit Stimmenanteil zwischen 60 und 70 Prozent zugetraut. Dass der Verwaltungschef schließlich sogar 75,5 Prozent holte, sei ein nicht zu erwartendes eindeutiges Ergebnis, urteilt der Liberale. Doch was bedeutet dies für die FDP? Müssen sich die kleineren Koalitionspartner langsam bedroht fühlen, nachdem die CDU schon absolute Mehrheit einfahren konnte? Muth räumt ein, dass vor der Kommunalwahl manchmal verloren gegangen sei, dass die gesamte Koalition hinter den Erfolgen steht. Vieles werde eben über das Rathaus angestoßen, erklärt der Fraktionsvorsitzende. Der Freidemokrat lässt durchblicken, dass es ihm nicht schmeckte, dass Bürgermeister Schindling auf der CDU-Liste antrat, obwohl er das Stadtverordnetenmandat gar nicht erfüllen konnte. "Aber das ist jetzt Vergangenheit", sagt Dietrich Muth zu der klitzekleinen Kritik. Die Koalition arbeite gut zusammen. "Jetzt liegt es an uns darzustellen, dass wir auch einen Anteil am Erfolg haben", so der erfahrene Kommunalpolitiker. Er sei überrascht, dass es SPD und Grünen bei der Bürgermeisterwahl nicht besser gelungen ist, ihre Themen zu setzen und ihre Wähler zu motivieren, sagt Dietrich Muth. Nach diesem "niederschmetternden" Ergebnis müsse die Opposition auch ihre parlamentarische Arbeit überprüfen. Enttäuscht zeigt sich der Liberale von der Wahlbeteiligung von rund 45 Prozent. Er erwarte, dass sich die Hattersheimer mehr für die Geschicke ihrer Stadt interessieren.
Oliver Wiendl, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler (FW), sieht im Wahlergebnis von Klaus Schindling einen "Erdrutschsieg". Die Wähler hätten unter anderem den Abbau des Sanierungsstaus, das Ende des Haushalts-Rettungschirms und die erfolgreiche Gewerbeansiedlung honoriert. Dass die kleinen Koalitionspartner vom Erdrutsch der CDU weggerissen werden, befürchtet der Hattersheimer nicht. "Ich sehe das ganz gelassen, erklärt Wiendl. Die CDU sei direkt nach der Kommunalwahl auf die Freien Wähler zugekommen und habe angeboten, an der Koalition festzuhalten. Die Arbeit innerhalb der Koalition funktioniere auch jetzt sehr gut. "Wir fühlen uns da nicht als Beiwerk", betont Oliver Wiendl. Jeder Koalitionspartner könne seine Ideen einbringen. Deshalb freue sich die FW auf die weitere Zusammenarbeit nach der Bürgermeisterwahl. Wiendl äußert "großen Respekt" für die beiden Herausforderer Mesut Cetin (SPD) und Nathalie Ferko (Grüne).
Besonders groß ist die Freude in der Partei des Wahlsiegers. CDU-Fraktionschef Michael Minnert sieht im starken Abschneiden Schindlings "einen Riesenansporn, mit dem gleichen Elan weiterzumachen". In dieser Höhe sei der Wahlsieg nicht zu erwarten gewesen, urteilt der Christdemokrat. Neben den politischen Erfolgen habe Schindling sicherlich auch durch sein verbindliches persönliches Auftreten punkten können. Der Wahlerfolg mache ein gutes Gefühl, sei gleichzeitig aber auch ein Vertrauensvorschuss, den man erfüllen müsse, meint der Fraktionsvorsitzende.
Etwas leidgetan habe ihm das einstellige Wahlergebnis der Grünen Nathalie Ferko. Vielleicht sei ihre sehr geringe Zahl an Wahlplakaten schuld daran gewesen, kann sich CDU-Mann Minnert vorstellen. sas