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Der wandernde Gastwirt

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Von: Sascha Kröner

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Reinhard Lieb am Eingang seiner ?Alm Deluxe?.
Reinhard Lieb am Eingang seiner ?Alm Deluxe?. © Hans Nietner

In Hattersheim hatte die „Alm Deluxe“ von Besitzer Reinhard Lieb für positive wie negative Furore gesorgt.

Vor einigen Jahren war Reinhard Lieb im Management bei einem großen Filmunternehmen beschäftigt. Dort übernahm er den Vertrieb für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Heute ist der 48-Jährige Besitzer einer Almhütte. Seine urige Holzhütte steht allerdings nicht irgendwo auf einer idyllischen Bergwiese. Lieb ist Besitzer der mobilen „Alm Deluxe“, die von September bis November im Stadtpark aufgebaut war. Von Hattersheim aus ging es direkt weiter in die Hauptstadt Berlin.

Flug ins Gebirge abgelehnt

Dank des ungewöhnlichen Geschäftsmodells kann die Alm an den kuriosesten Orten öffnen. Inmitten von Hochhäusern mache sich die bewirtete Hütte genauso gut wie in einem Stadtpark oder auf der Grünfläche vor einer Villa, sagt Reinhard Lieb, der vier bis sieben Standorte im Jahr besucht. Er habe die Alm auch schon als eine Insel umgeben von Wasser errichten lassen. Fast nichts sei unmöglich. Eine Anfrage hat der Geschäftsmann allerdings abgelehnt: Ein Kunde wollte die Alm mit einem Hubschrauber in die Berge fliegen lassen. Dies wäre zu aufwendig gewesen und hätte viel zu viel Verschleiß verursacht, erklärt Reinhard Lieb. Bleibt die Frage, warum jemand überhaupt auf die Idee kommt, mit seinem Gasthaus zu reisen. Schließlich läuft es normalerweise anders. Die Kunden kommen zur Alm, und nicht umgekehrt. Reinhard Lieb erzählt, wie er während seiner Zeit im Filmvertrieb feststellte, dass es an innovativen Veranstaltungsorten mangelte. „Es fehlte der absolute Hingucker“, erklärt der Geschäftsmann. Beim Besuch einer Almhütte in den Bergen sei dann die Idee entstanden. Gemeinsam mit einem Partner habe er vor fünf Jahren zunächst eine bereits bestehende mobile Alm übernommen, berichtet Lieb. Deutschlandweit gebe es einige Anbieter – die meisten davon in Bayern. Vor drei Jahren entschloss sich der Neueinsteiger im Veranstaltungsgewerbe, ein eigenes, optimiertes Projekt aufzuziehen. Für seine „Alm Deluxe“ habe er Steine, Holzelemente und Dachschindeln von tatsächlichen Almhütten holen lassen. „Das gibt einfach gleich ein gewisses Flair“, erklärt der Besitzer. Er habe den Schritt von einer Partyhütte aus Holz zur richtigen Alm machen wollen. Aufgrund der großen Nachfrage sei das Risiko kalkulierbar gewesen, sagt Reinhard Lieb, der sein Geschäft von einer Zentrale in Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg steuert.

„Die Nachfrage ist da“

Doch was ist der Vorteil gegenüber einer stationären Alm? Durch die wechselnden Standorte profitiere er immer wieder von der Neuheit des Angebotes, während er gleichzeitig Stammkunden gewinne, zu denen er später zurückkehre. „So einen positive Resonanz bekommen Sie bei keinem Restaurant“, beschreibt Lieb die Reaktionen. Gleichzeitig bleibe die mobile Alm mit ihrem vier bis achtwöchigen Aufenthalt immer etwas Besonderes. „Zum Italiener an der Ecke kann man immer gehen“, erklärt Lieb. Die wandernde Almhütte kann mit unterschiedlichen Elementen an den jeweiligen Standort angepasst werden. Die Standardgröße umfasst einen Innenraum von 130 Quadratmetern mit einem Küchenanbau. Der Außenbereich misst etwa 100 Quadratmeter. Die Teile werden als Stecksystem zusammengebaut. „So kann die Alm viele Male ohne Abnutzungserscheinungen auf- und abgebaut werden“, erläutert Lieb. Voraussetzung sei ein ebener, fester Untergrund. „Dann hinterlassen wir wenig Flurschaden“, sagt der Inhaber, der eine Rückkehr nach Hattersheim nicht ausschließt. „Es war eine schöne Umgebung, und die Nachfrage ist da.“

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