Pop-up-Kirche am Food Truck

Die Evangelische Kirchengemeinde freut sich über eine gelungene Aktion in der Siedlung Hattersheim mit guten Gesprächen und „Frommen Fritten“.
Hattersheim - Es ist kein Geheimnis, dass die evangelische Kirche mit einem konstanten Mitgliederschwund zu kämpfen hat. Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Anfang des Jahres mitteilte, waren im Jahr 2022 knapp 19,1 Millionen Deutsche evangelisch, was einen Rückgang von 2,9 Prozent zum Vorjahr bedeutet. „Ja, wir werden weniger“, sagt Philipp Raekow, „aber ich glaube weiterhin an die Botschaft des Evangeliums und Blicke optimistisch in die Zukunft.“ Und vor allem: der Vikar der Evangelische Kirchengemeinde Hattersheim (EKHN) leistet seinen Betrag, um Menschen von einer starken Gemeinschaft zu überzeugen. So hatte er für das vergangenen Wochenende die Idee, die Kirche zu den Leute zu bringen - genauer gesagt: in die Siedlung Hattersheim.
„Der Weg in die Kirche ist weit in vielen Köpfen“
Kanzel, Altar und Kirchenbänke ließ der 36-Jährige dabei an ihren angestammten Plätzen. Stattdessen organisiert er mit der tatkräftigen Unterstützung einiger engagierter Gemeindemitglieder einen sommerlichen Treffpunkt im kühlenden Schatten der Bäume und Häuser am Platz der Begegnung. Eine Bierzeltgarnitur, Liegestühle sowie Stehtische sorgten für eine einladende Atmosphäre. Und der Duft von frischen Pommes, der sich ab 11 Uhr in der näheren Umgebung verteilte, regte den Appetit an. Als Highlight der Aktion, die den Namen „Fromme Fritten“ trug, wartete am Samstag ein echter Food Truck in der Siedlung auf die Besucher.
„Ich weiß, dass der Weg in die Kirche für viele Menschen heutzutage sehr weit ist im Kopf“, erklärt Raekow die Idee hinter der Aktion. Daher gebe es derzeit innerhalb der evangelischen Kirche viele solcher Projekte, mit denen aktiv auf die Menschen zugegangen werde. Dass nicht alle kreativen Ideen überall sofort Anklang finden, gestand der Vikar ein. „Sicherlich hat man es in konservativeren Gemeinden vielleicht ein bisschen schwerer mit solchen Ideen“, so Raekow, „aber hier in Hattersheim wurde es mir extrem leicht gemacht mit der Umsetzung.“
„In unserer Bubble sind wirklich alle sofort auf die Idee aufgesprungen“, bekräftigt Pfarrer Johannes Kraus, der am Samstag eigentlich als Gast vorbeischaute, dann aber wie selbstverständlich bei den letzten Handgriffen des Aufbaus auch noch mitangepackt hat. Sowohl das Dekanat als auch die Landeskirche und das Internetportal evangelisch.de hätten den Termin im Vorfeld ausführlich vorgestellt. Unterstützung vor Ort gab es vom Begegnungszentrum und dem Stadtteilbüro.
Das hat sich ausgezahlt, wie Raekow nach Samstag berichten konnte. „Es war ein sehr schöner Tag bei bestem Wetter. Und wir hatten ein stetiges Kommen und Gehen, manche Besucher vom Vormittag sind Nachmittags sogar nochmals wiedergekommen“, freut sich der Initiator über das Interesse an den „Frommen Fritten“. Konstant seien 20 bis 30 Interessierte vor Ort gewesen. Die perfekte Anzahl, denn Raekow war es wichtig, die Leute nicht nur zu bewirten, sondern auch mit den einzelnen Gästen ins Gespräch kommen zu können.
180 Portionen Pommes wurden ausgegeben und zahlreiche Gespräche geführt
Das Ziel lautete Präsenz zeigen, wie auch Pfarrer Kraus mit Hinweis auf den Veranstaltungsort erklärte. „In der Siedlung wohnen wohl die Wenigsten unserer Gemeindemitglieder“, betonte Kraus. Dennoch - oder gerade deswegen - wurde die Siedlung als Treffpunkt für Begegnungen samt Austausch gewählt. Vikar Philipp Raekow freute sich, dass sich Anwohner sowie Gemeindemitglieder im Publikum bunt durchmischten.
Und wie geht es nun mit den „Frommen Fritten“ weiter nach der positiv angenommenen Premiere? „Das war jetzt vorerst zumindest ein einmaliges Erlebnis“, sagt Raekow, „wenn wir es in Zukunft wiederholen sollten, dann aber immer anders.“ Der Food Truck könnte allerdings wieder mit dabei sein. Schließlich musste die EKHN diesen nicht teuer mieten, sondern „lediglich“ aufwendig auf Vordermann bringen. Der Oldtimer-Camper, ein Fiat Ducato Baujahr ‘92 mit Umbau zum Hähnchengrill, gehört nämlich Raekow. „Ich habe früher vieles ausprobiert, auch in der Gastronomie gearbeitet“, berichtet er, „zusammen mit meinem Bruder habe ich den Truck dann zuletzt noch mal kernsaniert.“
Der Aufwand hat sich gelohnt: 180 Portionen Pommes gingen am Samstag (gratis) über die Theke. Bleibt eigentlich nur der fromme Wunsch, dass Raekows Food Truck bald wieder Halt in Hattersheim macht.