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Braucht Hofheim mehr Kameras?

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Am Hofheimer Bahnhof haben Unholde kein schönes Leben. Dort wird ihr Tun nicht nur von dieser Kamera im Durchgang überwacht.
Am Hofheimer Bahnhof haben Unholde kein schönes Leben. Dort wird ihr Tun nicht nur von dieser Kamera im Durchgang überwacht. © Hans Nietner

Die Videoüberwachung an Busbahnhof gilt aus Sicht der Sicherheitsexperten als Erfolg. Sie hat allerdings ihre Grenzen – und ist zum Beispiel am Chinonplatz unnötig.

Weil der junge Mann mit der komischen Mütze dem Beobachter am Bildschirm merkwürdig vorkam, hat er schon mal bei der Polizei angerufen. Und tatsächlich – wenig später ist zu sehen, wie der Mann einer Passantin am Busbahnhof die Geldbörse aus der Tasche zieht, während sie den Fahrplan studiert. Kein Problem, der Streifenwagen ist da, kassiert den Dieb ein, und die Videoaufzeichnungen sind später vor Gericht ein wichtiges Beweismittel.

Für die einen ist das die Idealvorstellung von Sicherheit, für die anderen der Weg in den Überwachungsstaat – aber alle brauchen dieses Szenario gar nicht weiter zu diskutieren. Zwar gibt es am Busbahnhof und in der Umgebung Videokameras, sieben Stück an der Zahl, einbezogen sind auch der Durchgang zum Bahnhof und das Parkdeck. Und es wird geprüft, ob solche auch an anderen Stellen installiert werden sollen. Aber eine permanente Überwachung am Bildschirm ist nicht drin. Sie scheitert schon an den Kosten. Und ob es mehr Kameras geben wird, ist noch längst nicht entschieden.

Die Polizei zum Beispiel, die zu solchen Sicherheitsfragen immer eine fundierte Meinung hat, hält sich sehr zurück. „Wir lehnen zusätzliche Anlagen nicht grundsätzlich ab“, sagt der Pressesprecher der Polizeidirektion Main-Taunus, Daniel Kalus-Nitzbon. Aber befürwortet werden sie nur für Standorte, an denen es ein ganz konkretes Kriminalitätsgeschehen gibt. Dies sei beispielsweise für den Hofheimer Chinonplatz nicht gegeben, nimmt er Bezug auf eine Debatte, die schon stattgefunden hat. Dass Jugendliche dort gelegentlich Pizzaschachteln liegen lassen, mache das Rathausumfeld noch nicht zum Kriminalitätsschwerpunkt. Es würden zwar viele Ladendiebstähle gemeldet, aber die finden im Chinon-Center statt, nicht davor. Aus Sicht der Polizei kommt es bei weiteren Anlagen also darauf an, dass es nachweisbar Sicherheitsprobleme gibt. Die Anlagen am Busbahnhof ergeben aus polizeilicher Sicht schon einen Sinn. Etwa 20 Fälle im Jahr würden sich mit Hilfe dieser Kameras klären lassen, berichtet der Polizeisprecher. Zumeist handele es sich um Fahrraddiebstähle, gelegentlich aber auch um Körperverletzung oder Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Freilich lässt sich ausschließlich mit Hilfe dieser Anlage kein Gauner erwischen – genutzt werden können die Aufzeichnungen nur, wenn ein Tatverdächtiger zu erkennen ist, der von irgendjemandem identifiziert wird – entweder, weil ihn ein Zeuge erkennt, oder weil er der Polizei schon bekannt ist. Da diese viele „Stammkunden“ hat, gibt es solche Fälle schon. Von spektakuläreren Straftaten aber, die mit Hilfe dieser Kameras aufgeklärt wurden, weiß Nitzbon nichts zu berichten.

Gespeichert werden die Aufnahmen übrigens im Hofheimer Rathaus – die Stadt betreibt die Anlage. Wichtig sei es, dass Straftaten im Bereich des Busbahnhofs schnell angezeigt werden, sagt Rathaus-Sprecherin Iris Bernardelli. Nach fünf Tagen werden die Aufzeichnungen gelöscht, so will es der Datenschutz. Und der müsse ernst genommen werden, betonen Polizei und Stadt übereinstimmend. Immerhin hatte der Hessische Datenschutzbeauftragte den Hofheimern die Anlagen zunächst untersagt, möglich wurden sie erst durch gesetzliche Änderungen.

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