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Hattersheim: Verbeugung vor einem besonderen Menschen

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Sie schrieben gemeinsam ein Standardwerk (v. li.): Klaus Störch und Jürgen Malyssek. archivFOTO: nietner
Sie schrieben gemeinsam ein Standardwerk (v. li.): Klaus Störch und Jürgen Malyssek. archiv © Hans Nietner

Freunde und Weggefährten lesen Texte des Vordenkers der Wohnungslosenhilfe, Jürgen Malyssek, der im November verstorben ist.

Hattersheim -Das Leben ist nicht berechenbar. Lediglich diese Unberechenbarkeit ist ein roter Faden, der sich durch alle menschliche Leben zieht. Dies betrifft Alt und Jung, Arme und Reiche, Kranke genauso wie Gesunde und superschlaue Leute genauso wie ganz normale Menschen. Das Hadern über die Ungerechtigkeit oder die Unberechenbarkeit des Lebens nutzt nichts. Es interessiert niemanden, am wenigsten das Legen selbst, das ja gelebt werden soll und muss. Am besten vorwärtsgewandt, aber das zurückgelegte Stück Leben nicht vergessend. Die Erinnerungen an schöne wie schlechte Zeiten sind wichtig für das Seelenleben eines jeglichen Menschen. Deshalb heißt es auch mit Überraschungen der schlimmen Art fertig zu werden, wenn sie plötzlich eintreten und ein Leben entscheidend verändern. Zugleich ist dies wie ein Hinweis, das zu reflektieren, um was geht in einem Menschenleben. Diese Feststellung muss jeder für sich und mit sich selbst ausmachen. Nie ist ein Leben perfekt, nie ist es zum Ende des irdischen Daseins mit allem im Einklang. Zwar mag es einigen Menschen gelingen, so etwas von sich behaupten zu können. Doch wahrscheinlich ist, dass auch deren Leben vielleicht in der hintersten Ecke noch ein nicht abgeschlossenes Kapitel haben, das einfach vergessen wurde. Verdrängung von schlechten Eindrücken geht tagtäglich, doch es gibt Situationen, die sind nicht zu verdrängen. Auch nicht nach einigen Jahren.

So ist es mit dem Gedenken an einen Mann, der mit seinem sozialen Engagement viele Menschen beeindruckt und geholfen hat. Eigentlich war es ganz anders geplant: Jürgen Malyssek und Klaus Störch, Leiter der Caritas-Facheinrichtung für Obdachlose in Hattersheim, wollten anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Hauses Sankt Martin am Autoberg an der Frankfurter Straße im Februar noch einmal gemeinsam aus ihrem Buch „Wohnungslose Menschen - Ausgrenzung und Stigmatisierung“ lesen. Doch dazu kam es nicht. Jürgen Malyssek verstarb am 24. November vergangenen Jahres nach langer, schwerer Krankheit.

Jürgen Malyssek wurde im Jahr 1945 in Hönefoss (Norwegen) geboren und wuchs in Birkenfeld im Hunsrück auf. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann und Schriftsetzer, studierte er Soziale Arbeit an der Fachhochschule Wiesbaden (heute: Hochschule Rhein-Main). Der Diplom-Sozialpädagoge und Sozial-Therapeut arbeitete bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2005 als Sozialarbeiter und Fachreferent für Wohnungslosenhilfe, Armut und soziale Sicherung beim Caritasverband für die Diözese Limburg.

In seiner Eigenschaft als Fachreferent unterstützte Malyssek den Caritasverband Main-Taunus unter Ottmar Vorländer bei der konzeptionellen Entwicklung der integrierten Facheinrichtung für wohnungslose Menschen im Haus Sankt Martin an de Frankfurter Straße.

Bis zu seinem Tode beschäftigte sich Jürgen Malyssek mit Fragen der Philosophie, kritischer Sozialarbeit, Armut und sozialer Ausgrenzung. Malyssek war Sozialpädagoge, Philosoph, Soziologe, Autor, Mentor, politischer Kommentator, leidenschaftlicher Fußballer und Blogger. Er beeinflusste eine ganze Generation von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern in der Wohnungslosenhilfe. Dabei hinterließ eine Vielzahl von Texten.

„In Anerkennung und als Verbeugung vor dem Menschen Jürgen Malyssek und seines Schaffens“, so heißt es in eine Mitteilung des Caritas-Verbandes, lesen die Kollegen, Freunde und Weggefährten Harry Fenzl, Helmut Frenzel, Thomas Völker, Ottmar Vorländer, Manfred Wiegand und Klaus Störch, im Haus Sankt Martin am Dienstag, 14. Februar, ab 19.15 Uhr Auszüge aus seinen Artikeln und Aufsätzen zur Wohnungslosenhilfe und benachbarten Themenfeldern. Der Vorstand des Caritasverbandes Main-Taunus wird die Gäste begrüßen. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung in der Facheinrichtung von dem Schauspieler und Musiker Moritz Stoepel. meh/red

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