Hattersheim: Windkraft ja, Windbäume nein

Verwaltung prüft Antrag für sogenannte Wind Trees und rät davon ab.
Hattersheim -Nicht alles, was alternative Energieerzeugung verspricht, ist zugleich eine sinnvolle Investition. Zu diesem Ergebnis kam jedenfalls der Magistrat, sprich die Stadtverwaltung. Geprüft wurde von der Verwaltung nämlich ein bereits vor einigen Monaten - nämlich im Februar - beschlossener Antrag der Fraktionen von CDU, FDP und FWG, der sich mit der Aufstellung von sogenannten Wind Trees - auf Deutsch: Windbäume - im Stadtgebiet beschäftigte. Diese Art von Großgeräten sind, je nach Größe des Windbaums, mit zahlreichen Turbinen ausgestattet, die wie Blätter an einem Baum hängen und durch den Wind angetrieben werden. Deshalb sehen die Wind Trees von weitem wie Bäume aus. Da sie dem Wind und damit auch Böen trotzen müssen, sind ihre unteren Seiten, die im Boden auf einem Fundament installiert werden, mehrere Tonnen schwer.
Der Magistrat sollte prüfen, ob die Energiegewinnung durch Wind Trees sinnvoll und realisierbar sei. Übrigens hatten dem Antrag die Grünen sowie die "Die Partei"-Stadtverordnete Corinna Abel zugestimmt. Die SPD hatten dem Antrag nicht zugestimmt.
Der Antrag war als Aufgabenstellung für die Verwaltung klar formuliert: "Der Magistrat wird aufgefordert zu prüfen, ob der Einsatz sogenannter ,Wind Trees' im Hattersheimer Stadtgebiet technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Dabei ist darzustellen, ob und wo die Windenergie für den Betrieb von zum Beispiel Straßenbeleuchtungen, Ladestationen für E-Bikes sowie andere Möglichkeiten genutzt werden kann".
Nun liegt die Antwort der Verwaltung in Form eines Berichtes für die Stadtverordnetenversammlung am heutigen Abend (ab 19.30 Uhr in Okriftel im Haus der Vereine, Johann-Sebastian-Bach-Straße 1) vor. Grundsätzlich sei der Einsatz sogenannter Wind Trees im Stadtgebiet technisch möglich. Der von den Wind Trees erzeugte Strom könne für E-Bike-Ladestationen oder eine Leuchte grundsätzlich genutzt werden, allerdings nur in Verbindung mit einem ortsfesten Akku, oder einem Verteilerkasten mit eigenem Stromanschluss, wobei dann der bezogene Strom durch den erzeugten Strom ergänzt werde.
In Deutschland seien bisher zwei Wind Trees installiert worden, hat die Verwaltung eruiert. Einer der beiden Anlagen sei zwei Jahre nach der Installation wieder demontiert worden, da es statisch-strukturelle Probleme gegeben habe. Eine Wiederinstallation am Standort habe danach nicht mehr stattgefunden. Ein weiterer Wind Tree stehe noch in Baden-Württemberg. Der Eigentümer habe nach Kontaktaufnahme durch die Stadtverwaltung darauf hingewiesen, dass die Gesamt-Installationskosten der Anlage ungefähr doppelt so hoch seien wie der Baum selbst. Grund dafür sei unter anderem ein sehr aufwendiges und voluminöses Fundament, das für die Installation hergestellt werden müsste. Die Installationskosten für einen Baum lägen somit in einer Größenordnung zwischen 100 000 und 120 000 Euro.
"Die realen Energieerträge wurden vom Referenzgeber als ,vernachlässigbar' attribuiert", heißt es in dem Bericht der Verwaltung weiter. Eine detaillierte wirtschaftliche Untersuchung im Hinblick auf Stromgestehungskosten sei deshalb nicht durchgeführt worden.
Doch wenn diese Art von Windbäumen nur zu einer sehr mageren Ausbeute an Energiegewinnung in der Lage sind, wozu werden sie dann benötigt? Der Nutzen eines solchen Baumes liege anscheinend in einem anderen Bereich, meint die Verwaltung: Der Referenzgeber habe "auf ein hohes Maß an positiver Aufmerksamkeit hingewiesen, die die beeindruckende Skulptur auf sich ziehe". Ob die Installation eines solchen Baums "als deutlich wahrnehmbares, motivierendes Symbol für alternative Energieerzeugung" sinnvoll sein könne, sei von der Verwaltung nicht geprüft oder beurteilt worden, heißt es abschließend im Bericht des Magistrates. meh