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Ex-Feuerwehr-Chef wird nach 34 Jahren wegen blindem Auge entlassen

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August 2001: Damals war die Welt für Wehrführer Horst Kanter noch in Ordnung. Er machte Werbung für 100 Jahre Feuerwehr Marxheim.
August 2001: Damals war die Welt für Wehrführer Horst Kanter noch in Ordnung. Er machte Werbung für 100 Jahre Feuerwehr Marxheim. © Archiv

Eklat bei der Feuerwehr Marxheim in Hofheim: Ex-Wehrführer Horst Kanter wird für "nicht mehr feuerwehrtauglich" erklärt. Seine Truppe ist schockiert.

Hofheim – Bei der Marxheimer Feuerwehr schwelt es schon länger, wenn auch mehr im Verborgenen. Zu einigen Austritten ist es bereits gekommen, aktive Feuerwehrleute haben, zum Teil nach Jahrzehnten bei der Marxheimer Wehr, auf diese Weise Konsequenzen gezogen. Nun sorgt eine neue Entwicklung für noch mehr Unmut: Horst Kanter, 20 Jahre Wehrführer und insgesamt 34 Jahre aktiv in der Einsatzabteilung, hat von Stadtbrandinspektor Dr. Andreas Schrell die Mitteilung bekommen, dass er nicht mehr feuerwehrtauglich sei.

Der 55-jährige Kanter, der Vorsitzender des Feuerwehrvereins ist, war 2016 auf einem Auge erblindet. Gleichwohl hat er aufgrund eines ärztlichen Gutachtens seinen Führerschein zurückerhalten und ist auch in seinen Beruf zurückgekehrt. Umso mehr hat es ihn, seine Familie und viele andere Kameraden getroffen, dass er nun ausgerechnet dort, wo er über Jahrzehnte seine Freizeit und viel Herzblut investiert hat, "aussortiert" werden soll.

Hofheim: Aufruhr in der Feuerwehr Marxheim nach Rauswurf

"So was hat's noch nie gegeben in Marxheim", drückt ein Feuerwehrmann sein Unverständnis für diesen Umgang mit einem so verdienten Kameraden aus. Nicht nur ihn hat diese Entwicklung bewegt, nun nicht länger über die Vorgänge zu schweigen, die in den vergangenen Monaten schon für viel Unmut gesorgt haben. Fest machen alle, die mit dem Kreisblatt gesprochen haben, die Probleme an der Person des Wehrführers. Jan Meiners steht mit seinem Führungsstil massiv in der Kritik. Von Mobbing ist die Rede, von nicht gehaltenen Versprechungen, von ungerechtfertigter oder aufgebauschter Kritik. 

Meiners könne gut reden, er manipuliere Menschen, ohne dass sie es merkten, drehe einem das Wort im Mund herum, verhalte sich unkollegial, so die Vorwürfe. Die, die diese Kritik äußern, räumen ein, dass nicht alle Feuerwehrleute ihrer Meinung sind. Einige wollten einfach nur in Ruhe ihren Dienst machen, andere seien auf Meiners Seite.

Hofheim: Marxheimer Wehrführer äußert sich in interner Mail

Auf die Bitte des Kreisblatts um eine Stellungnahme hat Wehrführer Meiners nicht reagiert. Oder zumindest nicht direkt. Denn in einer E-Mail an die Mitglieder der Einsatzabteilung habe er sich empört gezeigt über die Kreisblatt-Anfrage, heißt es. Die Sorge, als "Kameraden-Schweine" dargestellt zu werden und mit dem Schritt in die Öffentlichkeit das Ansehen der Feuerwehr Marxheim zu schädigen, hat denn auch viele Feuerwehrleute lange schweigen lassen. 

Auch Horst Kanter sei als Wehrführer nicht immer einfach gewesen, räumen Meiners Kritiker ein. "Aber man konnte immer mit ihm reden, und er hatte immer eine klare Linie." Das Vorgehen gegen Kanter, dessen Verdienste um die Wehr und dessen großer Einsatz hochgeschätzt werden, ist offenbar nun der Tropfen, der aus Sicht der Meiners-Gegner das Fass zum Überlaufen bringt. Weitere Austritte drohen.

Hofheims Stadtbrandinspektor zu Eklat in Marxheim: "An Brandschutz orientiert"

Bereits im Frühjahr hatten sich Mitglieder der Einsatzabteilung in einem Schreiben an den Ersten Stadtrat Wolfgang Exner (CDU), den zuständigen Feuerwehrdezernenten, gewandt und den Stil von Meiners beklagt. Exner und sein Stadtbrandinspektor Dr. Andreas Schrell verwiesen auf die geltende Rechtslage und stießen eine Mediation an. Schrell verfügte zudem, dass die Marxheimer Feuerwehr sieben Wochen lang von jeder Alarmierung auszunehmen sei, weil er Zweifel am nötigen Zusammenhalt der Wehr habe.

Die Kritiker von Meiners äußern sich im Nachhinein enttäuscht über diese Reaktionen. Wolfgang Exner zeigt sich seinerseits über die gesamte Situation sehr unglücklich. Wie alle Wehren der Stadt sei auch die Marxheimer eine tolle Feuerwehr, betont der Erste Stadtrat. Für ihn und Stadtbrandinspektor Schrell gelte: "Wir haben uns am Recht und der Sicherstellung des städtischen Brandschutzes zu orientieren." Meiners sei von der Marxheimer Feuerwehr selbst zum Einsatzleiter gewählt worden. Für die Vorwürfe gegen ihn gebe es "keinerlei Belege". Die Konflikte allein auf seine Person und die Kanters zu reduzieren, greife zudem zu kurz. "Das Gesamtbild ist viel komplizierter, als manche es hier darstellen wollen", so Exner.

Hofheim-Marxheim: Ausschluss aus Einsatzabteilung gegen Inklusion? 

Zum Ausschluss Kanters aus der Einsatzabteilung will sich der Feuerwehrdezernent nicht näher äußern, da es hier es um eine Personalangelegenheit gehe. Auf die Frage, ob ein Ausschluss aufgrund einer körperlichen Einschränkung nicht gegen den Inklusions-Gedanken sei, sagt Exner: "Das hat mit Inklusion nichts zu tun, da gibt es klare Regelungen in der Satzung." Ein Mitglied der Einsatzabteilung müsse feuerwehrtauglich sein. Was das heißt, ist allerdings schon eine Frage. Denn es gibt mittlerweile sogar Rollstuhlfahrer in Einsatzabteilungen, wie unter anderem die Fachzeitschrift des Deutschen Feuerwehrverbands berichtet.

Von Barbara Schmidt

Einen großen Schreck bekamen kürzlich die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Hofheim. Plötzlich stürzte ein Kran auf ihr Haus. Wie das passieren konnte, ist unklar. Die Feuerwehr Hofheim war schnell zur Stelle.

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