„Auftrag, Ansporn und Vorbild“

Hofheim: Elisabeth-Skulptur auf der Treppe von St. Peter und Paul geweiht
Hofheim. Galant und großzügig hatte Petrus, eigentlich doch neben Paulus Co-Patron der Hofheimer Pfarrkirche, dem Novemberregen gestern Morgen eine Pause verordnet. Ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum ersten Patronatsfest der gerade erst zu Jahresbeginn neu gegründeten Pfarrei St. Elisabeth Hofheim Kriftel Eppstein. Denn zum Festtag der heiligen Elisabeth von Thüringen, in der Kirchengeschichte eines der größten Vorbilder für die liebevolle Zuwendung zu Armen und Kranken, sollte die selbstgewählte Patronin auch bildlich einen festen Platz im Zentrum der Pfarrei erhalten - und zwar unter freiem Himmel.
Mit offenem Haar und barfuß
Bei Sonnenschein konnte so zu Beginn des Festgottesdienstes eine modern interpretierte Figur der Elisabeth von Thüringen auf der großen Kirchentreppe enthüllt und geweiht werden. Geschaffen hat sie die Künstlerin Birgid Helmy in ihrem Atelier im Rheingau. Eine Frau mit großer Präsenz, die alle Zeichen ihres Standes und ihres Reichtums abgelegt hat, kommt mit offenem Haar und barfuß die Kirchentreppe herab. „Raus aus der Burg“, so Dr. Stefan Hauck aus der Arbeitsgruppe der Pfarrei, sei der Arbeitstitel gewesen.
„Auf der Treppe, auf dem Sprung“, sei diese Elisabeth, so Pfarrer Helmut Gros. Dabei trage sie nicht nur „das Licht Gottes tief in sich“, sie halte in ihren Händen „das tägliche Brot des Alltags, um denen beizustehen, die Hilfe brauchen. So wird sie uns zum Vorbild“. Die Kinder, die ganz nah heran durften an die fast jugendliche Frauenfigur im langen, aber ganz schlichten königsblauen Kleid, forderte Gros auf: „Guckt mal, wie knusprig und schön dieses Brot ist“. Das Kunstwerk sei aber eben nicht nur da zur Bewunderung, sondern „Auftrag, Ansporn und Vorbild“, es der heiligen Elisabeth nachzutun.
Im Anschluss an die feierliche Segnung der Elisabeth-Figur wurde der Gottesdienst im Kircheninnern fortgesetzt. Dabei warfen Stefan Hauck, Künstlerin Birgid Helmy und die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Dagmar Hirtz-Weiser noch einmal Schlaglichter auf den Entstehungsprozess. „Wir wollten eine sichtbare Präsenz dieser Pfarrpatronin Elisabeth, damit eine Identifikation besser möglich ist“, erinnert Hirtz-Weiser. Von einem Abend über die historische Figur der Elisabeth, die im 13. Jahrhundert lebte und bereits im Alter von 24 Jahren starb, war unter anderem das Bild der Adeligen, die von der Wartburg herabstieg, hängengeblieben. Ein Abstieg auch im übertragenen Sinn, aus höchsten Kreisen hin zu denen in der Gosse oder den Elendsquartieren. So ist Elisabeth zur Caritas-Heiligen geworden, zur Patronin aller, die sich mit der Not der anderen, welches Gesicht auch immer diese gerade trägt, nicht abfinden wollen.
Künstlerin Birgid Helmy, die unter anderem auch die junge Frau mitgebracht hatte, die auf der Hofheimer Kirchentreppe Modell für das Kunstwerk gestanden hatte, hofft, dass mit der Einweihung der Figur der intensive Kommunikationsprozess, der ihr Werden begleitet habe „und für uns alle ein spannendes Erlebnis war“, nicht abgeschlossen ist, sondern jetzt erst recht beginnt.
Kunst als Einladung zur Kommunikation
Befördern soll das auch der Standort: Eine so ganz andere Heilige, gut sichtbar von der Hauptstraße her - das kann neugierig machen. Ein Schild mit kurzem Text lädt zur Auseinandersetzung ein, die per QR-Code noch vertieft werden kann.
Die Bildhauerin erläuterte, dass der Standort auf der Treppe, aber auch die Figur selbst am Ende den Ausschlag gaben, statt des zunächst diskutierten Werkstoffs Beton eine Ausführung in Kunststoff zu wählen, der mit Marmormehl und Pigmenten versetzt sei. Und da die Skulptur ja kein „Wegwerfmodell“ sei, sondern etwas Nachhaltiges, sei für sie dann auch die Verwendung von Kunststoff in Ordnung.
„Großartig“ und „unvergesslich“ seien die Atelierbesuche und Gespräche gewesen, verriet Dagmar Hirtz-Weiser. Pfarrer Helmut Gros dankte besonders der privaten Schullenberg-Stiftung, ohne deren Großzügigkeit die Anschaffung der Figur nicht möglich gewesen wäre.