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Bürger können viel fürs Stadtgrün tun

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Wunderbares Entrée: So grün kann ein Vorgarten sein. Dieser hier findet sich am Rosenberg.
Wunderbares Entrée: So grün kann ein Vorgarten sein. Dieser hier findet sich am Rosenberg. © babs

In neuen Bebauungsplänen sind Schottergärten untersagt, Reaktionen auf die Serie.

Hofheim -Schottergärten sind nicht gerade das, was gegen Hitze in der Stadt hilft. Im Gegenteil. Denn scheint die Sonne, heizt sie die Steine auf, die diese Wärme dann in den Abendstunden erst langsam wieder abgeben. Die Mode, solche Gärten anzulegen, bevorzugt vor dem Haus, in der Hoffnung, so möglichst wenig Pflegearbeit zu haben, hat auch die Politik bereits auf den Plan gerufen. Doch nach Meinung der Stadt Hofheim ist das, was die Hessische Bauordnung dazu sagt, zu unkonkret, um neue Schottergärten auf dieser Basis wirksam durch die Bauaufsichtsbehörde, also den Main-Taunus-Kreis, verhindern zu können. So hat es der zuständige Stadtrat Bernhard Köppler auf Anfrage der Linken zu Protokoll gegeben. Schottergärten sind seit 2019 daher in neuen Bebauungsplänen der Stadt grundsätzlich untersagt. Darüber hinaus hat die Stadtverordnetenversammlung im Dezember vergangenen Jahres die Verwaltung beauftragt, eine Vorgartensatzung zu erarbeiten. Mit deren Hilfe soll erreicht werden, dass „die Nutzung, Gestaltung und Bepflanzung von Grundstücksfreiflächen und die Begrünung baulicher Anlagen in klimaangepasster Form“ erfolgen. Das Problem: Alles, was schon da ist, muss deswegen nicht rückgebaut werden. Immerhin kann diese Mode aber so nicht immer weiter um sich greifen. Der Satzungsentwurf ist laut Stadtsprecher Jonathan Vorrath mittlerweile erarbeitet. Er solle in einer der nächsten Sitzungsrunden vom Magistrat vorgestellt werden.

Das freie Grundstücksflächen nicht versiegelt werden dürfen, schreibe die Hessische Bauordnung schon lange vor, erinnert auch Stadtgärtner Thomas Hammer. Den eigenen Vorgarten „eher biodivers“ zu gestalten, „das ist nicht nur gut fürs Klima“, unterstreicht Hammer. „Denn wir müssen auch für die Insekten was tun“, sieht er beide Themen eng verbunden. Auch der Regenwurm oder die Vögel haben deutlich mehr Freude an einem Vorgarten ohne große Pflaster- oder Schotterflächen. Viele Pflasterflächen auf privaten Grundstücken würden gar nicht (mehr) benötigt, ist Hammer zudem sicher. Der Stadtgärtner glaubt, dass gerade in Vorgärten und auf Freiflächen am Haus die „Summe der Bürger“ viel mehr für mehr Stadtgrün tun könnte als die Stadt.

Viele Städte tun schon eine Menge, dieses Potenzial zu fördern. So gibt’s etwa in Düsseldorf eine ganze Themenreihe unter dem Stichwort „Mach’s bunt“, in deren Rahmen auch ein Seminar zur klimafreundlichen und artenreichen Gestaltung von Vorgärten angeboten wird. In Hofheim wollen zum Beispiel der BUND und die Gruppe „Essbare Stadt“ verstärkt Bürger animieren, mehr über das Gärtnern unter Aspekten der Artenvielfalt und der Klimaanpassung zu lernen. Informationen gibt’s natürlich auch im Internet. So unterhält das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung in Potsdam mit Förderungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Web-Seite gartenreich-projekt.de mit vielen Tipps und weiterführenden Links für alle, die gern naturverträglicher gärtnern möchten.

Dass so manche unserer Leser schon ganz gut unterwegs sind, um etwas für Natur und Klima vor der Haustür zu tun, zeigen übrigens auch die Reaktionen auf diese Serie. So hat uns der Hofheimer Lothar Höhn von einer efeubewachsenen Wand seines Gartens berichtet. „Das Efeu spendet viel Sauerstoff“, so Höhn, und langweilig sei die Wand dank der Kletterpflanze auch nicht mehr. Jutta Miene hat uns Bilder ihres schön begrünten Balkons geschickt. Schon seit Jahren wachsen hier „echter Bierhopfen, Passionsblume und Porzellanbeere“, schreibt die Sodenerin.

Und Renate Hofmann von der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt hat sogar eine Bürgerinformation der Stadt Hofheim aus dem Jahr 1985 „ausgegraben“, in der Stadtrat Rainer Dennig die Hofheimer auffordert: „mehr Grün in ihre und unsere Wohnumgebung zu bringen“. Die Themen: Pflanzkübel und Blumenkästen, Bäume und Baumpatenschaften, begrünte Innenhöfe und der „grüne Hausmantel“, der „im Winter vor Kälte schützt und im Sommer Wärme abhält“. Auch Pflanzen auf dem Balkon oder in Häusernischen könnten „wohltuend beleben“, heißt es in dem fast 40 Jahre alten Faltblatt. Grün verleihe „jedem menschlichen Lebens- und Wohnbereich die besondere Atmosphäre“, schreibt Stadtrat Dennig. Und: „Platz für Grün bietet sich auf kleinstem Raum.“ Eine wahrhaft zeitlose Erkenntnis.

Die grüne Wand in Lothar Höhns Garten im Ostend sorgt für Atmosphäre. „Das Efeu spendet viel Sauerstoff“, sagt der Hofheimer.
Die grüne Wand in Lothar Höhns Garten im Ostend sorgt für Atmosphäre. „Das Efeu spendet viel Sauerstoff“, sagt der Hofheimer. © privat
Kreisblatt-Leserin Jutta Miene aus Bad Soden nutzt das Katzennetz an ihrem Balkon als Rankhilfe. Daran zieht sie echten Bierhopfen und Passionsblumen. So hat sie sich selbst eine „Wohlfühloase“ geschaffen - und tut etwas fürs Klima.
Kreisblatt-Leserin Jutta Miene aus Bad Soden nutzt das Katzennetz an ihrem Balkon als Rankhilfe. Daran zieht sie echten Bierhopfen und Passionsblumen. So hat sie sich selbst eine „Wohlfühloase“ geschaffen - und tut etwas fürs Klima. © privat

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