Hattersheim: Mobilitätshelfer gibt es nicht mehr

Die Bahn AG lehnt es ab, das Personal für einen besonderen Bahnhofsservice zu finanzieren.
Hattersheim -Der Weg zum südlichen Bahnsteig des Hattersheimer Bahnhofs führt über steile Treppen. Daran wird sich kurzfristig auch nichts ändern. Zwar gibt es Konzepte, die Gleise über eine Rampe und eine Aufzugsanlage anzubinden - diese befinden sich jedoch noch in der Planungsphase. Menschen mit körperlichen Einschränkungen sowie Personen mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck sind derzeit auf Unterstützung angewiesen. Was bleibt, ist der Einsatz von Helfern, die den Bahnpassagieren unter die Arme greifen. Ein entsprechender Versuch mit Langzeitarbeitslosen im Rahmen des Projektes „Engagement (Ent-)Lohnt“ des Main-Taunus-Kreises endete 2019 vorzeitig. Nun informiert der Magistrat über weitere Möglichkeiten.
Seit sich die beiden Langzeitarbeitslosen von der Aufgabe zurückzogen, sind die Passagiere am Bahnhof wieder auf sich allein gestellt. Die Stadt Hattersheim hat sich bei der Deutschen Bahn nach „Mobilitätshelfern“ erkundigt. Wie der Magistrat nun zur jüngsten Stadtverordnetenversammlung berichtete, hat die Bahn nach wiederholter Nachfrage im Februar schriftlich mitgeteilt, dass das Unternehmen keine Helferinnen oder Helfer zur Verfügung stellen kann. Auch werde man keine Kostenbeteiligung übernehmen. Die Begründung: Für einen Bahnhof in der Größenordnung Hattersheims sei kein Einsatz von Personal vorgesehen.
Eine Alternative wären kostenpflichtige Dienstleistungen. Dem Magistrat liegen zwei vorläufige Angebote von Dienstleistungsunternehmen vor. Keines biete die Dienstleistungen für die nachgefragte Zeit von Montag bis Freitag, 7 Uhr bis 10 Uhr und 16 Uhr bis 19 Uhr an. Die Anbieter veranschlagen für die Zeit von Montag bis Freitag, 6 Uhr bis 10 Uhr sowie 16 Uhr bis 20 Uhr, rund 51000 Euro im Jahr. Für den Zeitraum von Montag bis Freitag, 7 Uhr bis 19 Uhr, würden sogar rund 90000 Euro jährlich anfallen. Diese Kosten gelten jedoch für den Einsatz eines einzelnen Helfers. Der Magistrat weist darauf hin, dass es sich bei der Probephase in 2019 als notwendig erwiesen habe, zwei Personen gleichzeitig einzusetzen. Nur so konnten beide Treppenaufgänge und -abgänge abgedeckt werden. Die Kosten der Dienstleisters müssten also doppelt so hoch veranschlagt werden. Die günstigere Lösung wäre die Rückkehr zum Projekt „Engagement (Ent-) LOHNT“. Die Stadt stehe noch immer in Kontakt mit dem Main-Taunus-Kreis, um geeignete Personen im Rahmen des Programms einzusetzen.
Zum Hintergrund: Die Stadt verhandelt schon länger mit der Deutschen Bahn über einen barrierefreien Zugang zum Bahnsteig. Mittlerweile gibt es ein Konzept, das vorsieht zwei Aufzugstürme auf Höhe der Rathausstraße zu errichten, die durch einen Übergang verbunden werden. Zusätzlich plant die Stadt, eine Rampe an die bestehende Unterführung anzubinden. Auf Nachfrage der SPD erklärte Bürgermeister Klaus Schindling (CDU) vor einigen Wochen, dass die Pläne für den Bahnhof vorgestellt würden, sobald dies im Bauleitverfahren vorgesehen sei. Der Verwaltungschef bezeichnete es als „waghalsig und gefährlich“, etwas in die politische Diskussion zu geben, was noch nicht vollständig manifestiert sei. Es sei unklar, ob für die Umsetzung der Aufzugsanlage noch ein Planfeststellungsverfahren notwendig wird. sas